VIOLENT COP – der Erstling vom Meister der japanischen Gangster-Melancholie, Takeshi Kitano.
Wer seine großen Filme („Hana-Bi“, „Sonatine“, „Brother“) kennt, der weiß, dass der gute Herr Kitano ganz gern mal ruhigere Töne anschlägt und Gefühle durch die Fassaden der ernsten Yakuza-Minen hindurchschimmern lässt.
Von alledem ist hier nichts vorhanden. Kitano schlüpft in die Rolle von Azuma, einem Polizisten mit eisernen Prinzipien, welcher beim Lösen seiner Fälle aber auch nicht vor unorthodoxen Methoden zurück schreckt.
Im Gegenteil: Hier werden einem Verdächtigem Drogen untergejubelt, da wird ein Flüchtiger mit dem Auto überfahren, eine ein Geständnis erzwingende Ohrfeigen-Orgie ist so lang, dass man währenddessen Eier hart kochen könnte, und gegen Ende nimmt Azuma das Gesetz komplett selbst in die Hand…
Emotionen werden hier also klein geschrieben. Hie und da kommt inmitten des rauen Polizisten-Alltags aber noch der stark sarkastische und kaum merkliche Humor Kitanos zum Vorschein:
Einer Kellnerin, die ihn nach seinem Beruf fragt, antwortet er zum Beispiel salopp: „Wir sind ein Pistolenversandhaus.“
Und als er einmal überpünktlich am Tatort erscheint, bemerkt ein Kollege: „Herr Azuma, so schnell hier!?“, woraufhin Azuma antwortet: „Ja, ich bin der Täter!“
…rabenschwarzer Kitano-Humor eben, der aber nur an sehr wenigen Stellen an die Oberfläche schwappt.
Weniger sparsam und zimperlich breitet Kitano hier die Palette seines Lieblings-Themas, der Darstellung von Gewalt, aus: geboten werden u.a. viele blutige Einschüsse, jede Menge harter Prügel und eine megaheftige, von klassischer Musik untermalte Baseballschläger-Attacke in Zeitlupe.
Die Gewalt zuckt, wie in seinen anderen Meisterwerken, blitzartig und unerwartet auf und unterbricht den ruhigen, fast statischen Erzählfluss.
Allerdings werden Gewalt und Tod ganz Kitano-like nicht mit Emotionen oder Gefühlseinbrüchen vermengt. Zwar ist der ganze Film von einer tristen, pessimistischen Grundstimmung durchzogen und auch Kitanos Charakter Azuma wirkt sehr „lebensverneinend“ und „todessehnsüchtig“, allerdings scheint Kitanos / Azumas Stolz zu groß zu sein, um dem Zuschauer seine Emotionen (= Schwäche) einzugestehen.
Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich bei VIOLENT COP ja um Kitanos Regie-Debut. Im Vergleich zu späteren Kitano-Filmen fällt der „brutale Bulle“ daher tatsächlich noch etwas unausgegoren aus. Die Story und ihr Aufbau sind ziemlich verwaschen, kommen also nicht wirklich sonnenklar raus, und die Handlung verkommt neben Azumas Gewaltausbrüchen fast schon zur Nebensache.
Mehr Schelte will ich aber nicht betreiben, da VIOLENT COP wie eben auch spätere Kitano-Werke über diesen herrlich traurig-ruhigen Erzählstil verfügt, welcher mich seit „Hana-Bi“ in seinen Bann geschlagen hat.
Ernste, starre Mimen, wenig Dialoge und lange Gesprächspausen also mal wieder en masse…
Mein Fazit:
VIOLENT COP ist ein hammerharter Polizisten-Thriller, der sämtliche westlichen Maßstäbe in den Schatten stellt.
Mit Sicherheit nicht Kitanos Bester, aber definitiv jedem „Dirty Harry“ oder „Death Wish“ vorzuziehen…