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Auf frischer Tat ertappter Etikettenschwindel. Der auch als „Django 2“, aber hierzulande vor allem als „Django – Der Rächer“ bekannt gewordene „Texas, addio“ ist auch nur eines der vielen Synchronverbrechen, die nach dem Erfolg von Corbuccis Original hierzulande aus dem Boden schossen, um mit dem hinreichend bekannten Namen Assoziationen glauben zu machen, wo gar keine waren. Nun, die Hauptfigur wird wieder von Westernikone Franco Nero verkörpert, das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Fraglich, warum Kinowelt in ihre Box ausgerechnet neben dem Original und dem ohnehin nicht mehr dem Italo-Western entsprechenden Spätwerk „Djangos Rückkehr“ ausgerechnet diesen arg durchschnittlichen Genrebeitrag packte. Da gibt es weitaus bessere Nachahmer.

Regisseur Ferdinando Baldi (auch Autor) muss sich jedenfalls ganz klar hinter Leone, Corbucci und Co., zumindest was den Spaghetti-Western angeht, in die zweite Filmemacherliga einordnen. Er zwar nicht so fleißig wie seine Kollegen dieser Zeit aber neben dem immerhin sehr ordentlichen „Joe, der Galgenvogel“ findet sich auch das unsägliche Westernmusical „Blaue Bohnen für ein Halleluja“ in seiner Filmografie als Schandfleck wieder, was schon einiges über den Regisseur aussagt.

Um seine inszenatorischen Fähigkeiten ist es zudem genauso durchschnittlich bestellt, wie um seine Qualitäten als Drehbuchautor, weswegen auch in „Django – Der Rächer“ einmal mehr sich nur Franco Nero, dessen Ego im Original eigentlich Burt heißt, hervorhebt. Seine stoische Miene, das sparsame Mundwerk, der stoppelige Bart, die durchdringenden Augen und der obligatorische Zigarillo sind die Markenzeichen des Antihelden dieser Zeit und kaum jemand konnte sie so perfekt auf sich vereinen wie Nero. Genau davon zehrt der Film.

Denn der Plot um Sheriff Django, den es nach Mexiko zieht, um dort gemeinsam mit seinem jungen Bruder Jim (Alberto Dell'Acqua, sonst meist nur kleine Nebenrollen) den Mörder seines Vaters aufzuspüren und zurück nach Texas zu bringen, um ihn dort den Prozess zu machen, gibt bis auf eine missglückte Überraschung nichts Nennenswertes her. Zumal gar nicht klar wird, warum Django erst nach so vielen Jahren loszieht und während ihrer Reise ab und an x-beliebige und für die Handlung völlig unwichtige Füllszenen, wie, nachdem sie zu Fuß weiterziehen, der kurzerhand gelöste Überfall der Mexikaner und den daran anschließenden äußerst schwachsinnigen Minidialog (Jim hat seinen ersten Mann getötet...), eingestreut werden.

In Mexiko selbst herrscht natürlich gemäß der weit verbreiteten damaligen Vorstellungen ein alle unter seinen Fittichen knuten lassender Großgrundbesitzer, weshalb die Bevölkerung unter der Führung eines Winkeladvokaten zaghaft mobil macht. Weder das einfallslose Drehbuch, noch die wirklich lahme Inszenierung von Baldi, der sich einfach zu nah an den U.S. – Motiven hält, anstatt sich auf die nahezu stets pessimistische und elementar auf Aspekte wie Habgier, zynische Wertvorstellungen oder Rache setzende Atmosphäre des Italo-Westerns zu verlassen, weisen irgendwelche Höhepunkte oder Kniffe auf. Vor allem der kitschige Beginn mit seiner idyllischen Musik und Picknickzuschlag zeigt zu deutlich auf, in welche Richtung Baldi hier eigentlich dreht. Daran soll sich bis zum Schluss, trotz des deutlichen Kampf der Unterdrückten gegen den Unterdrücker, nicht viel ändern. Klassische Revolverduelle fehlen hier völlig. Das einzige Zugeständnis bleibt eine tödlich ausgehende Barschlägerei, wobei auch die nicht unbedingt typisch ist.


Fazit:
Bestenfalls durchschnittlicher, weil völlig belangloser Italo-Western, der sich tendenziell ungewöhnlich nah an den U.S. – Vorbildern orientiert, in Bezug auf Inszenierung und Drehbuch aber keine nennenswerte Akzente setzt und sichtlich von Neros Mythos abhängt. Der oft nicht zu den Bildern passende Score spricht eine Sprache für sich, was Baldis Künste angeht. Erwähnenswert vielleicht noch, dass auch hier Enzo Barboni, der spätere Spencer/Hill-Regisseur die solide Kameraarbeit verantwortete.

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