[SPOILER]
In einem kleinen norddeutschen Dorf kommt es zu einem Strahlenunfall. Der Ort wird durch die Bundeswehr abgeriegelt, die langsam sterbenden Einwohner sich selber überlassen.
Zum Ende versuchen ein paar (noch) Überlebende einen Ausbruch, dies wird jedoch von der Bundeswehr unter Maschinengewehrfeuer verhindert.
An diesen Film bzw. diese DVD gibt es 2 Herangehensweisen mit recht unterschiedlichen Ergebnissen.
Zum einem ist da die rein filmische Betrachtung. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist der Film gehobener Durchschnitt. Die Story ist geradlinig und ohne viel Schnörkel erzählt; die Stimmung unter den Opfern gut eingefangen. Hinzu kommt eine passende Synthisizer Musik.
Zum andern kann, ja muss dieser Film im zeithistorischen Zusammenhang gesehen werden. Die Produktion von 1983 stammt noch von vor Tschernobyl; relativ kurze Zeit nach der "Wende" von Schmidt zu Kohl. Die Grünen waren in ihren Anfängen, die Friedensbewegung eine nicht zu unterschätzende Macht.
Die ideologisch geführte Diskussion um die Kernenergie war im vollen Gange, auf der einen Seite Lobbyisten der Kernkraftswerkbetreiber; auf der anderen (man verzeihe mir das Klischee) langhaarige Ökos mit Strickpulli, die von einer besseren Welt geträumt haben.
Der Film und insbesondere das zugehörige Bonusmaterial ist eine perfekte Dokumentation dieser Zeit. Die dankenswerterweise auf der DVD enthaltene Original Diskussionsrunde über den Film, welche damals auf die Ausstrahlung folgte, ist mehr als sehenswert. Teilweise ist diese Diskussion die reinste Realsatire - wenn etwa ein Lobbyist allen Ernstes behauptet, die Folgen einer radioaktiven Vertrahlung ließen sich durch gründliches Duschen und anschließenden Kleiderwechsel ungeschehen machen.
Der Film stellt hierzu genau das Gegenteil dar; auch hier wird hemmungslos übertrieben und völlig undifferenziert spekuliert. Der Staat (BRD) wird als böses anonymes Monstrum dargestellt, die Bundeswehr hat keine Skrupel die eh schon halb toten Strahlenopfer mit dem MG niederzumähen.
Insofern ist es durchaus verständlich, dass es vor der Ausstrahlung des Filmes zu Diskussionen kam. Im Gegensatz zu heute hatte der ÖR Rundfunk damals jedoch den Mut, auch solche durchaus brisante und politisch vollkommen unkorrekte Produktion in Auftrag zu geben und letztendlich auch auszustrahlen - eine Fernsehproduktion dieser Art wäre heute undenkbar.