Endlich mal wieder Glibber und Eingeweide – in Zeiten der Big-Budget-Klassikerremakes von Horrorfilmen ist der Fan ja dankbar für jede originelle Idee, doch wenn hier alle anerkennend mit der Zunge schnalzen, dann ist wohl eher die Ideenarmut Vater des Gedankens.
Denn „Slither“ kann leider seine Versprechungen nicht einlösen, selbst wenn sogar seriöse Tageszeitungen feuchte Augen kriegen, denn die Mischung aus Schleim, Hinterwäldler-B-Movie und einer Prise Lovecraft ist selbst kaum mehr als ein besseres Remake einer Story, die wir schon von der High School kennen.
Die Rede ist dabei von der Teenie-Produktion „Die Nacht der Creeps“, dem Film, der Peter Jackson vielleicht einstmals zu seiner berühmten Rasenmäherattacke inspirierte. Ein Blick in den Plot verrät uns: per Meteoriteneinschlag kommt ein außerirdisches Etwas auf unseren blauen Planeten und aus dem Wichs schlüpfen schneckenartige Schleimwürmer, die gerne mal über den Mund ins Gehirn schlüpfen und den Zombie in uns wecken. Ergebnis: mächtig was los auf dem Untotenmarkt.
Um nichts anderes geht es auch in „Slither“, der das allerdings dadurch aufwertet, dass die Figurenkonstellation ein bisschen Augenzwinkern zulässt: das Girlie ist mit einem reichen, aber nicht sonderlich attraktiven Kerl verheiratet, der sie jedoch aufrichtig liebt, selbst als er zu einem Tentakelmonster mutiert. Und der Campus weicht einer ländlichen Gemeinde von Frontwood-Deppen, die gerne mal jagen gehen, wenn sie nicht lustige Geweihkappen tragen.
Das ist nicht die feinste Form der Ironie, aber ganz so grell und breit treibt es James Gunn in seiner zweiten Regiearbeit auch gar nicht, verteilt aber immer wieder Spitzen gegen Kleinstädtertum, Republikaner und den generellen Kitsch rund um Horrorfilmplotklischees.
Letztendlich sind die auch gelungen, was nicht nur an einem fröhlich motivierten Cast liegt (allen voran Michael Rooker und Nathan Fillion, ganz zu schweigen von dem dauerfluchenden Gregg Henry, der schon in „Ballistic“ schön eklig war), sondern auch am Timing.
Leider geht es dem sonstigen Drehbuchaufbau nicht auch so. Unentschieden darüber, ob es nur ein Horrorfilm oder ein Komödie oder eine Horrorkomödie sein soll, wechselt „Slither“ ständig das Genre, vermengen sich die Stilarten nie so recht gelungen.
Es gibt Jokes, aber die fügen sich nicht harmonisch in den Spannungsaufbau, stattdessen gibt es nach komischen Momenten immer wieder Leerlauf oder bemühte Spannungsmomente, die wiederum auch nicht recht aufgehen, weil die Story abgedroschen ist und Gunn mehr damit beschäftigt, die komplette Landbevölkerung wegzuhäkseln.
Trotz der Kritik wirken Männlein und Weiblein irgendwie größtenteils sympathisch, aber weil nicht überdreht wird, tun einem die Hinterwäldler auch irgendwie leid und auch wieder nicht, weil sich kaum jemand richtig entwickeln kann.
Hier und da erkennt man noch Anleihen an die „Körperfresser“ oder gängige „Zombiefilme“ (aber zum Glück nicht aufdringlich) und die auf Postern postulierte Badewannenszene hatte man schon in Cronenbergs „Shivers“.
Tricktechnisch ist das (bis auf das nicht sehr überzeugend getrickste CGI-Finale) alles sauber und ordentlich – bisweilen sogar schön eklig, aber innovativ kommt nichts daher, da wirken manche Leichenfressereien schon fast selbstzweckhaft – hier wird kein neues Tabu gebrochen.
Amüsant ist das Ergebnis trotzdem, ein Film mit Bäh-Szenen und Schmunzlern, aber ohne Begeisterung, da der Trailer fast alle Schlüsselszenen bereits anreißt.
Für einen schönen Videoabend reichts trotzdem, aber die Amis, die den Film im Kino ignoriert haben, brauchen diesmal nicht extra Schläge auf den Hinterkopf. (6/10)