Sylvester Stallone spielt Judge Dredd, der in einem futuristischen Rechtssystem Judikative und Exekutive auf sich vereinbart, also gleichzeitig Polizist, Richter und Henker ist. Er geht voll in seinem Job auf und nimmt dutzende Verbrecher fest, bis er schließlich selbst des Mordes beschuldigt wird und auch von seiner engagierten Kollegin, gespielt von Diane Lane, nicht mehr gerettet werden kann. Bei seiner Überstellung kann er jedoch fliehen und versucht nun die Intrige aufzudecken.
Arnold Schwarzenegger lehnte die Rolle des "Judge Dredd" ab und auch Joe Pesci erklärte sich nicht dazu bereit, an dem Projekt teilzunehmen. Kein gutes Zeichen, aber mit Sylvester Stallone konnte man wenigstens eine der beiden Rollen gleichwertig besetzten und mit Max von Sydow, Jürgen Prochnow und Diane Lane konnte man einen durchaus achtbaren Cast zusammenkratzen. Das wirklich schlechte Omen war eher, dass mehrere Regisseure, darunter echte Hochkaräter wie Joel und Ethan Coen, Renny Harlin und Richard Donner, die Regie ablehnten und so musste man schließlich auf Danny Cannon zurückgreifen, der zuvor kaum Erfahrungen sammeln konnte und war gezwungen, diesem das Budget von achtbaren 85 Millionen Dollar anzuvertrauen. So schlecht, wie man nach diesen dutzenden Absagen hätte vermuten können ist der Film zum Glück nicht geworden, aber mehr als achtbares Mittelmaß ist er trotz des Casts und des Budgets leider nicht.
Die Grundidee um den Judge Dredd, den Richter und Henker in einer Person, stammt aus einer Comic-Reihe und man hätte aus dieser brauchbaren Grundidee einen relativ vielschichtigen und düsteren Sci-fi-Thriller, wie beispielsweise "Equilibrium" machen können, aber Cannon legt viel zu viel Wert auf äußere und optische Opulenz. Die Charakterkonstruktion ist damit schwach und klischeehaft geworden, Stallone darf mal wieder den tapferen Helden spielen und auch ansonsten häuft der Film ein Klischee neben dem anderen, vom herrschsüchtigen Bösewicht, über die Kollegin, die Judge Dredd bis zum bitteren Ende glaubt und ihn unterstützt, bis hin zum pseudo-lustigen und überaus ängstlichen Begleiter Dredds. Die Handlung als solche ist nicht sonderlich spektakulär, enthält die eine oder andere brauchbare Wendung, aber auch hier wäre wesentlich mehr drin gewesen, als diese 0815-Story, die zum Ende hin immer abstruser und vorhersehbarer wird.
Statt also auf eine vielschichtige Story oder die gute Grundidee zu setzten, lässt Cannon lieber ein Action- und Effekt-Gewitter los, das sich aber durchaus sehen lassen kann. Die meisten Action-Szenen sind aufwendig und optisch überzeugend gemacht, mit großen Spezial-Effekten und fast gänzlich ohne Nahkampf. Aber auch in Szenen, in denen nicht gerade geballert wird, ist der Schauwert wirklich hoch, da auch die opulente und futuristische Ausstattung sehenswert ist, genauso wie die ebenso futuristische Kulisse. Auch die Maske ist gut und abwechslungsreich gemacht, auch wenn der Film stellenweise wie eine Freak-Show wirkt. Im Wesentlichen ist es zwar einzig und allein der hohe Schauwert, der "Judge Dredd" zu einem genießbaren Filmerlebnis macht, da Cannon nur hier das Potential des Budgets ausschöpfen kann, es hätte aber auch noch wesentlich schlimmer kommen können.
Im Gegensatz zu anderen Comic-Verfilmungen, die bonbonbunt und schrill gemacht sind, wie "Spider-Man" oder "Batman Forever", entscheidet sich Cannon eher für die düstere Variante, kann aber leider keine gespannte Atmosphäre aufbauen, da die Filmmusik die Dunkelheit und die Tristes der futuristischen Welt nicht optimal unterstreichen kann. Cannon kann zwar unterhalten, aber keine Spannung aufbauen, da der Film einfach zu vorhersehbar ist, weil er zu gradlinig auf sein Happy End zusteuert.
Wenn Cannon also keinen akzeptablen Spannungsbogen auf die Reihe bekommt, wäre es ratsam gewesen, wie alle anderen handlungsarmen Comic-Verfilmungen auf ein bisschen Teenie-tauglichen Humor zurückzugreifen. Cannon versucht dies durchaus, scheitert dabei jedoch an Rob Schneider, der erstens überhaupt nicht lustig ist und zweitens mit seiner hysterischen Art nervt. Er brüllt die ganze Zeit "Judge, Judge" durch die Gegend und lässt sich von Stallone alle paar Sekunden das Leben retten. Schade, dass Pesci die Rolle abgelehnt hat.
Sylvester Stallone passt gut in die Rolle des tapferen und heroischen Judge Dredd und ist mal wieder voll in seinem Element, allein schon, weil er noch mal die Welt retten darf. Aber allein die Tatsache, dass er kurz nach Erfolgen wie "Cliffhanger" eine Rolle in einem solchen Film übernimmt, zeigt mal wieder seinen schlechten Riecher für gute Filme. Diane Lane spielt ebenfalls überzeugend und ist genauso gefühlskalt, wie Stallone in seiner Rolle. Jürgen Prochnow darf in alter deutscher Manier in einer Hollywoodproduktion mal wieder den Bösewicht spielen, löst die Aufgabe aber gewohnt, routiniert, genauso, wie Max von Sydow, der den sympathischen Oberrichter spielen darf.
Fazit:
Die Grundidee um den Richter und Henker in einer Person ist definitiv gut und hat was für sich, aber Regisseur Danny Cannon macht ein flaches, aber opulent und futuristisch bebildertes Effektgewitter draus, dass mit dem soliden Cast und den achtbaren Action-Szenen ordentlich unterhält, mehr aber auch nicht.
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