Review

Die Neuverfilmung des Erich Kästner Buches mutet in den ersten Minuten wie ein Lufthansa-Werbefilm an, was aber ganz nebenbei und vielleicht sogar bewusst den Zeitgeist weltumspannender Reisefreiheit der 70er Jahre dokumentiert.
Auch der berührungsangstfreie Umgang des Lufthansa-Kapitäns mit dem kleinen Johnny Trotz und des Lehrkörpers mit den anderen Kindern des Internats wirkt heute leicht seltsam, spiegelt aber auch eine normal heile Welt wieder, als die viele die 70er erlebt haben oder gern so in Erinnerung behalten wollen.
Auch wenn Paukerfilme seinerzeit sehr beliebt waren, ist das "fliegende Klassenzimmer" kein Streichefilm, sondern mit guten wie abschreckenden Beispielen eher ein Lehrstück und Plädoyer für gegenseitigen respektvollen Umgang miteinander. Besonders in der Szene, als der Deutschlehrer vor versammelter Klasse einem Schüler auszurichten aufträgt, dass dessen Vater sich mehr um seinen Sohn kümmern solle, entgeht auch den Mitschüler nicht die absurde Komik dieses "rollengerechten" Dialogs, da besagter Schüler ja sein Sohn ist und er es sich quasi selbst bestellen lässt. Dass dies ohne Gesichtsverlust gleich auch Entschuldigung oder Bitte um Nachsicht an den Sohn ist, darf vielleicht als Wunsch verstanden werden, dass wir alle häufiger mal "um der Sache Willen" aus festgefahrenen Rollen heraus treten. Kleine und große Probleme der Pennäler werden besprochen, geklärt und zu guter Letzt auch mit Hilfe derer gelöst, die es sich leisten können. So kann es gehen.

Die Verfilmung des Loblieds auf die Freundschaft und den gesunden Menschenverstand, die auch im Umgang mit Gewalt, Mobbing, Baustellensicherheit und nicht zuletzt auch Nikotin in vieler Hinsicht heute nicht "gesellschaftlich korrekt" empfunden werden kann, weckt vielleicht auch gerade deshalb erfrischend unverkrampft eine unterschwellige Sehnsucht nach einer Zeit, in der Vertrauen scheinbar nicht so oft missbraucht wurde und das Eintreten füreinander einen höheren Wert hatte, als materieller und finanzieller Status.

Bleibt zu hoffen, dass sich auch kommende Generationen diese Verfilmung nicht nur zur familienfreundlichen Unterhaltung einmal anschauen.

Am Massstab seiner Zeit eine gelungene Literaturverfulmung (8/10)

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