Review
von Cineast18
"Von den 40.000 deutschen Besatzungsmitgliedern auf den U-Booten kehrten 30.000 nicht zurück." Als die amerikanischen Zuschauer bei der Uraufführung des Films diese einleitenden Zeilen lasen, applaudierte der Kinosaal. Doch am Ende herrschte Totenstille angesichts des Grauens, dem man hatte beiwohnen müssen.
Mit "Das Boot" inszeniert Wolfgang Petersen einen der intensivsten Kriegsfilme überhaupt, und gewiss den besten deutschen Beitrag zur Bewältigung jener schweren Vergangenheit. Der Besatzung eines U-Bootes auf ihrer Feindfahrt während des Zweiten Weltkriegs zuzusehen, wird hier zu einem Akt der Willensstärke. In klaustrophobischen Bildern wird einem die Bewegungsunfähigkeit der Besatzung mehr als deutlich bewusst - die Kamera wirbelt durch schmale Gänge, kaum breit genug für einen Mann, in denen sich oft dutzende tummeln. Das Fehlen jeglichen natürlichen Lichts verstärkt mit jeder Minute den Eindruck eines riesigen metallenen Grabes. Und spätestens mit dem ersten Angriff, wenn das Boot durch die Wucht dutzender Wasserbomben hin und her geschleudert wird, das Licht flackert, Rohre platzen und Wasser eindringt und die Besatzung in Todesangst wie wild umherrast, erkennt der Zuschauer, welch enormem psychischen Druck die Männer tief unter der Wasseroberfläche ausgesetzt sind.
Wolfgang Petersen versteht es, die Frontenzugehörigkeit seiner Protagonisten zu egalisieren und sie dadurch zu emotional agierenden Figuren zu machen. Wenn die deutschen Männer in ihrem U-Boot ums Überleben zittern, ist das ebenso schlimm wie der Anblick der englischen Matrosen, die brennend von ihrem zerschossenen Kriegsschiff ins eisige Wasser stürzen. Im Krieg geht es nicht um Gut und Böse - auf beiden Seiten leiden Menschen für die Ziele einer fernen Regierung. Mithilfe einer ganzen Riege deutscher Schauspielstars fokussiert er hier den Blick auf das Leid der Menschen, die nur allzu schnell als "die bösen Nazis" abgestempelt werden - obwohl es historische Tatsache ist, dass Großteile der eingesetzten Soldaten des Zweiten Weltkriegs nicht im Geringsten an den faschistischen Wahn glaubten, für den sie zu kämpfen gezwungen waren.
"Das Boot" ist ein hochemotionaler, packender Film über das Grauen des Kriegs und die Hilflosigkeit der einfachen Soldaten, der in einem unglaublich bitteren Finale gipfelt und den Zuschauer mit der unbequemen Erkenntnis zurücklässt, dass Schwarz-Weiß schon seit vielen, vielen Jahren vorbei ist.