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Eine studentische Schwesternschaft feiert Weihnachten, als bereits ein Psychopath auf dem Dachboden umherschleicht. Sie bekommen merkwürdige, obszöne Anrufe mit Morddrohungen und kurz darauf verschwindet eine Kommilitonin von ihnen. Die Hauptrolle Jess ist schnell als die vorbildliche junge Frau ausgemacht, die stets betrunkene Bob natürlich weniger, was auch schon damals Kriterien für das Überleben in einem Slasher waren. Ein unheilvoller Score begleitet den stöhnenden Killer, der selbst kaum zu sehen ist, sondern lediglich sein Schatten. Mit subjektiv verzerrtem Weitwinkel bzw. Fischaugenoptik bei den Attacken des Wahnsinnigen, der auf dem Dachboden haust (ja, das ist kein großer Logikkracher) macht die Regie alles richtig, da herrscht sofort bedrohliche Atmosphäre, schade, dass das zu selten eingesetzt ist, um einen Klassiker zu schaffen. Nach einem direkten Einstieg ohne Vorgeschichte nimmt der Film erstmal einen Gang heraus und offeriert in Sachen Slashertum nichts Weltbewegendes. Die Stimmung einer Komödie gewinnt überhand und im Mittelteil zeigt sich die eine oder andere Länge. Running Gag ist die alte Hausmutter, die überall ihren Schnaps im Haus versteckt hat. Nicht nur der Stinkefinger der alten Dame amüsiert überraschend, überhaupt tauchen diverse ironische Anspielungen zu den lockeren Umgangsformen der freizügigen 70er Jahre auf. Die Kinder werden da beiläufig mit Sekt abgefüllt, während der studentische Weihnachtsmann sich das genervte Fluchen inmitten der Kinder kaum verkneifen kann. Erst in der zweiten Hälfte spitzt sich die Lage zu, als es bereits mehrere Tote bzw. Vermisste gibt, die als makabere Leichenbeschau auf dem Dachboden zu sehen sind, während die Morde unblutig sind, aber mit gespenstischer Atmosphäre und Spannung aufwarten können (z.B. eine schicke Erdrosselung im durchsichtigen Plastikvorhang). Der Comedycharakter nimmt zum Glück auch wieder ab und teils wird es zum Finale hin doch noch etwas spannend. Angesichts der außerordentlich stimmungsvollen, düsteren Momente erscheint eine Chance vertan, anstelle einer Horrorkomödie vor dem weihnachtlichen Hintergrund einen ernsteren Slasher zu drehen, der aufgrund des Talents und Geschicks von Regisseur Bob Clark mit Sicherheit drin gewesen wäre. Jess' Freund Peter, der ihr ungeborenes Kind nicht will, ist von vornherein der Hauptverdächtige, zunächst beim Zuschauer, später bei der Polizei, die etwas träge nach der vermissten Claire sucht. Peters Gewaltausbruch im Konservatorium ist so offensichtlich eingesetzt, dass wohl kaum einer glaubt, er sei tatsächlich der Täter, es sei denn, dieses wäre ein Slasher der ganz simplen Art. Das ist "Black Christmas" allerdings nicht, wenngleich die Auflösung doch etwas einfältig geraten ist. Die Grundidee lehnt sich etwas an den bekannteren "Halloween" an, jedoch mit anderen Mitteln. Der Serienkiller ist nur durch seinen Telefonterror auszumachen, nur bruchstückhaft ist er zu sehen. Das gilt auch für die Morde, die man ein wenig mehr hätte ausbreiten können. Immerhin sind die Mordszenen trotz der annähernd blutleeren Darstellung in ihrer Psychomanier klasse gemacht, ebenso sind die Anrufe des Psychopathen mit seinen verschiedenen Stimmen verstörend. Die Charaktere sind nicht ganz so plump wiedergegeben, wie in diversen anderen Vertretern dieses Genres, die Darsteller sind solide und haben ihre Rollen sichtlich im Griff. Bekannt sein dürfte John Saxon als Ermittler Lieutenant Kenneth Fuller, der mit seinem nichtsnutzigen Seargant Nash (Doug McGrath) geschlagen ist. Das Ende scheint schon fast auf ein Sequel abzuzielen, oder es zeugt einfach von Einfallslosigkeit.

Fazit: Interessanter Old-School-Slasher, auch ohne sichtbares Gemetzel. 6/10 Punkten

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