Die Welt in dem verschlafenen US-Kaff Wheelsy scheint in Ordnung zu sein: Country-Tanzabende versüßen den Bewohnern die Freizeit, auf dem Polizeirevier wird vergnügt rumgealbert um sich die Zeit zu vertreiben und an der Highschool schmachten die pubertierenden Schüler die recht junge Lehrerin Starla an. Als Starlas Ehemann Grant nach einem Streit von seiner Frau abgewiesen wird macht sich dieser auf um der Fremdgeherei zu frönen. In Form seines früheren Schwarms Brenda findet sich auch recht fix die Gelegenheit dem Ehebruch Gestalt zu verleihen. Gemeinsam macht man sich also auf den Weg um den außerehelichen Verkehr in der Bude des Weibleins zu vollziehen. Unterwegs zu Brenda erregt ein eigenartiger Kokon, der an einem Baum klebt aber Grants Aufmerksamkeit. Beim Versuch, das eigenartige Gebilde näher zu untersuchen, springt dem untreuen Geschäftsmann eine Art Insekt aus dessen Innern heraus an, das sich in seinen Brustkorb bohrt. Schon bald bemerkt Starla, dass Grant sich zunehmend merkwürdiger benimmt und auch die äußeren Veränderungen an seinem Körper lassen sich nicht lange gegenüber seiner Umwelt verbergen.
Filmemachern und Skriptautoren mit Vorlieben für den oft geschmähten Schmuddelfilm sei Dank: Der verspottete Dreck von Gestern dominiert das aktuelle Leinwandgeschehen von heute. Remakes der ehemals verschrienen Vertretern des B-Films und kompakte Liebeserklärungen an diese bestimmen das Programm in den Lichtspielhäusern. Was mit dem Eskapismus postmoderner Aushängeschilder in Sachen Exploitation-Verwertung al a Tarantino und Rodriguez seinen Anfang nahm, befördert mittlerweile die zweite Generation von Fans des unterhaltsamen Mülls in Hollywoodgefilde. Nachdem Eli Roth’s „Hostel“ in den USA aus dem Stehgreif die Boxoffice-Höhen erklomm, startet mit James Gunn’s „Slither“ der nächste Film eines ehemaligen Troma Inc.-Mitarbeiters in den Theatern. Mit Gunn, der in Lloyd Kaufman’s „The Toxic Avenger IV“ vor der Kamera den busengrapschenden Stephen Hawking-Verschnitt mimen durfte und der auch schon als Troma-Regisseur und –Autor mit „Tromeo & Julia“ eine genauso spaßige wie asoziale Neuinterpretation des Shakespear-Stückes ablieferte, ging’s fix bergauf als Drehbuchautor um den Einzug in die heiligen Hallen der US-Großstudios zu feiern. Die Bücher, die der Horror-Fanboy zu „Scooby Doo“ und zum Remake von Romero’s „Dawn of the Dead“ an den Mann brachte, ermöglichten ihm nun mit „Slither“ seinen eigenen „Kill Bill“ abzuliefern. Kaum anders nämlich lässt sich dieses aus Gunn’s Lieblingsfilmen gezimmerte Vehikel bezeichnen. Man nehme „Invasion of the Body Snatchers“, Cronenberg’s „Rabid“, Carpenter’s „The Thing, Unmengen an Gross-out-Elementen, die den Mainstream-Zuschauer Herpesbläschen ins Gesicht zaubern und mixe den Cocktail nach Belieben mit all den Versatzstücken, die das Horror- und Comedy-Genre hergeben mag, dann erhält man „Slither“. Die intertextuelle Spielwiese, die sich hier dem Zuschauer eröffnet, bedient ebenso eingefleischte Freunde des schlechten Geschmacks, wie auch die Popcorn-Klientel. Hier toben Troma-Akteure und Serenity-Darsteller durch einen mit Rotze beladenen Trash-Film, dem die Verkleidung zum A-Film recht ansehnlich steht. Schräge Ideen wie schnulzige Lovesongs, die fressende Zombiescharen absurd untermalen, sowie massig CGI-Parasiten, die einer platzenden Frau entspringen sorgen für galligen Humor und schleimige Ekelattacken, die in ihrer Fülle so schon lange nicht mehr den Bigscreen bevölkerten. Im Gegensatz zum thematisch verwandten „Cabin Fever“ gelingt es Autor und Regisseur Gunn das richtige Gespür für das Gleichgewicht seiner schrillen Zutaten zu finden. Unterm Strich erwartet einen bei „Slither“, der gelungenste Genre-Mix des Jahres.