Review

Angesichts der heutigen Situation des Terrorismus in Amerika ist „Zwei Minuten Warnung“ gar nicht mehr so fiktiv, wie er damals noch erschien und besitzt durchaus seine Brisanz. Leider wurde das Thema um einen scheinbar allein arbeitenden Sniper, der wahllos Zuschauer wie Spieler während des Superbowls in diesem Film aber völlig verschenkt. Zu verdanken hat man das zwei Faktoren: Dem Drehbuch und dem Regisseur

Nach einem anfänglichen Aufhänger mit zu viel knallrotem Ketchup, aber viel Kaltblütigkeit beginnt eine ellenlange, uninteressante Exposition ohne Spannung und Dramatik. Die vielleicht längste und zähste Einleitung der Filmgeschichte, in der Macho Heston erst nach geschlagenen 60 Minuten auftaucht. Während man den Sniper, immer aus der Egoperspektive oder stets so, dass man keine markanten Details des Schützen zu sehen bekommt, wird nicht nur das uninteressante Geschehen um das Stadion selbst, schon fast dokumentarisch wiedergegeben, sondern auch völlig uninteressante Nebenfiguren in Person von Zuschauern und Angestellten vorgestellt, die natürlich, wie sollte man es anders erwarten, später als Opfer fungieren müssen. Im Übrigen wird die Gallery verschiedenster Charaktere fast durchweg von damals bekannten Schauspielern (u.a. Jack „Quincy“ Klugman) dargestellt, die sich in schrecklich substanzlosen Smalltalk unterhalten dürfen.

Dennoch, als der Sniper endlich in seiner Position über der Anzeigetafel angekommen ist (Sicherheitsvorkehrungen schien es damals noch nicht zu geben), versucht Regisseur Larry Peerce scheinbar alles was er an Spannung und Dramaturgie bis dahin verpasst hat, gleich in Großformat aufzufahren. Eher zufällig entdeckt eine Kamera den Schützen, Heston wird alarmiert, will darauf das Stadion umgehend evakuieren (So was würde der Killer bestimmt nicht mitbekommen…) und der Präsident nimmt auch lieber die nächste Abfahrt. S.W.A.T. wird informiert, Gerangel mit dessen Team-Führer steht an und die Uhr scheint runterzuticken, da der Schütze wohl nur auf das Spielende wartet und sich auch kaum als Ziel anbietet.

Als der Schütze, welcher mal eben die S.W.A.T. - Einheiten auf den Scheinwerfertürmen als einziger im ausverkauften Stadion sieht und auch ausschaltet, seine Deckung in kurzen Aktionen aufgibt, beginnt der Film richtig Klasse zu gewinnen. Wild wird in die, in Hektik verfallende, Menge gefeuert, die uns vorgestellten Personen scheiden dahin und rund um und im Stadion bricht eine Massenpanik aus, die sich gewaschen hat, so realistisch wirkt das Szenario.

Etwas zu spät reagiert die Spezialeinheit, die inzwischen die Anzeige erklimmt und mit dem zu Hilfe eilenden Heston (Wer sonst?) den feigen Attentäter, wieder mit literweise Kunstblut, zu Strecke bringt, ohne auch nur etwas über Motivation und eigentlichen Ziele zu erfahren. Ist in diesem Fall aber auch besser so, will man doch gar kein Alibi mehr für Hestons heldenhaftes Leerballern des Revolvers hören oder sehen.

Fazit:
Um den Realismus, wie der Sniper hier zu seinem Ziel kommt und schon fast übersinnliche Fähigkeiten entwickelt, mag ich mich gar nicht weiter aufregen, könnte scheint so ein Szenario heute nicht mehr so unmöglich wie damals. Aber die ellenlange Vorstellung uninteressanter Charaktere, hirnloser Smalltalk und die völlige Belanglosigkeit dessen sind die Handlanger des Unterhaltungstods, der nur ab Hestons Auftreten besiegt werden kann, da er zusammen mit der S.W.A.T. – Einheit etwas Schmackes in den Film mit einbringt. So kann sich das Ende, auch dank der höllisch inszenierten Massenpanik, wie man sie in den 70ern in etlichen Katastrophenfilmen liebte, durchaus sehen lassen. Über den Rest breitet man aber lieber den Mantel des Schweigens aus.

P. S.:
Ganz interessant, ist die Tatsache, dass der Film für eine amerikanische TV-Verwertung nicht nur umgeschnitten, sondern auch um neue Szenen erweitert worden ist, was den Film auf drei Stunden streckte, um ihn dann auf zwei zusammen zuschneiden. In dieser TV-Fassung wird dem Killer sein Geheimnis genommen. Er wird als Lockvogel für einen nahen Überfall auf einen Juwelier genutzt. Auf reine Cameos wurden dabei die Auftritte der späteren Opfer reduziert (teilweise wurden sie auch ganz entfernt) und aus dem ursprünglichen Film blieben nur 30 Minuten (eben das Finale mit Heston) über.

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