Vorab denke ich, dass dies der intensivste King Kong aller Zeiten ist, ob es gleichzeitig der beste ist, muß jeder für sich entscheiden, da vielen ja grundsätzlich alles besser zu gefallen scheint, was alt und in schwarz-weiß war.
Nach dem sehr intensiven Herr der Ringe-Erlebnis habe ich von Peter Jackson eigentlich nur gutes erwartet. Trotzdem bleibt immer eine gewisse Restangst, weil Menschen die solche Filme wie Braindead erschaffen niemals wirklich komplett gesunden, oder?
Umsetzung des Klassikers
Peter Jackson macht alles größer, schöner und spektakulärer. Und die Möglichkeiten der CGI lassen ihm dazu alle Freiheit. Aus einer recht simplen Saurierwelt aus der Vorlage zaubert die Trickschmiede WETA einen ganzen Jurassic Park. Das sieht überwiegend gut aus (siehe Probleme unter Die Tricks) und wird als Hintergrund für spektakuläre Actionszenen genutzt. Kong kämpft gegen mehrere T-Rex und Riesenfledermäuse. T-Rexe kämpfen noch gegen andere Dinosaurier und es gibt sogar eine Stampede der Brontosaurier. Ja, ich rede immer noch von King Kong, und das ist das Problem. Ist das nicht einfach zuviel? Die paar Echsen aus dem Original sollten zeigen aus welcher Welt Kong kommt, aber hier wird daraus ein eigener Film im Film gemacht.
Noch schlimmer wurde es, als die Crewmitglieder von Rieseninsekten angegriffen werden. Starship Troopers meets Jurassic Park? Es sieht alles echt toll aus, aber what the hell hat das mit King Kong zu tun?
Kong wird unter großen Schwierigkeiten gefangen genommen … gerade als ich mich geärgert habe, dass die paar Seile für Kong doch kein Hindernis sein dürften, erblickt er Anne und schöpft wieder neue Kraft. Allein aus dieser Szene sollte verständlich werden, dass Kong oft gekonnt hätte wenn er nicht eigentlich so ein einsamer, trauriger und depressiver Kerl wäre, der kaum noch Lebenswillen besitzt. Das Argument liefert der Film mehrmals selbst. Schönheit hat das Biest zerstört.
Spätestens bei der Szene auf dem zugefrorenen See nachdem Kong sich in New York befreit hat ist mir klargeworden, dass Jackson etwas kann, was Goerge Lucas völlig abgeht: Er kann Gefühle inszenieren. Ich halte die Szene für sehr wichtig und auch rührend, weil sie noch einmal zeigte wie wichtig Anne für Kong geworden ist.
Auch die Umsetzung des Endes gefällt mir sehr gut. King Kong ist zum Glück nicht so immun gegen Kugeln, dass er wie Godzilla damit vollgepumpt werden muß. Im Gegenteil, er spürt jede Kugel und Jackson lässt Kong durch Stahlgerüste klettern, so dass ihn das Bodenfeuer nicht richtig erwischen kann. Selbst als er dann auf das Empire State kraxelt lässt er ihn sich halbwegs vor den angreifenden Fliegern in Deckung bringen bis er sich ihnen schließlich wütend stellt. Die Choreografie des Schlusskampfs inklusive seines Ablebens finde ich rundum gelungen.
Die Tricks
Kein Frage, Häuser, fahrende Autos und entfernte Menschen lassen sich mit CGI heutzutage unerkannt in Filme einfügen. Es hapert auch nicht an den großen Wesen wie Dinosauriern. Das Problem taucht erst dann auf, wenn so ein Saurier in die Hintergrundszene eingesetzt wird. Ich weiß nicht woran es liegt, an den Reflektionen, der Beleuchtung, dem Kontrast, den Farben, aber oft denke ich, dass die alte Einblendungstechnik auch nicht schlechter war. Man sieht einfach deutlich, dass dieses Ding da nicht dort hineingehört.
Und während ich mir intensiv den Saurier anschaue um endlich diese Frage lösen zu können verpasse ich irgendwie das Gefühl in Spannung versetzt zu werden.
Die Schauspieler
versuchen sich in die Art der Schauspielerei des Originals einzupassen. Ehrlich gesagt gefällt mir das sehr gut. Ich habe dämliche Oneliner wirklich satt. Thomas Kretschmann wirkt wie ein junger Hans Albers, Naomi Watts spielt wunderbar, Jack Black schafft den Übergang vom ehrgeizigen Regisseur zum Wahnsinnigen schön fliessend und Adrien Brody wirkt schon an sich, als wäre er aus einem alten Film entsprungen. Ich finde sie machen alle ihre Sache großartig.
Die Austattung
Ist, soweit sie nicht aus dem Computer stammt, fantastisch. Ich denke mal dass die Detailverliebtheit wie schon bei Herr der Ringe über das Maß dessen hinausgeht, was man als Zuschauer wahrnehmen kann.
Auch wenn ich den Film doch arg zu lang fand, vor allem was den Anfang und Skull Island angeht, hatte er mich letztlich doch gefangen. Nein, für mich kein Hit für´s DVD-Regal (und damit nicht mal unter den Top100), aber das liegt am Thema des Films selbst, welches mich einfach nicht anspricht.
Um es kurz abzuschließen. Der Film ist saugut gemacht, aber vor allem an Anfang zu lang gezogen (obwohl ich lange Filme mag) und über den Jurassic Park auf der Insel komme ich auch nicht hinweg. Dadurch wirkt der Film einfach nicht wie aus einem Guß.
7/10 Punkte weil er gut, aber lange nicht perfekt ist.
EPILOG
Manche Leute vergessen bei Ihrer negativen Kritik eines: Jackson hält sich relativ eng am original und daher rühren nun mal die Dinosaurier und andere Merkwürdigkeiten. Heute sind wir von Jurassic Park völlig gesättigt, aber zu Zeiten des Originals hat man der Fantasie halt noch ein bischen mehr freien Lauf gelassen. Es war damals im wahrsten Sinne des Wortes ein fantastischer Film.
Bei allem Verständnis für die teils negative Kritik wird der Film heute einfach zu nüchtern betrachtet. Wir sind völlig abgehärtet gegenüber großen Fantasieausschweifungen, was kann uns schon heutzutage noch vom Hocker hauen? Nichts was wir nicht schon in irgendeiner Form gesehen hätten …
Den einzigen Vorwurf, den man Jackson in der Hinsicht Jackson machen könnte, dass er die Story so eng am Original belassen hat. Aber sonst wäre es auch kein echtes Remake. Und als solches habe ich es betrachtet. Und ehrlich gesagt ist mir das 10mal lieber als eine aus den Finger gesaugte Story mit einem großen Affen, die mit dem Original nicht mehr viel gemein hat. Bei solchen Neuinterpretationen kam schon sehr viel Müll heraus, siehe zB Godzilla von 1996.
Ein wichtiger Punkt warum King Kong anfangs des 20. Jahrhunderts spielen MUSS, ist das ein Monster in dieser Größe in heutiger Zeit in null komma nichts von modernen Waffen pulverisiert werden würde.
Ein Kamerateam fährt los um auf einer noch unbekannten Insel einen Film zu drehen? Ne, is klar. Dinosaurier auf einer einsamen Insel? Ja genau. Wenn man seinen inneren logischen Schweinehund nicht ein wenig zurück halten kann, dann sollte man King Kong besser aus seinem Abendprogramm streichen.