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Aller Anfang ist schwer. Diese Lektion musste auch Sam Peckinpah lernen, als er Anfang der 60er die Chance erhielt, seinen ersten Kinofilm zu drehen. Zuvor hatte er schon gewisse Bekanntheit durch seine Arbeiten für das Fernsehen erlangt, wo er zum Beispiel einige Episoden zu den Western-Serien Westlich von Santa Fe oder The Westerner beisteuerte. Bei letztgenannter fungierte er darüber hinaus auch als Produzent.
So war es dann auch Brian Keith, der mit Peckinpah schon bei The Westerner zusammengearbeitet hat, der diesem seine erste Spielfilm-Regiearbeit verschaffte. Eine Verfilmung des Romans Yellowleg unter der Obhut des Produzenten Charles B. FitzSimons, Bruder der Schauspielerin Maureen O'Hara, die neben Brian Keith in der Hauptrolle zu sehen ist. Stark auf O’Hara zugeschnitten, störte sich Peckinpah früh an dem schwachen Drehbuch, konnte sich aber nicht gegen FitzSimons durchsetzen. Ein Problem, dass sich wie ein roter Pfaden durch das ganze Projekt ziehen würde und sich vor allem anhand der schwachen und unglaubwürdigen Story von The Deadly Companions (Gefährten des Todes) manifestiert.

Jene handelt nämlich von dem Bürgerkriegsveteranen Yellowleg (Brian Keith), der seit Jahren durch das Land streift, um jenen Südstaatensoldat zu finden, der ihn skalpieren wollte, wodurch Yellowleg eine markante Narbe zurückbehalten hat und daher nie ohne Hut unterwegs ist. In einem kleinen Kaff trifft er dann auf den Falschspieler Turk (Chill Wills), der von den Mitspielern aufgeknüpft wurde und dessen Kumpel Billy (Steve Cochran). Yellowleg befreit Turk und zusammen schmiedet man den Plan, die Bank des nächsten Städtchens auszurauben. Dort angekommen müssen sie jedoch bemerken, dass eine andere Bande schneller war und beim Versuch, die Gangster zu stoppen, erschießt Yellowleg versehentlich den Sohn der Amüsierdame Kit Tildon (Maureen O’Hara), die von den Bewohnern des Örtchens gemieden und beschimpft wird, weil ihr Sohn angeblich in Sünde geboren sei. Kit selbst beharrt jedoch darauf, dass ihr Ehemann früh gestorben sei und beschließt, ihren verstorbenen Sohn neben ihrem Mann zu beerdigen, der in einem verlassenen Ort im Gebiet der Apachen seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Yellowleg, getrieben von Schuldgefühlen, bietet sich als Eskorte an, was von Kit jedoch ausgeschlossen wird. So verfolgen er und seine beiden Begleiter die trauernde Mutter heimlich und bald akzeptiert sie ihren Schutztrupp. Während sich das Bild zwischen Yellowleg und Kit langsam entspannt, kommt es zu immer mehr Reibungen mit Turk und Billy und zu allem Überfluss greifen zwischenzeitlich auch die Apachen an…

Schnell fallen einem dann auch die ersten Ungereimtheiten auf, wobei vor allem das Verhältnis zwischen Yellowleg und Kit arg konstruiert und wenig nachvollziehbar erscheint – speziell vor dem Hintergrund der Geschehnisse. Des Weiteren erscheint die Auflösung des Films, sprich die Bearbeitung der Rachekomponente der Story, als ebenso fragwürdig. Ansonsten kann man die Story als Stangenware ablegen, die sich auch von der Inszenierung her noch stark an den klassischen Western orientiert, sodass der „Sam-Faktor“ noch nicht wirklich zum Tragen kommt. Nichtsdestotrotz lassen sich Themen finden, auf die man auch in seinen späteren Filmen treffen wird: die Aufarbeitung der eigenen Schuld, religiöse Heuchlerei, Gewalt in Bezug zu Kindern.
So gewinnen der Film und die Story schlussendlich doch noch etwas an Pepp und auch den Schauspielern kann man nicht vorwerfen, sie würden keinen Einsatz zeigen. Angesichts der Geschichte können sie sich aber auch nicht wirklich gefallen und speziell Brian Keith hinterlässt oftmals einen apathischen Eindruck, während mir Chill Wills leicht psychopathisch angehauchtes Spiel gefallen hat.

Auch sollte man bei der Bewertung des Films nicht vergessen, dass er mit geringem Budget an gerade einmal 20 Tagen gedreht wurde und angesichts dieser Tatsache, ist vor allem die Optik des Films erstklassig geraten. Dies ist dem Kameramann William H. Clothier zu verdanken, der schon bei diversen John Wayne-Filmen für die korrekte visuelle Umsetzung sorgte und bei The Deadly Companions, der komplett außerhalb eines Studios gedreht, das Maximum herausholte. Speziell die Gewittersequenz mit dem sich heranschleichenden Apachen ist ausgezeichnet fotografiert und auch der Ritt durch die hereinbrechende Nacht sieht überaus ansprechend aus.
Leider kann man den Score nicht gerade als ansprechend titulieren, sei es das aufgesetzt wirkende Titellied, das von Maureen O’Hara gesungen wurde oder die Musik von Marlin Skiles, die auf Wunsch FitzSimmons unter der Leitung Raoul Kraushaars eingespielt wurde. Dies alles gefiel auch Peckinpah nicht wirklich, doch wie er schon beim Drehbuch kein Mitspracherecht hatte, so war sein Wort auch während der Postproduktion unerwünscht.

Am Ende kann man so nur noch spekulieren, wie Peckinpahs Wunschversion von The Deadly Companions ausgesehen haben könnte. Nichtsdestotrotz erkannt man das Potential, welches er ja schon ein Jahr später bei Ride the High Country bestätigen konnte, sodass der Film noch immer als befriedigender Western und, speziell für den Fan, als interessanter Erstling durchgeht.

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