Die gute alte Geschichte der schönen, duldsamen Cinderella, die unter ihren ebenso mannstollen wie garstigen Stiefschwestern sowie der schreckschraubigen Stiefmama zu leiden hat. Als der lokale, sexuell frustrierte Dandy-Prinz von Königin-Mutter zur Veranstaltung eines großen Balls gedrängt wird, zu dem zwecks Brautschau die schönsten Frolleins des Landes geladen werden, schimmert für Cindrella Hoffnung am Horizont. Auf ihrem Weg zur großen Liebe erwarten die leicht naive junge Dame jedoch zunächst turbulente Abenteuer, die das durchschnittliche Märchenbuch schamhaft verschweigt...
Wie gewohnt riet der katholische Filmdienst den schlaghosentragenden Kinozuschauern damals ab: "Eine dümmliche Sexplotte, in der Motive des Märchens vom Aschenputtel (= Cinderella) mit einigen müden Disco-Songs garniert und mit einem guten Dutzend ständig nackter Jungdarstellerinnen sowie einigen albernen Slapstick-Gags angereichert werden."
Wer nach diesen Argumenten nicht bereits einen Pflichttermin für den Film eingeplant hat, dem sei gesagt, dass diese, etwas andere CINDRELLA ein kurios unterhaltsames Stück 70er-Jahre-Kino ist. Wie sonst wohl nur bei der ebenfalls nicht jugendfreien ALICE IN WONDERLAND und bei der LIEBE IM RAUMSCHIFF VENUS wechseln sich hier Sex-, Musical- und Klamaukeinlagen ab. Eben ein kesses und kulliges Sexical, wie schon der deutsche Verleih warb.
Zweifellos, nicht alles ist gelungen, das Tempo leidet streckenweise, aber der Film bietet neben meist sexy inszeniertem Schmuddelkrams erstaunlichen Charme, schräge Ideen, schmissige Discosongs und eine gut aufgelegte, kauzige, sogar schauspielerisch talentierte Darstellerriege.
Nach dem ersten Seheindruck (wenn auch unter J&B-Einfluss) kann ich nur empfehlen, sich diese recht unbekannte, aber wirklich sehenswerte Genre-Perle zu "schnappen".
Hauptdarstellerin Cheryl "Rainbeaux" Smith ist übrigens nicht nur absolut goldig als CINDERELLA, sondern auch noch eine heimliche, jung verstorbene Ikone des Grindhouse-Films.