Review

Gemini-Tödlicher Zwilling
(Asian Film Network)
Wenn einem ein Film so angenehm wie ein Autounfall und so beruhigend wie der atomare Supergau vorkommt, dann kann es sich in der Regel nur um einen Film von Regielegende Shinya Tsukamoto handeln. Dieser brachte uns die Meilensteine Tetsuo und den mittlerweile beschlagnahmten Tetsuo 2. Mit diesen Filmen brachte er uns Zelluloidgewordene Alpträume a´la David Lynch´s Eraserhead, die den Zuschauer fassungslos zurückließen. Man fühlte sich nach der Betrachtung dieser Meilensteine, als kaue man auf Aluminiumfolie. Ganz so extrem ist dies bei Gemini nicht, bietet dieser Film für Tsukamotos Verhältnisse relativ konventionelle Unterhaltung, trotzdem ist die Story über den jungen Arzt Yukio, dem eines Tages ein Mann begegnet, der ihm zum verwechseln ähnlich sieht, ihn in einen Brunnen sperrt und statt seiner den Platz in Yukios Leben einnimmt ein, ein Bastard von einem gemeinen Schocker. Da die Geschichte, basierend auf eine Short Story des Autoren Edogawa Rampo, Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, nutzt Tsukamoto die Möglichkeit, farbenfrohe Kostüme mit eigentümlichen Frisuren und imposanten Gebäuden zu kombinieren. Durch die Verwendung von Farbfiltern und dem vollen Einsatz aller Boxen werden hier alle sinne angesprochen. Schon der Beginn des Filmes mit der Kamerafahrt über ein verwesendes Tier, an welchem sich Ratten laben, untermalt mit einem krassem Soundgemälde ist sowohl verstörend, abstoßend als auch faszinierend. Auch hier zeigt sich, dass die Stärke des Regisseurs in kurzen Filmen liegt. Knapp achtzig Minuten braucht Tsukamoto, um seine Geschichte zu erzählen, alles weitere würde den Erzählfluss hemmen und zu Langatmigkeit führen. Da keinerlei Extras auf dieser DVD sind, ist dieser Filmgenuss zwar ein kurzer, aber sehr fordernder und langanhaltender.
CFS
08/10

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