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Mit seinem ganz wunderbaren Debüt „Bichunmoo“ setzte Kim Young-Jun dem totgesagten Swordsplay-Film eine späten Meilenstein, der seinen Schatten gar breit über einige vermeintliche Höhepunkte Genres aus den frühen Neunzigern warf. Zu behaupten, die Koreaner hätten Hongkong nun auch auf dieser Spielwiese endgültig die Show gestohlen, kann zwar nur bedingt gelten – die Action dieses Meisterwerkes choreographierte Ching Siu-Tung und der Score lehnte sich deutlich an die Arbeiten von Romeo Diaz und James Wong an – nichtsdestotrotz wurde ein dergleichen Feuerwerk aus umwerfender Kinetik und Taschentuch vernichtender Melodramatik schon zu lange nicht mehr über die dunklen Leinwände gesprenkelt. Mit so einem Gradmesser tat sich nicht nur die Konkurrenz schwer. Auch Kim Young-Jun benötigte ein halbes Jahrzehnt, um mit SHADOWLESS SWORD endlich sein Zweitwerk anzustellen. Erneut – soviel verrät schon der Titel – bedient er das Genre, was sicherlich nahe liegend, aber sicher nicht die weiseste Entscheidung war. Der direkte Vergleich zum Vorgänger drängt sich bei der Ansicht von SHADOWLESS SWORD nun unweigerlich auf. Und man kommt dabei leider gar nicht umhin, feststellen zu müssen, dass Kims zweiter Film den mit seinem Debüt meilenhoch geschraubten Ansprüchen nicht genügen kann.
Auch um ungefähr 900 ist es um die koreanische Halbinsel nicht zum Besten bestellt, sie ist gespalten zwischen den Anhängern antagonistischer Dynastien. Ein besonders schurkischer Fürst und dessen Killer Blade Assassinen gehen dem Schicksal bei der Reglung der Erbfolge im siechen Königreich Balhae dabei hinterhältigst zur Hand. Schließlich ist nur noch der Prinz Jeong-Heyon übrig, den Fortbestand der Dynastie zu legitimieren. Doch der hält sich – des Kämpfens überdrüssig – seit Jahren versteckt. Soha, eine junge Kämpferin, erhält das Mandat den abtrünnigen Thronfolger zu suchen und an den Hof zurück zu bringen. Ein Unterfangen, das ihr nicht nur die Killer Blades sondern auch Prinz Joeng-Heyon unnötig schwer machen … denn eigentlich wissen wir doch, wie es kommen muss.
SHADOWLESS SWORD ist ein seine Wegstation, ergo Gefechte, routiniert ablaufender Genrefilm, und bietet bereits lange vor dem Showdown überaus ansehnliches Wire-Fu und mit einem Unterwasser-Kampf gar einen echten diesbezüglichen Höhepunkt. Jedoch füllt das Werk zu keinem Zeitpunkt einen durch „Bichunmoo“ vorgesteckten epischen Rahmen aus. Es bleiben die Protagonisten und ihre persönlichen Verwicklungen uninteressant, ihre Motive und hiermit ihr Charaktere unausgeleuchtet, und von der schmachtenden Romantik in Kims Debüt bleibt hier bestenfalls ein hauchdünn geknüpftes Band, dessen Zerreißen nicht annähernd so gewaltig und nachhaltig rühren würde, wie in dem tragischen Finale des unerreicht überragenden „Bichunmoo“.

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