Review

Über Sinn und Unsinn deutscher Titelschmieden und der damit verbundenen irreführenden Einordnung gänzlich unterschiedlicher Filme in sogenannte Titelserien wollen wir gar nicht erst anfangen, über den Murks könnte man ganze Bücher schreiben und noch immer sucht der geneigte Zuschauer im Internet nach passenden Zugehörigkeiten in den einzelnen Ländern.

Darum wirkt meine Auswahl eines Quartetts von 1989 produzierten Horrorfilmen auch ziemlich beliebig, wobei in good old Germany zwei der Beiträge in die sogenannte „Ghosthouse“-Reihe eingeordnet wurden und einer als zweiter Teil einer Reihe bezeichnet wurde, die es schlichtweg nie gegeben hatte. Darüber hinaus fallen zwei der Beiträge immer mal wieder links oder rechts des Weges auf, weil sie eben von Altmeister Lucio Fulci gedreht worden sind, der ja bei Horrorfans immer besondere Aufmerksamkeit kassiert.

Ursprünglich wurden die vier Filme aber als eine Reihe von TV-Filmen konzipiert und gedreht, als die italienische Filmindustrie in den späten 80ern schon gewaltig in die Knie gegangen war. Angedacht waren sechs Filme, doch nur vier davon wurden schließlich produziert – tituliert als die „Doomed Houses“-Serie, weil in jeder ein unheimliches oder fluchbeladenes Haus eine Rolle spielte.
Und als sei das nicht genug, wurden die Filme dann auch noch nicht ausgestrahlt, sondern jahrelang eingelagert, drifteten aber in anderen Ländern eben als VHS-Premiere in einige Videomärkte, so auch in Deutschland.

Als zweiten Film wenden wir uns mal einem von Fulcis Produktionen zu: „Die Uhr des Grauens“.
Auch hier ist der Titel nicht eben richtungsweisend, denn es gibt im Geisterhaus in diesem Fall nicht eine, sondern Hunderte von Uhren, die sinistre Sachen machen, etwa die Zeit zurückdrehen. Aber in Deutschland macht man eben nur eine verantwortlich – wofür nun eigentlich wirklich, wird nicht so ganz klar. Die Zettelwirtschaft, die hier als Drehbuch diente spart hauptsächlich mit Logik und Erklärungen, sondern setzt auf Atmosphäre, dies aber mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Was Fulcis Film in erster Linie ist: bizarr. Ich bin nicht sicher, ob in talentierteren Händen da nicht viel mehr drin gewesen wäre, aber das Endergebnis wirkt hastig und unfertig, wie so viele von Fulcis Werken ab Mitte der 80er.

Im Fokus steht ein opulentes Landhaus, in dem ein altes Ehepaar seine gewaltige Uhrensammlung pflegt. Den Neffen samt Gattin haben die beiden offenbar umgebracht und im Keller regelrecht festgenagelt, ein Umstand, der dann auch der Haushaltshilfe das Leben kostet. Sinistres geht offenbar hier vor. In diesen Mix geraten drei Tunichtgute, davon zwei männlich, die mit dem Auto über Land fahren und dort nach einer passablen Raubmöglichkeit suchen, damit die Vorräte zum Kiffen nicht ausgehen. Die drei sind wunderbar ignorante Arschgeigen, die nebenbei sogar noch eine Katze ersticken, weil ja so eine Autofahrt ziemlich langweilig sein kann.

Die Sache mit dem Einbruch geht dann bärig schief, denn nicht nur ist da noch der Hausmeister/Gärtner mit dem Schießgewehr – aufgrund unglücklicher Kombinationen von Aktionen liegen schließlich alle drei Insassen des Hauses tot am Boden, was Fulci Gelegenheit gibt, reichlich schmoddrige Schusswunden auf die Darsteller kleben zu lassen. Das alles, also praktisch die Exposition, dauert schon den halben Film
Aber nun passierts: die Uhren im Haus fangen alle an, rückwärts zu laufen! Die Zeit dreht sich zurück (oder so ähnlich), die Leichen verschwinden, es wird hastig wieder Tag und verschiedene Dinge passieren, die nicht eben linear in die Handlung passen. Unsere Räuberfreunde kommen aus verschiedenssten Gründen nicht vom Gelände und als sei das nicht genug, stehen irgendwann dann auch noch die gemeuchelten früheren Hausbesitzer aus dem Keller wieder auf.

Das alles ergibt ein riesiges Kuddelmuddel an Zeitphänomenen, die aber keinen echten Sinn ergeben oder logisch nachvollziehbar wären, so dass sich das alles am Ende tatsächlich noch als Traum mit Pointe (oder eben doch nicht) auflöst.
Ich möchte da nicht zu sehr ins Detail gehen, aber bei all den hier herumeilenden Unsympathen, fand ich den Payoff doch recht erfreulich.

Die Location ist daran noch das Beste, aber in Sachen Tempo bleibt Fulci behäbig und das Geschehen zieht sich doch sehr in die Länge, der Plot hätte prima für eine normale Serienfolge von 45 Minuten funktioniert, wird aber auf 80 ausgewalzt und präsentiert so nach viel Leerlauf immer wieder überraschende Wendung, über die man dann ein wenig grübeln darf (was zwecklos ist). Visuell ordentlich, bietet der Film keine übergeordnete Erklärung für die Vorgänge und Fulci scheint händeringend nach Möglichkeiten gesucht zu haben, etwas Blut unterzubringen, blendet dann aber andere Vorgänge wiederum aus, wo man gern etwas von gesehen hätte.

Am Ende fragt man sich sichtlich, warum man das hätte im TV ausstrahlen sollen: der Gore-Anteil ist dafür zu heftig, inhaltlich ist alles zu vage und offenbar wollte man nicht groß diskutieren, warum man dafür jetzt Geld ausgegeben hatte – für ein Produkt, dass eher hastig zusammengeschustert erscheint. Obwohl ich solche Twilight-Zone-Sujets mag, die mit Unvorhergesehenem kokettieren und neue Richtungen einschlagen, wären einige Skriptdoktoren hier von Nutzen gewesen. 3/10

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