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Heimliche Liebe – Der Schüler und die Postbotin

In der Welt amerikanischer Pornowebsites gibt es den Begriff MILF. Das ist die Abkürzung für Moms I’d Like to Fuck. Die Tatsache, dass dieser Begriff bereits auf Frauen Anfang dreißig angewendet wird, spricht dafür, dass die US-Rammelsoftwareindustrie in Wirklichkeit von 16jährigen Bübchen beherrscht wird. Erschütternde Vorstellungen allerorten. HEIMLICHE LIEBE – DER SCHÜLER UND DIE POSTBOTIN versprach bereits im Trailer einiges und sollte, nach der unbotmäßig körperflüssigkeitlichen Real life-Ausbeutungshavarie WAMBO der zweite Eintrag von SAT1 in das traditionsreiche Verzeichnis deutscher Über-Exploitation werden.

Joe, pilzköpfiges Großbürgerssöhnchen von 17 Jahren, Mathematik-As und auch noch Pianowunderkind hört im Urlaub auf Malle endlich seine Säfte rauschen, als er eine doppelt so alte Frau in der Sonne bespannt. Rosemarie (!) (MARIE BÄUMER - Der Schuh des Manitu) erhält hier zum ersten Mal im Film die Gelegenheit, ihren sanduhrförmigen Anti-Teeniekörper nackig in die Kamera zu halten. Jung Beethoven wird nun so geil, dass er sie im Hotel stalked und - nach einer unglaublich platten Verführungsszene geflohen – im heimatlichen Berlin heimsucht, wo sie bei der Post arbeitet. Eine amour fou im filme vache beginnt.
Was unter der Regie einer weiblichen Inszenierungskraft sowieso, wohl als einfühlsames Portrait einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung abseits gesellschaftlicher, Zwänge gemeint war - So heißt das doch immer, oder? – wird natürlich zu einer Farce mit höchstem Sleazewert. Man möchte nach Betrachtung glatt duschen gehen. Die Sexszenen pendeln derart aggressiv zwischen dümmlich Eis-Am-Stiel-klischeehaft und Softcore-schmierig (War jetzt das ein Orgasmus?“), dass auch dem härtest-gesottenen Regenmantelpornokunden die Jogginghose aus grauem Polyester zu platzen droht. Doch nicht nur die Körperlichkeiten werden exzessiv klischeeisiert. Bereits die krampfhafte Zeichnung der unterschiedlichen Milieus und Bildungshintergründe suchen ihresgleichen. Post-Trulla raucht stark, was dem Atomphysikerknaben natürlich nie einfallen würde, hat nicht die richtigen Klassik-CDs im Regal und lässt sich von ihrem festen Proletarierfreund nicht nur dreschen, nein beschreibt dem dürren Abiturientenbastard derlei Geschehnisse auch noch grammatikalisch inkorrekt. Ins retardiert verträumte Terrain wagen sich die Filmemacher allerdings mit dem kleinen, leider leicht in Vergessenheit geratenen Subplot, in dem sie Liebesbriefe klaut, weil sie selbst so etwas nicht kennt. Man möchte erstens, ein Requisit aus der Scheißwelt der Amelie entführen und ein paar Verantwortliche dieses Mallorca Postnuttenmassakers damit tothauen und zweitens gar nicht mehr mit der Aufzählung filmischer Unzulänglichkeiten aufhören. Hallelujah! Aber da wir uns ja in den Arschlochzeiten flirrender neoliberaler Hirnschrauben bewegen, schmeißt der tastenklopfende Spargelwichser seine sexy Rock’n’Roll Zukunft mit der sommersprossigen MILF-Bombe (um diesen Duktus einmal zu behalten) am Ende weg und beschließt, Mathematik zu studieren. 1.Muss noch jemand Kotzen? 2. Wann kommt die DVD? Und sonderlich akkurat war man in den Kreisen des Fernsehfilms nie. Daher verwundert es auch nicht, wenn als Hintergrund für die schwitzigen Knattereien nicht Frau Robinsons SIMON AND GARFUNKEL sondern der Soundtrack eines anderen Films über verhängnisvolle Verbindungen der Generationen, HAROLD AND MAUDE nämlich, zum Einsatz kommt: Lieblingsgrieche CAT STEVENS. Ich möchte mich hier im Namen von SAT1 bei MARIE BÄUMER entschuldigen, war Ruth Gordon, die Darstellerin der MAUDE immerhin doch schon 80 und somit eher eine GGILF. Great Grandmother Punktpunktpunkt.

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