So nachdem ich jetzt auch in Munich war und ziemlich beeindruckt den Kinosaal verlassen habe, möchte ich ein paar Zeilen dazu schreiben. Der Film ist anspruchsvoll, bewegend und auch schockierend zugleich. Spielberg hat endlich mal wieder gezeigt, was er auf dem Kasten hat. Da ich sowieso großer Anhänger von ernsten und realistischen Agentenfilmen wie zum Beispiel "Les Patriotes" oder "Die drei Tage des Condor" bin, war ich auf Munich besonders gespannt und nicht ganz sicher, ob ich da überhaupt rein gehen soll, da ich eher etwas kitschiges und übertrieben parteiisches erwartet habe.
Aber die Angst war absolut unbegründet, denn "Munich" ist eines der besten Werke in diesem Genre! Das Töten als Auftrag, der Blick in die Psyche und die komplette Szenerie im Europa der 70er Jahre wurden ausgezeichnet eingefangen und umgesetzt. Der Film besitzt aber auch ein paar ziemlich heftige Tötungsszenen, die mich aufgrund der authentischen Wirkung und dem zum Teil historischen Szenario mit einem leicht benommenen Gefühl zurückgelassen haben. Insbesondere die Hausbootszene (wer ihn gesehen hat, weiß was ich meine), wirkte so kalt, brutal und real, dass sie wirklich einen bleibenden Eindruck hinterließ. Eric Bana hat, wie die meisten anderen Schauspieler, absolut überzeugend gespielt. Die Charaktere wurden sehr gut herausgearbeitet. Der Bombenbauer, der Kommandeur (der ironische Weise auch der jüngste der Gruppe war), der Spurenverwischer usw. Alle haben gut in ihre Rollen gepasst und wirkten sehr überzeugend.
Sicherlich muss man Interesse für die Thematik aufbringen, sonst können einem die ein, zwei Längen des Filmes zu schaffen machen. Er geht nämlich relativ lange und besteht nicht nur aus Spannung und Action, sondern auch aus einigen Konversationen und Blicken in die Psyche der Agenten. Aus politischer Sicht hätte ich ehrlich gesagt nicht so einen einigermaßen objektiven Beitrag von Spielberg erwartet. Er geht anders an das sensible Thema ran, als es die meisten "Hollywood Regisseure" tun würden.
Der Film regt zum Nachdenken an und eine Intention Spielbergs, wegen der er auch bei einigen Personenkreisen aneckte, ist sicherlich die Absurdität von Aktion und Reaktion aufzuzeigen und dass sich dabei die Welt nicht unbedingt ins Postive ändert, sondern die Spirale der Gewalt nur weiterhin vorangetrieben wird, wenn sich die Menschen nicht auf einem anderen, friedlichen Wege einig werden und essentielle Probleme durch Kompromisse lösen.
Letztendlich ist Munich ein absolut anspruchsvolles, exzellent umgesetztes und zum Teil auf historischen Tatsachen beruhendes Agentendrama, von denen ich mir gerne noch mehr ansehen würde. Die actionreichen und spannenden Szenen sind sehr intensiv und entfalten im Kino ihre volle Wirkung. Manche Szenen hätte man noch etwas länger zeigen können und die Schnitte wirken manchmal etwas unglücklich. Aber nichtstdesto trotz ist der Film einfach beeindrucken und gefällt mit außerordentlich gut, da es nur sehr wenige gute und realistische Agententhriller/dramen gibt.
Ausserdem bin ich schon seit langem nicht mehr so nachdenklich aus einem Film gegangen, selbst Tage später habe ich immer wieder mal über den Film nachgedacht, was bisher nur wenige Filme geschafft haben.
10/10 Punkten