Ist die Story vom bösen Zwilling auch alles andere als neu, so machte die Handlung von Gemini – Mörderischer Zwilling im Vorfeld doch Lust auf mehr. Regisseur Shinya Tsukamoto, dank seinen eigenartigen Filmen wie Tetsuo längst als Kultregisseur gefeiert, verfilmte mit Gemini eine Kurzgeschichte von Horrorautor Edogawa Rampo. Eine Menge guter Voraussetzungen also, die aber scheinbar nicht für einen guten Film gereicht haben.
Man befindet sich im Japan der 30er Jahre, als sich der langweilige Arzt Yukio (Masahiro Motoki) als Spezialist für weggefetzte Arme und Co. einen Namen macht. Zusammen mit seiner Familie und Gefolge wohnt er in einem großen traditionellen Haus. Das Glück scheint perfekt. Zumindest nach außen hin. Denn seine Familie sieht es nicht sonderlich gern, dass er ausgerechnet die seltsame an Amnesie leidende Rin (Ryo) geheiratet hat. Seit sie im Haus ist, gehen seltsame Dinge vor sich und bald beginnen die ersten Hausbewohner zu sterben. Dann, eines Tages, taucht ein psychopathischer Mann auf, der Yukio bis aufs Haar gleicht, ihn in einem gammligen, ausgetrockneten Brunnen im Hinterhof gefangen hält und an Yukios Stelle das tolle Leben als Arzt und sorgsamer Ehemann weiterlebt. Rückblenden und wirre Bilderfluten bringen langsam Licht ins Dunkel. Der Ursprung scheint in einem Slum ganz in der Nähe zu liegen, den Yukio und seine Familie immer gemieden haben, weil sie die Bewohner dort für niedere Menschen halten. Und sieht man die Bilder aus dem Slum, wo man scheinbar nicht nur notorisch einen an der Klatsche hat, sondern auch noch so aussieht wie in bunte Lumpen gekleidete pseudo-aufgestylte Figuren aus einem Techno-Ballett, scheint die Abscheu von Yukios Familie durchaus berechtigt.
Im Vergleich zu etwa Tetsuo scheint Gemini haarsträubend banal und einfallslos inszeniert. Dabei fängt der Film doch relativ spannend und gut an. Allerdings fangen die durch die Bank unsympathischen und hässlichen Menschen im Film bald zu langweilen an. Der Zuschauer verliert das Interesse, wird unaufmerksam und schon entgehen ihm wichtige Schlüsselszenen, die sich zu einer immer verworreneren Geschichte zusammensetzen, der man selbst mit höchster Aufmerksamkeit kaum folgen kann, da auch die Figuren nicht immer nachvollziehbar agieren und vieles einfach ungenügend erklärt wird.
Die Szenen mit Yukio im Brunnen sind atmosphärisch düster und beklemmend in Szene gesetzt und machen dank der grünlichen Färbung auch optisch was her, doch das Gros zieht sich einfach wie belangloser Groschenromaninhalt, dazu zu zahm und nicht immer toll frisiert. Die wirre Storyführung nimmt Gemini nicht nur viel an Fahrt sondern noch mehr an Spannung.
Was bleibt, ist ein wirrer Haufen Unerträglichkeit, mit Handlungslöchern und langweiligen Figuren, langatmigen Szenen, aber immerhin einigen guten und schön fotografierten Bildern. Gemini wird so zur herben Enttäuschung, die auch das Siegel Horror nicht verdient hat, selbst wenn DVD-Cover oder Screenshots das suggerieren wollen. Was bleibt ist ein mäßiger Thriller, der früh stark nachlässt, kaum fesselt und in konfuser Scheußlichkeit versumpft.