Review

Verfluchte Visionen

Lucio Fulci kann weit mehr als nur Gore, Glockenseil und splittrige Skandale. Das ist kein Geheimnis für jeden, der sich auch nur minimal unter die Oberfläche des berüchtigten Regisseurs oder des Genres allgemein begibt. "The Psychic" aka "Sette Note in Nero" kann man in diesem Zusammenhang jedem nur wärmstens ans Herz legen. Ein Mysterythriller über eine bildhübsche Italienerin, die von einer seltsamen Erinnerung oder Ahnung geplagt wird, von einer Frau, die scheinbar lebendig eingemauert wird...

"The Psychic" ist elegant, atmosphärisch und hält einen immer auf Trab. Es ist ein Leichtes sich in ihm zu verlieren. Man ist dem Geschehen meist einen bis drei Schritte voraus und will der ahnungslosen, bildhübschen Protagonistin quasi zurufen, nicht ins Unheil zu laufen. Fulci macht hier ein wenig auf Hitchcock, nur wesentlich dunkler, italienischer und offensichtlicher. Auf großartige Gewaltausbrüche muss man verzichten, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Das Rätselraten macht Spaß, die Atmosphäre kann man fast schneiden und der Score ist kongenial. Das sah Tarantino wohl ähnlich und recycelte ihn würdevoll in "Kill Bill". Wie könnte man Fulci auch nicht mögen und verehren. "The Psychic" ist ein weitgehend übersehenes Juwel in seiner Krone und eine Wiederentdeckung wert. Ein Spiel mit der Ohnmacht, über verräterische Erinnerungen und das drohende Schicksal. Ein perfektes Double Feature mit beispielsweise "Beatrice Cenci" oder "Don't Torture A Duckling".

Fazit: eines von Fulcis rundesten und unterschätztesten Werken - klaustrophobisch, stylisch, spannend. Ein Giallo wie eine Daumenschraube. Kein Entkommen, keine Ahnung. 

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