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Von Petersens Meisterwerk "Das Boot" gibt es drei verschiedene Fassungen:
1980 entstand parallel zum damals teuersten deutschen Kinofilm (ca. 150 Min.) eine 5-stündige Fernsehfassung, die zuerst von der ARD als 3 und 6 Teiler ausgestrahlt wurde. Die 150-Minuten-Ursprungsfassung wurde wohl von den Kritikern gefeiert, dennoch war nicht zu übersehen, was im Vergleich zur TV-Fassung, die Lothar-Günther Buchheims Bestseller fast 1:1 wiedergibt, fehlte.
Buchheim beschreibt in seinem Buch den Schrecken des U-Boot-Krieges als Mischung aus extrem langen Warteperioden, in denen überhaupt nichts passiert, und den Wasserbombenverfolgungen der Zerstörer, in denen sich die gesamte angesammelte Angst auf einige Stunden des Angriffs konzentriert. In der Kurzfassung fehlen fast komplett die "Gammelperioden", die jedoch mindestens so interessant sind wie die actionreichen Kampfsequenzen, da sie das Mürbewerden der deutschen Soldaten zeigt, und zwar so, dass sich jeder in die Lage hineinversetzen kann.
So liegt in der Kurzfassung ein deutliches Gewicht auf den Actionszenen, was dem Stoff der literarischen Vorlage jedoch keinesfalls gerecht wird.
1999 entstand dann der Director's Cut - der "Goldene Schnitt", wie Regisseur Wolfgang Petersen ihn bezeichnete. Dieser ist 200 Minuten lang, war ein "Mittelding" aus TV- und alter Kinofassung und fand auch den Weg ins Kino. Geworben wurde mit angeblichen neuen Szenen, die man jedoch bereits kannte, wenn man die TV-Fassung gesehen hatte. Allerdings wurde im Director's Cut nicht nur die Länge so getrimmt, dass man Kino und Vorlage unter einen Hut bringen konnte, sondern der komplette Film wurde für eine bessere Bild- und Tonqualität digital überarbeitet, und bei den Actionszenen wurden die Sound- und Bildeffekte erheblich verbessert. Die beiden alten Fassungen waren beide nur in Mono, der Director's Cut kam im Kino in brillantem Widescreen und Dolby-Digital-Sound daher. Das Ergebnis war beachtlich, floppte jedoch an den deutschen Kinokassen - warscheinlich war der Film schon zu oft im Fernsehen zu sehen gewesen.

Meiner Ansicht nach ist "Das Boot" einer der besten Antikriegsfilme aller Zeiten. Sowohl die Darsteller (Grönemeier, Wennemann, Prochnow, Semmelrogge, Hoenig, Fedder) als auch der Regisseur erlangten durch den Film zu erheblichen Ruhm - für die meisten war er das Sprungbrett für eine bis heute erfolgreiche Karriere. Petersens Weg führte ja bekanntlich bis nach Hollywood.
Mein Favorit ist und bleibt die 5-Stunden-Fassung - Leute die das Buch gelesen haben wissen, das diese Fassung unglaublich nah an der Vorlage ist. Außerdem beleuchtet diese Version den Krieg von den meisten Seiten, und schafft dies, ohne die deutschen Soldaten im U-Boot als Verbrecher darzustellen, sondern als Menschen und Opfer einer Diktatur.
Als letztes bleibt noch die berühmte Filmmusik von Klaus Doldinger zu benennen, die ebenfalls nach dem Erscheinen des Director's Cuts verlängert und in Dolby Surround zu haben war. Hinzu kamen zum alten Soundtrack u.a. noch einige Stücke mit Text aus dem Film.

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