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Ein Mann (Shin'ya Tsukamoto) wacht desorientiert in einem Labyrinth aus Stein auf. Wie ist er hier her gekommen? Warum kann er sich an nichts erinnern? Was soll das ganze überhaupt? Er hat kaum Platz, um sich zu bewegen; nur langsam kommt er vorwärts. Häufig ist er fiesen Gefahren ausgesetzt und viele Fallen führen ihm Leid zu. Auch wird er Zeuge, wie zermürbende Greueltaten anderen Menschen zugefügt werden. Erst später trifft er auf eine Frau (Kaori Fujii), die offenbar dasselbe Schicksal ereilt hat. Zusammen mit ihr beschreitet er den vermuteten Ausgang, während er hinter sich das Grollen von etwas unvorstellbar Bösen vernimmt. Doch was erwartet ihn hinter dem Ausgang?

Ein Protagonist, der an einem unwirklichen, fremden Ort ist und weder ein noch aus weiß? Klingt ein wenig nach "Cube" und auch die fiesen Fallen erinnern an das Würfelerlebnis. Doch hier steckt mehr dahinter, zumal im Würfel niemand monoton mit 'nem Hammer eins auf den Schädel bekommen hat. Soll heißen: Dort war man entweder gleich Tod oder klug genug, der Falle zu entgehen. Zwischendinger wie hier gab es nicht.

Doch kommen wir auf den Punkt: Hauptaugenmerk des Films ist erstmal die schonungslose Darstellung. Die erdrückende Enge des Labyrinths wird hautnah vermittelt, während hammerharte Soundeffekte den Schrecken an den Zuschauer weitergeben (Zähne auf Metall und sowas in der Art). Der Score glänzt meistens durch Abwesebheit; erst am Ende gibt es richtige Musik (quasi als Kontrast). In visueller als auch akustischer Hinsicht gestaltet sich der Film somit äußerst homogen und funktionell. Daran kann man nichts rütteln...

Viel mehr bietet der Film aber auf den ersten Blick auch nicht. Und wenn man nur diese schaurige Atmosphäre nimmt, wirkt der Film ziemlich platt. Doch schon anhand der surrealen Art ahnt man, das mal wieder viel mehr dahinter steckt, als man denkt. Vor allem das Ende verwirrt ungemein, da es nämlich nicht wie erhofft alles auflöst, sondern nur kleine Hinweise gibt, wie man den Stoff überhaupt interpretieren soll. Und dann ist er zu Ende. Nicht mal 50 Minuten dauert der Streifen und gepeilt hat man erstmal nichts. Was also tun? Entweder zieht man sich schleunigst Action nach Kitamura oder so rein, damit das Gehirn auf Durchzug schalten kann, oder man bleibt wie angewurzelt sitzen und überlegt: War der Protagonist vielleicht gar nicht in einem von Menschenhand erbauten Labyrinth gefangen? Interpretiert der Film vielleicht nur eine der vielen Vermutungen der mysteriösen Nach-Tod-Erfahrungen? Sind die vielen Qualen, denen sich der Protagonist aussetzt, nur eine Metapher auf das Absterben seines Hirns? Die zahlreichen Leichen abgestorbene Erinnerungen? Ist nur die Erinnerung an seine Frau intensiv genug, ihn vor dem Tode zu bewahren? Und worum handelt es sich beim dumpfen Grollen, dass durchs Labyrinth hallt? Womoglich der Tod selbst...

Tsukamoto hat sich hier mal wieder wirklich interessanten Stoff besorgt. Die Inszenierung stimmt und man kann sich wirklich eine Menge Gedanken machen, wenn man Lust dazu hat. Trotzdem war mir der Film echt ein bisschen zu vage und ich bin glücklich, dass er nur 50 Minuten dauert, denn dauerte er länger,  würde der Wiedersehwert kümmerlich zusammenschrumpfen. Insgesamt bestimmt kein Überhammer, aber sein Publikum scheint "Haze" anscheinend mit Leichtigkeit zu finden!

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