Review

Leichte Spoilerwarnung!!

Shin` Ya Tsukamotos recht neuer (Kurz)Film Haze vernichtet Hostel von Eli Roth auf eine ganz bitterböse Weise. Mit Haze hat der Ausnahmeregisseur aus Japan ein kleines krankes Horror Meisterwerk abgeliefert. Gar nicht auszudenken was aus Haze geworden wäre wenn er die Lauflänge eines Spielfilms hätte, denn eine Spur von Abnutzung konnte ich nach den knapp 50 Minuten nicht entdecken. Ich hätte dem Meister gerne noch länger zugesehen was er in seiner eigenen kleinen verstörten Welt auf uns arme Zuschauer als nächstes loslässt. Ich habe die Gänsehaut vermisst die mir die Japaner so oft zugefügt hatten. Nach Marebito von Takashi Shimizu und Shin` ya Tsukamoto in der Hauptrolle war es also erneut Mr.Tsukamoto der mir Alpträume bereitet hat, nur das Haze endlich mal wieder ein eigener Film von ihm ist und er auch noch selber die Hauptrolle übernommen hat.

Story:
Ein Mann (Shin` Ya Tsukamoto) wacht völlig planlos in einer Betonkammer auf. Die Kammer ist gerade mal so groß dass er sich kriechend fortbewegen kann. Der Mann kann es sich nicht erklären wer ihn in dieses Labyrinth gesteckt haben könnte und denkt sofort an ein perveres Spiel was sich irgendein Reicher ausgedacht hat um seine kranken Lüste zu stillen. Doch je weiter der Mann sich durch das Labyrinth kämpft desto absurder wird die ganze Sache. Der Mann sieht abscheuliche Dinge und muss selber viel einstecken. Fast am Ende des Labyrinths angekommen stößt er auf eine Frau die genau so ratlos ist wie er. Gemeinsam wollen beide nun versuchen aus dem Labyrinth zu entkommen, doch gibt es aus diesem unheimlichen Verlies überhaubt ein entkommen??

Kritik:
Tsukamotos Stil ist schonungslos, er geht sofort ins Geschehen und lässt dem Zuschauer keine Zeit zum verschnaufen. Mit Haze kehrt Tsukamoto zum Ursprung seiner Filme zurück und hat einen Film gedreht der mir eigentlich genauso gut gefällt wie Tsukamoto`s Meisterwerk "Tetsuo". Haze wurde komplett Digital gedreht und genau so kann der Film auch seine volle Wirkung entfallten. Das man mit solchen digitalen Aufnahmen einen genialen Horrorfilm erschaffen kann hat uns ja auch schon Brad Anderson mit "Session 9" bewiesen.

Diverse Paralelen zu Filmen wie Cube oder Saw kann Haze nicht verbergen, doch das stört überhaubt nicht denn Haze kann es mit diesen beiden starken Konkurenten aufnehmen. Tsukamoto hat geschickt geklaut und hat trotzdem aus Haze einen eigenständigen Film gemacht der sich an keine weiteren Klischees bedient. Der Zuschauer weiß natürlich überhaubt nicht was abgeht. Anfangs könnte man hier zwar noch ein weiteres Folterfilmchen erwarten, doch je weiter Tsukamoto durch das Labyrinth krabbelt umso mehr entfernt sich Haze aus dem Folterfilm Genre. In die tiefsten Abgründe des Menschen lässt uns Tsukamoto blicken und gibt uns das Gefühl Live dabei zu sein. Seit Ewigkeiten habe ich mich nicht mehr so an meine Bettdecke gekrallt, schon lange hatte ich nicht mehr so eine Gänsehaut die über meinen ganzen Körper lief.

In Haze wird nur wenig gesprochen, die Bilder und der geniale Soundtrack erledigen hier alles. Wenn aber in Haze gesprochen wird dann immer an der richtigen Stelle. Die Dialoge ziehen sofort in den Bann denn man erhofft sich mehr zu erfahren. Bevor Tsukamoto (der hier wieder unglaublich gut spielt und auch sein Schauspielerisches Talent unter Beweis stellt) die Frau kennenlernt spricht er wie in Marebito nur aus dem Off. Die Dialoge mit Tsukamoto und der Frau (Kaori Fuji) sind dann schon sehr mitreißend und auch ein wenig emotional.

Die große Frage die sich Shin`Ya Tsukamoto bestimmt gestellt hat ist was die Zuschauer wohl für ein Ende von Haze erwarten. Jeder Asia Filmfan der vertraut mit Tsukamoto`s Filmen ist weiß dass es ein Ende geben wird woran man noch lange zu knabbern haben wird. Und dies trifft auch tatsächlich wieder ein, allerdings wird es viel heftiger kommen als man denkt. Doch davon will ich hier nichts mehr erwähnen aufgrund der großen Spoilergefahr. Nur eins sei gesagt, es wird ein Ende geben was ungefähr so viele Interpretationsmöglichkeiten bietet wie das Ende eines David Lynch Films und es mehr Fragen aufwirft als es überhaubt beantwortet.

Fazit:
Regisseure Hollywoods, so muss ein Horrorfilm aussehen. Doch Haze ist kein reiner Horrorfilm, viel mehr ist Haze eigentlich undefinierbar und lässt sich in kein Genre packen. Hat der japanische Kultregisseur in seinen letzten Filmen vielleicht einen etwas anderen Stil verwendet so kehrt er mit Haze wieder zu seinen Ursprüngen zurück. Ich bin zutiefst beeindruckt von Haze und kann jedem Horrorfan der sich nach Gänsehaut sehnt dieses brutale Horrorwerk empfehlen. Verstehen muss man Haze nicht, doch der Film bietet genug Freiraum für eigene Interpretationen. Hier sollte ein gewisser Eli Roth mal reinschauen um seine nächsten Filme ein wenig von dem Popcornhorror zu distanzieren. Denn Haze kommt eine ganze Spur krasser als Hostel.

Ich würde hier ja gerne die volle Punktzahl geben aber aufgrund der wirklich kurzen Lauflänge reicht es einfach nicht ganz, ich war sogar enttäuscht das dieses Spektakel schon nach nur 48 Minuten zuende war. Doch diese 48 Minuten werdet ihr so schnell nicht vergessen, denn die unbeschreiblichen Dialoge und die beängstigenden Bilder die ihr sehen werdet brennen sich geradezu in eure Netzhaut ein. Für Hartgesottene Horrorfans die genug von bösen Mädchen mit langen Schwarzen Haaren haben werden Haze lieben. Die Zukunft des Horrors heißt Shin` Ya Tsukamoto der für mich mit zu den beeindruckendsten Filmemachern überhaubt zählt. 9/10 Punkte

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