Der kannibalistische Serienmörder John Martin vegetiert in seiner vor Dreck strotzenden Bude vor sich hin und verbringt seine Tage damit, sich vom TV-Programm berieseln zu lassen und die heimische Vorratskammer mit den Kadavern von Tieren, die er von der Straße kratzt, aufzufüllen oder irgendwelche armen Schweine, die mit ihren Autos liegengeblieben sind, in der Küche zu zerstückeln. So geht er dann auch wieder los und sucht sich neue Opfer... Nach seinem "Deadbeat at Dawn" war "Roadkill: The Last Days of John Martin" für Jim Van Bebber eigentlich nur als Teaser angedacht, mit dem er - vergleichbar mit Buddy Giovinazzo und seinem "Jonathan of the Night" - Investoren für einen potenziellen Langfilm auftreiben wollte... und ebenso wie bei Giovinazzo ist auch hier nichts daraus geworden. Geblieben ist aber immerhin der vorliegende Kurzfilm, dessen krass-realistischen, rauen Bildern man sich während des Ansehens nur schwer entziehen und die man im Anschluss auch nicht so leicht wieder verdrängen kann. Frei von Story und sich weitestgehend eigentlich nur über den dargestellten Alltag eines Irren definierend, schlagen sich Van Bebbers Nihilismus und sein pessimistisches Weltbild ähnlich wie in dem im selben Jahr entstandenen "My Sweet Satan" auch so richtig Bahn und dürften dem Zuschauer doch arg aufs Gemüt schlagen. Inhaltlich tiefgründig geht es in diesen 15 Minuten deshalb auch nicht zu, aber nichtsdestotrotz: In seiner ungeschönten Direktheit ist "Roadkill: The Last Days of John Martin" auf alle Fälle ein Statement, das es erstmal zu verdauen gilt. So ist es dann im Endeffekt vielleicht sogar besser, dass es nur beim diesem Teaser geblieben ist... denn es ist fraglich, ob das hier in Langfilm-Form über 90 Minuten überhaupt zu ertragen gewesen wäre. Darsteller und Co-Autor Mark Gillespie mimt die Titel-Figur, die es verdient hat, im Serienkiller-Kanon in einem Atemzug mit Henry oder Hannibal Lecter genannt zu werden, überaus eindringlich und geradezu ideal. Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist dann aber doch die mehrminütige Splatter-Sequenz rund um die Zerstückelung einer Leiche, die voller Hysterie und Geschrei in Terrorfilm-Manier sowohl an den Schluss-Akt als auch die Fleischerhaken-Szene von Tobe Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" anknüpft, aber was die graphische Ausgestaltung anbelangt, wesentlich weniger zurückhaltend daherkommt. Ich muss zugeben, mich hat "Roadkill: The Last Days of John Martin" bei der Erstsichtung vor fast zwanzig Jahren schwer beeindruckt und anschließend auch nie wieder gänzlich losgelassen, von daher halte ich hier die Höchstwertung für angemessen.
10/10