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Und siehe, er las Eine Frau kennt keine Gnade und er wußte, daß es sich um einen Rachefilm handeln würde. Und er ging hin und nahm sich diesen Film und ihm war klar, daß er nicht gut werden könne. Warum? Sehen wir doch einmal auf den Google-Ruhm (unter dem Originaltitel El placer de la venganza) dieses in der Trash Collection von CMV und wohl einzig aus dem Œuvre von Hernando Name in Deutschland veröffentlichten Werkes an. Mit Glück flattern auf internationaler Ebene Eckdaten der Produktion auf den Schirm, keine Reviews, Kommentare, nicht mal eine Inhaltsangabe. Einzig der mexikanische Filmstar Hugo Stiglitz sticht dem Europäer vielleicht ins Auge, dann aber auch wissend um die Qualität seiner Erfolge und daß dieser sich auf dem Weg in DTV-Tümpel befand. Und dann führen die Spuren ganz schnell zurück zu Artikeln über die deutsche DVD-Veröffentlichung.
All solchen Vorurteilen zum Trotz müßte es schon mit dem Teufel zu gehen, wenn Eine Frau kennt keine Gnade tatsächlich eine so sträflich mißachtete Genreperle wäre, daß es ausgerechnet an einem deutschen Label ist, eine solche aufzutun. Interessanterweise kann der Film unter niedrigsten Erwartungen dann tatsächlich überraschen. Allerdings geschieht dies weniger auf Basis einer ausgeklügelten Story. Wir lernen eine intakte Familie kennen, die sich am Pool vergnügt. Wenige Minuten später schon geraten sie mit ihrem Van in einen Überfall auf einen Geldtransporter. Als Zeugen müssen auch sie das Leben lassen. Ganz gelungen ist dies nicht bei der Hauptakteurin, die wir ja noch als gnadenlose Rächerin brauchen, nachdem sie sich im Krankenhaus rehabilitiert hat. Sie ist übrigens Psychologin und zufällig wird später das Nesthäkchen der Gang ihr Patient, aber das nur am Rande.

Eine Frau kennt keine Gnade fällt diesbezüglich nämlich nicht gerade positiv über eine ausgefeilte Figurenzeichnung, geschweige denn eine geradlinig durchexerzierte Rachegeschichte auf. Anstatt die Protagonistin einfach in Kostümen wie einer 80er Jahre Lederkluft und mit blonder Vokuhila-Perrücke metzeln zu lassen, stolpert der Autor über den eigenen Füller, verstrickt sich in polizeiliche Ermittlungen, einen etwas nervigen aber gewitzten Reporter und einer in der internen Struktur angegriffenen Gang, nur um den Fall am Ende manipuliert abschließen zu können. Bei einschläferndem Tempo, Musik zwischen Standard-Rhythmen einer Bontempi-Orgel des mittleren Preissegments und leider völlig deplazierten, mit den Songs von Carsten Bohn für die Europa-Hörspiele vergleichbaren Funk-Tracks (und einer bescheiden produzierten und dabei denkbar emotionslos-langweiligen deutschen Synchronisation) erweist sich dieser Schritt als ungemein falsch gewählt.
Billig hergestellte, aber relativ krude Bluteffekte verpassen so ihre Möglichkeiten zur Sensation, ziehen vor müde geschlossenen Lidern nahezu unbeachtet vorbei. Dabei hätte man gerade mit diesen bei der Gesamtmachart doch eher unerwarteten Attribut wunderbar einen zwar hirnlosen, aber fetzig-funktionellen Film hinbekommen können. Und die Moral von der Geschichte? Ein Death Wish Clon mit einer Wischiwaschi-Handlung kommt nicht unbedingt mit der Unterhaltung in einem Aufwasch. Erst recht nicht, wenn die Regie keine Höhepunkte setzt. Da bleibt dann wirklich wenig Raum für Gnade.

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