Selbst mit stolzen 79 Jahren scheint Trash-Papst Roger Corman sich nicht zur Ruhe setzen zu wollen und produziert weiter untriebig B-Movies von stark schwankender Qualität.
„The Hunt for Eagle One“ ist ein ausgerechnet auf den Philippinen abgedrehter und dort auch angesiedelter Militär-B-Actioner mit einer grundlegenden Prämisse, die man bereits aus „Black Hawk Down“ kennt.
Dass der Film nicht im Morast überflüssiger B-Produktionen versumpft, hat er eigentlich nur Regisseur Brian Clyde („Rage and Discipline“) zu verdanken, zaubert der mit dem üblich knapp kalkulierten Budget von Sparfuchs Corman ein sehr ansehnliches B-Movie, das nur selten böse Erinnerungen an ähnlich gelagerte Stoffe weckt, die bekanntlich besonders gern in den Achtzigern dort gedreht wurden.
Gleich zum Auftakt gibt es eine mehrminütige, nächtliche Landung in „Saving Private Ryan“ – Manier mit viel Wackelkamera in grobkörnigen Bildern, bei der sich eine Horde U.S. Marines mit philippinischen Rebellen anlegt, die laut des kommandierenden General Frank Lewis (Rutger Hauer, „Blade Runner“, „The Hitcher“) die Al Qaida supporten, weswegen die amerikanischen Streitkräfte den unfähigen, philippinischen Regierungstruppen mal eben zur Beseitigung des Rebellen-Problems ein wenig Feuerkraft zur Seite stellen.
Nur leider läuft nichts wie geplant, die Rebellen holen einen U.S. - Helikopter mitsamt Captain Amy Jennings (Theresa Randle, „Bad Boys“, „Spawn“) und einem lokalen Offizier vom Himmel und nehmen beide nach einem kurzen Gefecht als Geiseln, um das Standardprozedere abzuhalten: Foltern, Informationen erhalten, etc.
Während dessen wird Lt. Matt Daniels (Mark Dacascos, „Crying Freeman“, „Drive“) mitsamt der üblichen Mannschaft (Sniper, Übersetzer, Sprengstoffspezialist etc.) spezialisierter Marines losgeschickt, um sie da heraus zu holen.
In gut 85 Minuten gelingt Clyde hier ein soweit kurzweiliges B-Movie, das komplett im Dschungel abläuft, auf Stock Footage verzichtet und von wiederkehrenden Scharmützeln am Leben gehalten wird. Das Niveau des wirklich cool gefilmten Auftakts, wo auch Bazookas und Granatwerfer zum Einsatz kommen, erreicht er nicht mehr ganz und bisweilen sieht man einigen, wenigen eintönigen Shootouts auch an, dass die finanziellen Möglichkeiten arg limitiert waren, aber Clyde ist dank seiner sich ewig in Bewegung befindlichen Steadycam sehr geschickt darin, das beschränktes Budget unter anderem auch mit Farbfiltern zu verstecken. Ich hoffe der Mann bekommt in Zukunft höher budgetierte Projekte, denn Talent hat der Mann allemal und das Dschungel-Gelände konnte er kaum besser nutzen.
Rutger Hauer und Mark Dacascos sind hier dagegen eigentlich überflüssig. Hauer, ein wenig lustlos und übergewichtig, sitzt fast nur herum, raucht Zigarre, palavert vor der lokalen Presse und erklärt, hat ansonsten aber nichts zu tun, während Mark Dacascos als Squad-Leader völlig austauschbar bleibt und nichts von seinen Kampfkünsten zeigen darf. Schade, wie tief dieser begnadete Kämpfer inzwischen für einen Gehaltsscheck gesunken ist. Vor 3 Jahren hat es in „Cradle 2 the Grave“ noch zu einem Kinoauftritt gereicht.
Bis auf die unauffällige Theresa Randle wird der Rest von einheimischen Darstellern bestellt, die soweit solide agieren und oft im O-Ton behalten wurden.
Beim Versuch den Marine-Slang nachzuahmen, bleibt es für die Beteiligten übrigens auch. Ein kehliges „HUA“ braucht wohl längeres Training ;).
Überraschungsfrei und sehr linear handelt Brian Clyde das einfältige Drehbuch von Michael Henry Carter („Bloodfist 2050“) ab, um nach etlichen kleinen Scharmützeln, entweder inmitten des Dschungeldickichts oder in kleinen, oft zerstörten Dörfern, wo u.a. Selbstmordattentäter warten, das Nest der Rebellen auszuheben und damit General Lewis doch noch einen glorreichen Tag zu bescheren, weil Jennings Freiheitsdrang nicht ausreicht, um ihren Kidnappern zu entkommen. Patriotismus kocht zwar nur beizeiten hoch, aber die vielen Terroristen-Klischees sind teilweise schön dick aufgetragen.
Da bleiben die oberflächlichen Stereotypen natürlich zugunsten des reibungslosen Ablaufs auf der Strecke und eine gewisse Eintönigkeit stellt sich dank der sich wiederholenden Szenarien auch ein, doch einen Genrefan schreckt das wohl nicht ab.
Abschließend will ich noch einmal die Regiearbeit von Brian Clyde loben, der immerhin einen kurzweiligen B-Actioner zustande bekommt, wie sie unter Roger Corman längst keine Selbstverständlichkeit sind. Auch wenn seine Inszenierung hin und wieder durchscheinen lässt, dass das Budget relativ niedrig zu sein schien, so ist das stets ausführliche Kampfgetümmel, nach dem man die Uhr stellen kann, immer schick umgesetzt. Er geizt nicht mit MG-Sperrfeuer. Munition, Explosionen, Granatbeschuss und Einschlägen. Die Soundkulisse ist meist auch laut und wummernd, die Waffen vielfältig und zum Schluss wird dann auch noch die dicke Artillerie ausgepackt.
Die Vorgehensweise der Marines (Vorpirschen, Deckung geben, etc.) sieht meist authentisch aus, was dafür sprechen könnte, dass ein militärischer Berater am Set war, da man eine Horde Soldaten in B-Movies doch nur zu oft, wie eine Horde Hühner durchs Dickicht stapfen sieht.
Fazit:
Dank Regisseur Brian Clyde, der hier wir einst bei „Saving Private Ryan“, viel mit Steadycam und grobkörniger Optik in Verbund mit Farbfiltern arbeitet und „The Hunt for Eagle One“ damit zu seinem sehenswerten, kurzweiligen Militär-B-Actioner im Dschungel mit nur wenigen Längen und dafür umso mehr reichhaltig gedeckten Schlachtpaletten, die in ihrer Vielfalt und Umsetzung kaum Wünsche offen lassen, macht, greift der Genrefan hier ohne bedenken zu. Die Philippinen haben sich ausnahmsweise einmal nicht als schlechtes Omen erwiesen und Roger Corman hatte Glück, so einen talentierten Filmemacher entdeckt zu haben. Nun ja, der alte Recke hat ja schon ganz anderen Regisseuren zu einem Karrierestart verholfen. Mal schauen, was Brian Clyde so als nächstes anpacken wird.