Man darf nie von einem Regisseur erwarten, dass er nur phantastische Leistungen abliefert. Das gilt insbesondere für die zu Recht verehrten Italo-Trash-Granaten wie Fulci. Er hat uns allen mit seinem Hauptwerk viel Freude bereitet und darf gerne zum Ende seiner Karriere hin nachlassen. Aber nur zu einem gewissen Maße.
Was er uns mit „Das Haus des Grauens“ vorlegt ist ein zu Recht schockierender Film. Dabei ist die unglaublich miese Handlung von einem ermordeten Elternpaar, das als Geister auf seine Waisen aufpasst, nicht der wahre Schrecken des Films. Entsetzlich ist vielmehr, dass Fulci mit diesem Streifen unerreichte Tiefen der billigen, schlechten und dazu noch sterbenslangweiligen Unterhaltung erschließt und damit sein vorherigen Schaffen ebenfalls schäbig erscheinen lässt. Klar, jeder braucht Geld, aber dafür seinen Ruf zu ruinieren ist sicher keinen Preis der Welt wert.
Der Film ist billigst runtergekurbelt, nahezu ohne Gore, bar jeglicher Regieeinfälle und stümperhaft geschauspielert. Ergänzt mit einem extrem schlechten Soundtrack und Tricks, die schon zu Stummfilmzeiten niemanden beeindruckt hätten (Kerzen in Doppelbelichtung als Geister der Eltern – Mann oh Mann, das nenne ich FX), wäre Fulci gut beraten, sich von sämtlichen Credits fernzuhalten. Es ist schon schlimm genug, dass jemand wie Fulci Kinder einsetzt (hat bei „Die Saat des Teufels“ etwas besser geklappt, war aber bei Licht betrachtet auch nichts), aber muss denn der Vizekönig des Gore dann noch so eine „lustige“ Baggerszene zum Ende hin abdrehen, die selbst beim Kinderkanal verächtliches Naserümpfen hervorrufen würde?
Also ehrlich, dieser Film ist wirklich schlecht. Als Fulci-Sammler muss man ihn haben (Mein Gott, sogar jetzt schon zweimal!), aber gerade die, die den Meister verehren, sind gut beraten, den Film in die Sammlung zu stellen und NIEMALS zu sehen. Das wirft nur einen tiefschwarzen Schatten auf die von Fulci bescherten Meilensteine der blutigen Unterhaltung. Muss man nicht haben.
Alle anderen, die Fulci nicht verehren, werden den Film sowieso nie zu Ende sehen. Da ist es egal. Bei allem Respekt wäre eine andere Bewertung als 1 Punkt nicht vertretbar. Arme Lucio, wo immer Du heute bist, den Film hättest Du besser mitgenommen…