Review

Der Spitzenkandidat einer mexikanischen Partei wird auf offener Straße ermordet. Über mehrere Umwege führt die Spur zum jungen Graphiker und Familienvater Santos. Dieser hat jedoch mit der Sache gar nichts zu tun und stand mit einem der Hintermänner nur wegen eines Immobiliengeschäftes in Kontakt. Als Sündenbock eignet er sich trotzdem hervorragend. Unter falschem Namen flieht er nach England, um Hilfe bei einem Bekannten seines Anwalts zu suchen. Währenddessen wird Santos Frau mitsamt Kind entführt und unter Druck gesetzt, den Aufenthaltsort ihres Mannes preiszugeben. Außerdem wird Stück für Stück jede Person ausgelöscht, die die eigentliche Wahrheit kennt oder kennen könnte. Völlig verzweifelt versucht Santos herauszufinden wer hinter alledem steckt...

Auf der Rückseite des Covers wird mit den Kritiken zu „Rabbit on the moon“ wieder mal kräftig übertrieben. Vergleiche mit Hitchcock und Costa-Gavras sind doch weit hergeholt. Ich finde das eigentlich sehr schade, das steigert die Erwartungshaltung des Konsumenten immer ins Unermessliche und da kann der Film dann eben nicht mithalten, obwohl er durchaus gelungen ist.

Das mexikanische Fremdenverkehrsamt wird RABBIT ON THE MOON sicher nicht mögen, denn wer nach diesem Film noch dort hinfährt um Urlaub zu machen, ist selbst schuld. Nahezu alle Menschen in diesem Land scheinen korrupt, sexgeil und käuflich zu sein. Nur ein netter Taxifahrer relativiert das Bild ein wenig, der kommt allerdings auch aus der unteren Bevölkerungsschicht, und ich bin mir ziemlich sicher, das alles hat Regisseur Suarez auch ganz bewusst so dargestellt, denn im Making of erfährt man, dass er die Machenschaften in seiner Heimat keineswegs gutheißt.

Der Film selbst ist in einigen Passagen durchaus spannend und insbesondere Hauptdarsteller Bruno Bichir macht seine Sache sehr ordentlich. Das ist auch dem sehr guten Drehbuch zu verdanken, das für ihn nicht vorsieht (wie das jetzt in amerikanischen Filmen so üblich wäre) zum Racheengel oder Superagenten zu mutieren, sondern er bei der Darstellung des verzweifelten Familienvaters sehr nahe an der Realität bleiben darf. Bei RABBIT ON THE MOON gibt es sehr viele verschiedene Handlungsstränge, bei denen es dem Zuschauer allerdings nicht immer leicht gemacht wird den Überblick zu behalten. Ein besonderer Reiz liegt in den ständigen Wechseln zwischen den beiden Schauplätzen England und Mexiko, da man gerade dadurch nie weiß, was als nächstes passieren wird und man interessiert Reaktion und Gegenreaktion der Beteiligten beobachtet.

Schade eigentlich, dass das ansonsten so stimmige Drehbuch an einer Stelle vollkommen versagt. Als sich Santos Frau befreien kann, passiert das doch auf eine sehr platte Art und Weise, und das sich ein, im kompletten Film sehr souverän auftretender Staatsanwalt, dann so billig düpieren lässt, will zu seinem Charakter so gar nicht passen.

Für Freunde des europäischen oder amerikanischen Kinos sei allerdings der Hinweis erlaubt, dass man in Mexiko Filme doch anders dreht und vor allem schneidet. Auch das Erzähltempo erinnert doch eher an asiatische Produktionen.

Wen das nicht stört und wer zusätzlich kein Problem damit hat, keinen einzigen Schauspieler zu kennen, bekommt einen durchaus interessanten und vielschichtigen Politthriller geboten.


7.5 Punkte

Details
Ähnliche Filme