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In der Zukunft lebt ein Großteil der verbliebenen Menschheit auf engstem Raum zusammengepfercht in den "Megacities", riesigen Metropolen inmitten der umliegenden Wüsteneien. Das Gesetz in diesen Ballungsräumen wird von den "Judges" aufrechterhalten, die praktischerweise Polizist, Richter und, falls notwendig, Henker in einem sind. Joseph Dredd, einer der berühmtesten Gesetzeshüter, findet sich unvermittelt als Opfer einer Intrige wieder, als ihm ein Mord angehängt werden soll, den er nicht begangen hat. Dredd wird aufgrund einiger fingierter Beweise schuldig gesprochen, doch kann sein väterlicher Mentor Chief Fargo durch seinen Gang ins Exil bewirken, dass zumindest die Todesstrafe ausgesetzt wird. Angezettelt wurde die ganze Sauerei von dem zwielichtigen Judge Griffin, der auf diese Art hofft, die Kontrolle über den obersten Rat zu gewinnen und zusammen mit Dredds genetischem Zwilling Rico, einem kriminellen Gegenstück zu dem ehrbaren Joseph, die Macht in "Megacity 1" an sich zu reißen. Dredd kann derweil zusammen mit dem kleinen Gauner Fergie aus dem Gefängnis-Transporter fliehen und sagt, unterstützt durch seine Kollegin Hershey, Rico und Griffin den Kampf an... Neben "Demolition Man" ist "Judge Dredd" - die Verfilmung eines hierzulande nicht allzu bekannten, englischen Comics - das andere, relativ zwiespältige 90er Jahre-Science-Fiction-Vehikel für Sylvester Stallone (und wieder mit Rob Schneider als Pausenclown!), das auf der einen Seite zwar in einem superben Production-Design und perfekt gemachten F/X schwelgt, auf der anderen Seite aber die satirischen Zwischentöne der Vorlage komplett unter den Teppich kehrt und deshalb doch eher nach dem üblichen dumm-polterigen Hollywood-Trash geraten ist. Die unverholen faschistoide Darstellung der "Judges", die auf den von bürgerkriegsähnlichen Zuständen gebeutelten Straßen auch mal spontan das eine oder andere Todesurteil vollstrecken, böte da noch Ansatzpunkte für eine tiefergehende Behandlung einer Anti-Helden-Thematik à la "RoboCop - Das Gesetz in der Zukunft", was sich ja quasi geradezu aufdrängt, aber daran war Regisseur Danny Cannon offensichtlich nicht interessiert. Viel mehr ging es hier wohl darum, den Stoff an sich in jeder denkbaren Beziehung entsprechend abzumildern und ihn auf diese Art als ziemlich gewöhnliches Action-Spektakel einem möglichst breiten Publikum anzutragen... unterstützt durch Stallone als prominentes Zugpferd, der die Titel-Rolle wohl nicht im Sinne ihrer Schöpfer verkörpert, obwohl er mit seiner scheppen Schniss hier doch eigentlich ideal besetzt ist (um die so richtig wirken zu lassen, hätte er aber den Helm aufbehalten müssen!). Immerhin, es ist zumindest nicht so, dass man die verballerte Kohle nicht doch auf der Leinwand sehen würde... und genau das sind dann auch die Bereiche, in denen "Judge Dredd" am ehesten punkten kann: Ausstattung, Dekors und Set-Design. Für das Patchwork-Skript, das sich satt aus dem Ideen-Fundus des Genres bedient, haben sich die Drehbuchautoren hingegen kein Bein ausgerissen, doch glücklicherweise überspielen solche namhaften Darsteller wie Diane Lane, Jürgen Prochnow und Max von Sydow in den Nebenrollen ein paar Plot-Holes und so manche läppische Dialog-Peinlichkeit. Der gute Score von Alan Silvestri, der ganz nach seinen markant-markigen "Predator"-Kompositionen geraten ist, untermalt das Geschehen in angemessener Weise und verleiht "Judge Dredd" zumindest in seinen Action-Einlagen den Pep, den das Ganze durch die Inszenierung allein nicht vorzuweisen hätte. Okay, von der reinen Mainstream-Warte aus betrachtet ist das alles ja irgendwie noch akzeptabel, auch wenn man doch permanent den Eindruck hat, dass der Film selbst nicht so genau weiß, was er eigentlich sein will, denn Gerüchten zufolge gab es hinter den Kulissen auch mal wieder Krach zwischen dem Regisseur und seinem Star, die sich wohl über die allgemeine Ausrichtung ihres Streifens uneins waren. So sitzt "Judge Dredd" dann auch zwischen allen Stühlen: Als "ernsthafter" Science-Fiction-Beitrag untauglich und zu zusammengestoppelt, um die anvisierte Zielgruppe der Kids zu bedienen dann aber ob des ja immer noch vorhandenen gerüttelten Maßes an Gewalt doch zu brutal und für ein reines Blödel-Filmchen fällt das wohl lustig gemeinte Zusammenspiel von Stallone und Schneider halt mal leider viel zu oft flach. Kurzum, ein Streifen, der sich einzig und allein mit seinen Schauwerten über die Runden rettet. Nun ja, die adäquatere "Judge Dredd"-Verfilmung hat dann ja nur nochmal 17 Jahre auf sich warten lassen...

6/10

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