Koreas Filmindustrie hat sich in jüngster Vergangenheit recht häufig an klassischen und epochalen Martial Arts Stoffen probiert - mal mehr, mal weniger erfolgreich. Neben dem enttäuschenden Duelist erschien 2005 mit Shadowless Sword noch ein weiterer Streifen, der sich vor seinen großen Vorbildern aus Hongkong nicht zu verstecken braucht.
Regisseur Kim Young-Jun ist dabei kein Neuling in diesem Genre, bereits 2000 landete er mit Bichunmoo einen beachtlichen Erfolg. Qualitativ enttäuschte sein Debütfilm aber in vielen Punkten wie Actionchoreographie und Story, daher stellt sich die Frage ob Young-Jun aus seinen Fehlern gelernt hat. Er hat, soviel sei schon mal verraten.
Shadowless Sword spielt im Jahr 927, die Reiche Goran und Balhae kämpfen um die Vorherrschaft und nutzen jedes Mittel um einen persönlichen Vorteil zu erlangen. So setzt Goran Assassine ein um nacheinander alle Söhne des gegnerischen Königshauses aus dem Weg zu räumen bis es keinen Thronfolger mehr gibt. Balhae sendet die Kriegerin Soha aus um den im Exil lebenden Prinzen Jeong-Heyon nach Hause zu holen und den Widerstand zu führen. Der will von seinem einstigen Leben aber nichts wissen und verdient sich gar nicht königlich, seinen Lebensunterhalt im Verkauf von Diebesgut. Erst als feindliche Soldaten auch ihn töten wollen, bleibt keine Wahl als mit Soha in seine Heimat zu fliehen…
Trotz seiner relativ üppigen Laufzeit ist Shadowless Sword kein echtes Epos, dafür fehlt es etwas an Tiefe und Bildgewalt. Das schmälert den Eindruck aber nur minimal, denn als lupenreiner Martial Arts Streifen überzeugt der Film umso mehr. Angesiedelt vor historischer Kulisse und mit einer Portion Fantasy die nicht zufällig an chinesische Wu’Xia Werke erinnert, zeigt sich der Film auf den ersten Blick zwar nicht sonderlich innovativ, überzeugt dafür aber umso mehr in der Umsetzung.
Vielleicht erreicht Shadowless Sword nicht ganz die Klasse von Hero, in Bezug auf tolle Bildkompositionen braucht er sich jedenfalls nicht verstecken. Die abwechslungsreichen Kulissen und bildschönen Landschaften werden zudem von der guten Kameraarbeit in tolle Bilder verpackt. Hinzu kommt die großzügige Ausstattung die besonders in den urbanen Kulissen gut zur Geltung kommt.
Bisher konnte ich mit der Inszenierung der Kampfszenen in koreanischen Filmen nicht viel anfangen, besonders die hektische Schnittarbeit verursachte Augenschmerzen. Glücklicherweise gibt sich Young-Jun dieses Mal deutlich bodenständiger und konzentriert sich auf das Wesentliche. So darf man einige knackige Fights erleben, die dezent mit Computertricks und Slow-Motions aufgepeppt wurden, ohne sich aber zu sehr in den Vordergrund zu spielen. In bester Ching Siu Tung Manier bekämpfen sich die Kontrahenten mit Schwertern, anderen Schlagwerkzeugen und auch gern mal traditionell mit Händen und Füßen. Insgesamt sind die Kämpfe alle sehr abwechslungsreich gestaltet und gefallen durch ihre dynamische Choreographie.
Auf Wirework wird auch nicht verzichtet, neben ein paar Flugeinlagen fallen da vor allen die fiktiven Kampftechniken wie explosive Finishing-Moves auf. Auch wenn solche Gimmicks immer eine Frage dass Geschmacks sind, werden sie hier sehr wohldosiert eingesetzt und fallen kaum störend auf.
Angenehm treten auch die beiden Hauptdarsteller in Erscheinung, die durch ihr sympathisches Schauspiel durchaus gefallen. Den oft verbreiteten Hang zum Overacting sucht man vergebens, stattdessen sind die beiden Hauptakteure um eine realistische Charakterzeichnung bemüht. So zeichnet sich die persönliche Beziehung beider zueinander erst im Verlauf der gemeinsamen Erlebnisse während der Flucht. Im erwartungsgemäß tragischen Finale kommt dann auch noch die nötige Portion Gefühl zur Geltung, was jetzt zwar nicht überraschend kommt aber dennoch passt. Besonders positiv fällt die bildschöne So-i Yun auf, die nicht nur die meisten Kampfszenen souverän meistert sondern auch als treu sorgende Begleiterin überzeugt. Nicht weniger interessant ist ihre Gegenspielerin Mae (Ki-Yong Lee ), die durch ihre Ergebenheit zum Anführer der Killing-Blades aber auch durch ihren kraftvollen Kampfstil auffällt. So bietet besonders der grazile Kampf zwischen Mae und Soha einiges fürs Auge und ist in Sachen Ästhetik das Beste was man seit einiger Zeit in diesem Sektor sehen durfte.
Fazit:
Shadowless Sword ist ein packendes koreanisches Martial Arts Epos, mit westlichen Stilmitteln. Neben den klasse choreograpahierten Kampfszenen gefallen besonders die sympathischen Charaktere, allen voran die starken Frauenrollen auf beiden Seiten.