Bis 1981 hatten deutsche Filme in den vereinigten Staaten den Ruf, weder spannend, noch international wettbewerbsfähig zu sein und an einen Erfolg in den großen USA war schon gar nicht zu denken. Wie gesagt, bis 1981 Wolfgang Petersen, der bis dato bestenfalls durch einige Dokumentarfilme und kleinere Filmprojekte auf sich aufmerksam machte, mit einem damaligen Knallerbudget von 30 Millionen Mark „Das Boot“ aus der Taufe hob. Ein großes Darstelleraufgebot um Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Uwe Ochsenknecht und Ralph Richter, ein sagenhaft-realistisches U-Boot-Setting, welches durch tolle Spezialeffekte untermalt wurde und ein äußerst hörenswerter Soundtrack, ließen die Kassen klingeln - In Deutschland, wie in Amerika. Sechs Oscar-Nominierungen waren die Folge, am Ende ging der Film aber leer aus.
Die Story:
1941: Der Kriegsberichterstatter Werner (Herbert Grönemeyer) begleitet die U-Boot-Mannschaft der „U-96“ auf Feindfahrt, er soll die Moral im Vaterland durch einige heroische Berichte der deutschen Marine stärken. Geführt wird die „U-96“ vom Kapitän Hellriegel (Jürgen Prochnow), der sich unter der jungen Mannschaft wie ein Dinosaurier fühlt, weshalb er „Der Alte“ genannt wird. Zusammen mit einer 50-Mann starken Crew erlebt Werner bald hautnah den Schrecken des Krieges, denn nach nicht langer Zeit wird „Das Boot“ von einem Zerstörer unter Feuer genommen. Als es einige Tage später sinkt, scheint das Ende der Crew gekommen...
Erwähnenswert wäre hier, das vom „Boot“ drei Schnittversionen existieren: Die damalige, normale Kinoversion mit einer Länge von 150 Minuten, eine mehrteilige Fernsehfassung von 300! Minuten und den 1996 erschienenen Director´s Cut mit einer Länge von immerhin 200 Minuten. Ich bevorzuge die letztere Fassung, da man durch satte 50 Minuten mehr Handlung, im Vergleich zur Normalfassung, ein besseres Bild von der Crew und dem Grauen erhält, die 300 Minutenfassung wäre bestenfalls in Teilen zu betrachten und nicht an einem Stück.
Die Darsteller:
„Das Boot“ überzeugt mit einem nie dagewesenen Ensemble von deutschen Topschauspielern. Erwähnenswert sind neben Prochnow, Grönemeyer, Hönig und Richter auch noch Claude-Oliver Rudolph und Martin Semmelrogge. Besonders Jürgen Prochnow, der sich hier seinen Weg in die US-Filmwelt geebnet hat, verkörpert den „Alten“ perfekt und mit einer ungeheuren Ausstrahlung und Autorität. Natürlich haben alle Darsteller ein Lob verdient, denn das Ganze war sicher ein darstellerischer, wie körperlicher Kraftakt.
Die Atmosphäre:
Durch eine grauenhaft-realistische und klaustrophobisch-anmutende Darstellung der Kriegshölle, die manchmal bis zum Unerträglichen geht, wird man an den Sessel gepreßt. Selten war man mehr Teil eines Filmes wie hier, man sitzt förmlich mitten im U-Boot. Auch durch die überwältigende Soundkulisse wird Hochspannung vermittelt: Beim Einschlag der Torpedos zuckt man regelrecht zusammen und auch sonst ist „Das Boot“ alles Andere als ein ruhiger Film. Musikalisch hat Klaus Doldinger einen Hammer-Score abgeliefert, der aber im Film selbst, durch den ständigen Lärm, etwas zurückgedrängt wird. Besonders die Sets stechen ins Auge, man möchte gar nicht glauben, daß dies alles nur Modelle von U-Booten seien sollen, von Denen es übrigens drei gab, außerdem lieh sich Steven Spielberg noch im selben Jahr Eines davon, für den Indiana Jones-Erstling „Jäger des verlorenen Schatzes“.
Fazit:
„Das Boot“ zählt neben dem kürzlich veröffentlichten „Untergang“ zu den besten deutschen Filmen überhaupt: Durch seine „Du bist mittendrin, statt nur dabei“- Atmosphäre wird man Teil dieses Meisterwerkes. Ein sehr langes, aber sehr fesselndes Stück Film, daß neben der tollen Darsteller auch durch Hochspannung punkten kann. Wie mir scheint, konnte bisher nur Petersen uns auf dem internationalen Markt etablieren, denn zwei Jahre später lief „Die unendliche Geschichte“ auch mit einem großen Erfolg in den USA, danach war es, bis zum „Untergang“, lange Zeit still um „good old Gemany“. Bleibt zu hoffen, daß bald wieder ein solcher Film gedreht oder zumindest „Das Boot“ nicht vergessen wird.