Review

Eigentlich begann die Auflebung des Slashers mit John Carpenter´s "Halloween", doch auch anfang der 70er Jahre gab es schon einige Filme, welche nach diesem Schema funktionierten. "Jessy - Die Treppe in den Tod" gehört zu diesen Filmen, wurde aber erst durch das Remake "Black Christmas" wieder entdeckt. Bisher wurde dieser Film noch nie im deutschen Fernsehen gezeigt. Regisseur Bob Clark (Der Harte und der Zarte) trug mit diesem Beitrag sehr wohl zum Grundkonzept des Slashers bei, obwohl man seinen Film auch einfach in die Kategorie Psychothriller stecken könnte. Dies ist eines der wenigen Male, dass mir ein Remake besser mundete, hier hatte ich doch mehr erwartet.

Das Fest der Liebe steht vor der Tür, doch eine Mädchenverbindung bekommt von einem Unbekannten obszöne Anrufe. Kurz darauf verschwindet eines der Mädchen spurlos. Lieutenant Fuller (John Saxon) steht vor einem Rätsel, zudem wird bald die Leiche eines Kindes im Park gefunden. Während die halbe Stadt auf der Suche nach Spuren des Täters und nach dem verschwundenen Mädchen ist, beginnt für Jessy (Olivia Hussey) und ihre Freundinnen ein Alptraum. Die komischen Anrufe nehmen zu, die Mädchen werden dezimiert und zu spät merkt Jessy, dass der Killer längst im Haus ist.

Für die damaligen Verhältnisse dürfte die Story noch sehr originell gewesen sein, wenn nicht ganz neu. Wenn man sich heute diesen Film anschaut erkennt man leider die üblichen Klischees und Mankos, welche der Slasher bis heute noch mit sich herumträgt. Auch würde ich "Jessy" eher als eine Art Grundlage oder Vorläufer betiteln, in "Halloween" oder auch "Freitag der 13." war das Schema schon wesentlich fortgeschrittener, wenn nich sogar in seiner höchsten Vollendung.
Leider erzählt Clark seinen Film zu langsam, die Spannung steigt zwar kontinuirlich und explodiert förmlich im tollen Finale, doch insgesamt passiert einfach zu wenig. Die Morde sind an einer Hand abzählbar und unblutig, dafür jedoch sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Aber jeder Mord wird immer nur angedeutet, nur die Leiche bekommt der Zuschauer immer zu sehen. Bei jedem Mord wird eine andere Tatwaffe benützt. Ob Plastiktüte, ein spitzer Gegenstand, oder der Haken eines Seilzugs, schon hier ist Abwechslung angesagt. Aber zwischen den Morden könnte mehr Tempo sein. Man kümmert sich doch zu sehr um die einzelnen Charaktere.

Störend, oder gar schon ärgerlich ist das gänzlich fehlende Motiv des Mörders. Warum macht er diese Anrufe ? Warum ermordet er die Mädchen und vor allem wer ist er ? Keiner dieser drei Fragen wird beantwortet, aber schaut euch das Remake an, dort werden alle Fragen beantwortet.
Nur durch Atmosphäre und Spannung kann man hier punkten, das Finale bietet Grusel vom Feinsten, da stellen sich wirklich die Nackenhaare auf. Das Mädcheninternat liegt zwar direkt an der Strasse, jedoch bieten sich hier genug Räume für den Mörder, sich gut zu verstecken und immer aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Die Leichen werden dann auf dem Speicher deponiert. Ein richtig guter Score fehlt leider auch noch. Die einzelnen Sounds (vorwiegend Klavier) klingen zwar unheimlich, doch mir fehlt hier eine gute Melodie.
Die Darsteller siedeln sich im gehobenen Durchschnitt an. Olivia Hussey ist als Jessy wirklich überdurchschnittlich, aber Margot Kidder nervt ab und an. John Saxon übernimmt die Polizistenrolle, steht ihm auch hier sehr gut.

Slasher im Anfangsstadium. Zu langsam erzählt, unblutig und ohne Story. Nur Atmosphäre und Spannung können auftrumpfen. Ich glaub es zwar selbst nicht richtig, was ich hier sage, aber in diesem Fall trifft es zu: Lieber das Remake anschauen.

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