Sie gehörten in den Achtzigern in jedes gut bestückte Kinderzimmer und waren für den Hersteller Mattel über Jahre hinweg eine Goldgrube sondergleichen. Die Mädchen hatten ihre Barbies und die Jungen ihre „Masters of the Universe“. Ich muss zugeben seinerzeit auch viele Stunden mit He-Man und seinen Kollegen verbracht zu haben. Stunden voller epischer Kampfhandlungen, ausgefeilter Choreographien und beeindruckender Spezialeffekte zwischen meinem Hochbett und dem Schreibtisch waren die Folge. Man konnte seiner Phantasie freien Lauf lassen und diese Kerle waren einfach gemacht für den ewigen Kampf gegen Gut und Böse. Den Rest besorgten die TV-Serien und die Hörspiele abends vorm Einschlafen. Pädagogisch wertvoll waren die Themen vermutlich weniger, aber sie sorgten für jede Menge Faszination und Spaß beim Spielen! Ja, ich wurde bereits früh verdorben.
Nun erkannte auch die findige Cannon Group recht spät das Potential der Franchise, kaufte die Filmrechte und entschloss sich zu einer originalgetreuen Real-Verfilmung, deren Finanzierung sich aber schnell als unmöglich erwies. Dafür besaß das Independent-Studio einfach nicht die Mittel und obwohl man für „Masters of the Universe“ ein studiointernes Rekordbudget loseiste, traf der fertige Film nur noch auf wenig Gegenliebe. Zum einen war der Wiedererkennungswert eher gering und zum anderen hatte sich die Franchise zu diesem Zeitpunkt leider bereits überlebt. Im darauffolgenden Jahr wurde die Produktion der Figuren gar ganz eingestellt.
Ich kann zugegebenermaßen jeden verstehen, der damals wie heute den Film als überflüssigen Müll abtut, denn das ist er eigentlich auch. Aber Liebhaber des naiven Actionkinos der Achtziger, die gern mal in Nostalgie baden, werden mit diesem charmanten Retro-Fantasy-Charme gerade wegen seines Trashappeals eine ungeheuer unterhaltsame Zeit verbringen. Das Drehbuch klaut sich seine Ideen neben diversen Designs offensichtlich nur so aus „Conan the Barbarian“ und der „Star Wars“ – Trilogie zusammen, die altbackenen Effekte waren bereits damals schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit und als Highlight gibt es ausgerechnet Dolph Lundgren, der nach seinem beeindruckenden Auftritt in „Rocky IV“ seine erste Hauptrolle erhielt.
So schrecklich viele Gemeinsamkeiten mit den Vorlagen bringt der Film nicht mit, wenn man mal vom Kampf Gut gegen Böse absieht. Auf Eternia herrscht, wie gehabt, Krieg um Castle Grayskull, wo Skeletor (Frank Langella, „Cutthroat Island“, „The Ninth Gate“) sich nun auf dem Thron räkelt und die Zauberin (Christina Pickles, „Legends of the Fall“, „The Wedding Singer“) in einem Kraftfeld gefangen hält. Um Meister des Universums zu werden, braucht er allerdings noch He-Mans Schwert. Bei dem Versuch die Zauberin zu befreien, serviert er ihm das auch fast auf dem Silbertablett, kann in letzter Sekunde aber noch vor der Übermacht fliehen. Dank eines ominösen kosmischen Schlüssels landet er zusammen mit seinen Freunden Man-at-Arms (Jon Cypher), Teela (Chelsea Field, „The Last Boy Scout“, „Extreme Justice“) und dem kleinwüchsigen Erfinder Gwildor (Billy Barty, „Rumpelstiltskin“, „Willow“) in unserer Gegenwart. Klar, dass Skeletor, der flugs Google Earth anschmeißt, äußerst ungeduldig bald Truppen hinterherschickt.
Die Handlung ausgerechnet in die Realität zu verlegen, erweist sich natürlich zunächst als ungeschickter Schachzug, weil ein kompletter Film auf Eternia wesentlich interessanter für die Fans gewesen wäre. Die Möglichkeiten eines solchen Szenarios macht die Exposition auch ziemlich gut deutlich, denn He-Man battelt sich dort inklusive Anhängerschaft mit Schwert und Laserkanone gegen zig Schergen, befreit Gwildor und landet schließlich auf Grayskull. Die Sets sind, soweit es das Budget zuließ, relativ kreativ gestaltet und es entwickelt sich wirklich Flair. Ein fahler Beigeschmack bleibt zwar, weil selbst für damalige Verhältnisse viel improvisiert ausschaut, aber den Filmspaß trübt dies nicht.
Vermutlich aufgrund von Budgetproblemen entschloss man sich zu diesem Drehbuchkniff das Geschehen in unsere Gegenwart zu transferieren, woraus immerhin dezente Selbstironie resultiert. Die erste Lebensform, auf dass das Quartett trifft, ist ausgerechnet eine Kuh und wenig später angelt man sich ein Topf voller Rippchen, den man schnell wieder angeekelt los wird, als Man-at-Arms den Ursprung der leckeren Mahlzeit erklärt.
Leider hält sich auch der Wiedererkennungswert der Figuren weitestgehend in Grenzen, wobei vor allem Skeletor mit seiner Latexmaske unfreiwillig komisch ausschaut, aber zumindest noch auszumachen ist. Dagegen fehlen Orko und Battle Cat gar völlig, während auf beiden Seiten ganz neue Charaktere mit ins Geschehen eingreifen. Einige Figuren wären vermutlich aufgrund zu teurer Tricktechnik nicht machbar gewesen, aber ein wenig mehr Sorgfalt hätte man schon an den Tag legen dürfen.
Dafür drängt Regisseur Gary Goddard, eigentlich ein Entwickler für Attraktionen in Themen-Freizeitparks (!), auf möglichst viel Kurzweiligkeit und präsentiert die Geschichte ebenso schnörkellos. Die Handlung beschränkt sich nach dem Dimensionssprung auch eigentlich nur auf die regelmäßigen Klopp-, Stech- und Schießeinlagen zwischen den konkurrierenden Parteien. Skeletor will den Dimensionsschlüssel und He-Mans Schwert, während der seinerseits die Zauberin befreien und seinen Erzfeind vom Thron stoßen will.
In die Konfrontation werden auf der Erde auch die junge Julie Winston (Courteney Cox, „Friends“, „Scream“) verwickelt, die, genau wie ihr Freund, lustigerweise die seltsamen Figuren nach einer kurzen Erklärung vorbehaltlos für voll nehmen und munter mitmischen, während der ungläubige Cop Lubic (James Tolkan, „Top Gun“, „Viper“) unter polternden Verbalausbrüchen das Kostümfest am liebsten abblasen möchte. Da bedankt man sich schon einmal gern bei den Dialogschreibern der deutschen Synchronisation, die Tolkan vermutlich bessere Sätze in den Mund legten, als das Original eigentlich hergab.
Für genügend Abwechslung wird dabei gesorgt. Mal kramt Gwildor eine Erfindung aus und motzt damit unter anderem ein Auto auf, dann pflegt Skeletor over the top seinen Ruf als unbarmherziger Alleinherrscher, der weder Widerspruch noch Versagen duldet und dann dudelt eben mal irgendwer auf dem Dimensionsschlüssel herum oder es wird eben wieder gekloppt und geschossen bis irgendwas in Flammen aufgeht. Zerlegt wird auf der Erde schon einiges, wovon, abgesehen von den direkt Beteiligten, aber niemand Notiz nimmt, obwohl man die halbe Stadt in Schutt und Asche legt und durch das Dimensionstor auch irgendwann größeres Gerät geschafft wird. Diese düsteren Aufnahmen bei Nacht finde ich persönlich übrigens richtig gelungen. Die haben so etwas Unheil verkündendes.... Apokalyptisches an sich...
Ohne Frage steckt ziemlich viel Liebe zum Detail in dem Film, woraus sich schließen lässt, dass zumindest die Crew wirklich mit besten Absichten an die Produktion ging, auch wenn das Studio zu wenig Geld locker machte. Allein die wirklich nicht vernachlässigten Actioneinlagen können in Anzahl und Qualität überzeugen, auch wenn nie wirklich spektakuläre Kampfszenen gezeigt werden. Meist belässt man es bei barbarischem Gekloppe und Rumballerei mit Laserpistolen, während später ähnlich wie auch in „Highlander II: The Quickening“ auf fliegenden Skateboards durch die Luft gesaust wird.
Der Endkampf, übrigens von der Idee her komplett aus „Star Wars: Episode VI - Return of the Jedi“ entliehen, zwischen den beiden Kontrahenten erweist sich allerdings als etwas unspektakulär, zumal Dolph Lundgren in Lendenschurz ungewohnt unauffällig als muskelbepackter Weltenretter durch den Film marschiert. Da sollte er in den folgenden Jahren doch viel charismatischere Auftritte bewerkstelligen. Wenigstens fallen rings um ihn herum auch keine Darsteller völlig aus der Rolle. Billy Barty darf allerdings ein paar köstliche Auftritte hinlegen und auch Frank Langella hat als Skeletor ganz offensichtlich seinen diebischen Spaß knüppelernst demonstrativ keine Gnaden walten zu lassen, damit er sich als unbarmherziger Bösewicht profilieren kann.
Fazit:
Mit der eigentlichen Franchise hat „Masters of the Universe“ nur noch rudimentär etwa zu tun. Zu viel wurde abgewandelt und verfälscht oder ersetzt, als dass man noch von einer adäquaten Adaption schreiben könnte.
Freunde altmodischer naiver Fantasystreifen sollten dennoch auf ihre Kosten kommen, denn trotz seiner Budgetmängel wurde aus dem Film noch ein überraschend kurzweiliges Erlebnis mit viel Action und pyrotechnischem Budenzauber. Wem der Faible für solche Stoffe allerdings fehlt, wird hierzu keinen Zugang finden. Als Relikt der guten alten Achtziger sicher besser zu gebrauchen, weil herrlich unkompliziert und unverfälscht. Ich persönlich hätte mir zwar auch lieber ein Drehbuch gewünscht, dass die Handlung komplett auf Eternia platziert, kann mich mit diesem vor allem heute ziemlich witzigen Ergebnis aber gut anfreunden. Sympathien kann die Produktion allemal einheimsen und den übrig gebliebenen Enthusiasmus der Crew kann man auch noch ausmachen.