Der Anfang ist krass: heftiges Schnaufen im ungezügelten Paarungstrieb, seltsam unerotisch daherkommende Bilder enthemmter Sexualität: ineinander verklammerte Leiber, den Schwanz in der Hand, im Mund oder zwischen den Schenkeln - aber all diese Szenen entsprechen beileibe nicht dem gelackten Hochglanzporno gängiger Machart. Ganz im Gegenteil: was sich da einmal wöchentlich am Mittwoch zum (ungepflegten) Quickie trifft, sind zwei Großstadtindividuen (Jay und Claire), deren unausgesprochene Vereinbarung - keine Gefühle zuzulassen, sondern allein dem anonymen Sex zu frönen - im Verlauf des Films durch das Handeln des männlichen Protagonisten immer mehr in Frage gestellt wird. Tatsächlich erfährt die alte These, wonach der blinden Triebökonomie ein Mindestmaß emotionaler Substanz beigemischt sein muss, damit sie auf Dauer "funktioniert", ein überzeugendes filmisches Argumentationsmuster.
Die vielerorts besprochenen bzw. inkriminierten Szenen sind zu keinem Zeitpunkt voyeuristischer Natur (sondern eher abturnend), und illustrieren lediglich die emotionale Wüste der Protagonisten; zudem verlagert sich das Gewicht des Filmes zusehends auf deren psychologische Verfassung und Beziehungsmuster.
Immanente Gimmicks dieses (gemessen an seinem Anspruch) insgesamt gelungenen Filmes sind noch dass
a) der am Ende nur noch verzweifelte und unter Lügen zustande gekommmene Verstoß in auch emotionale Nähe, in Biographie und "Liebe" vom anfangs ach so coolen Jay ausgeht;
b) Claire im Rahmen ihrer Amateuer-Theatertruppe ausgerechnet die Rolle der extrem verschüchterten, sexuell unberührten Laura aus Tennessee Williams "Glasmenagerie" verkörpert.
Verstörend, spannend, kontrovers. Besser als jedes konventionelle Gefühlskino.
Mindestens 7/10