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Ein Horrorszenario für jeden Sicherheitsbeamten: 100000 Menschen verfolgen im L.A. Coliseum das Footballspiel des Jahres, während ein unberechenbarer Amokschütze sich im Anzeigenturm desselben verschanzt. Gelingt es einem S.W.A.T.-Team mit Unterstützung des Stadion-Personals eine Tragödie abzuwenden?

Dem ansonsten in seiner filmischen Karriere eher unauffällig gebliebenen Larry Peerce gelang mit "Zwei Minuten Warnung" (gemeint ist hiermit übrigens die zweiminütige Schlussphase eines Footballspiels) ein absolut sehenswerter Actionthriller. Hervorzuheben ist zweifelsohne der sehr nüchterne, gerade zu Beginn fast schon halbdokumentarische Inszenierungsstil, der dem Szenario eine ungewöhnlich realistische Note verleiht - eine Note, die insbesondere in heutiger Zeit vor dem Hintergrund diverser Terroranschläge wieder eine gewisse zusätzliche Brisanz erlangt. Gut in dieses Bild passt auch der Erzählstil, welcher regelmäßig zwischen verschiedensten Protagonisten hin und herspringt und somit zunächst einmal keinen "Helden" übermäßig fokusiert. Besonders gut gefielen mir in dieser Hinsicht die einleitenden, zumeist aus der Ich-Perspektive gefilmten Szenen des (in der gängigen Fassung anonym bleibenden) Amokschützen. Zusammen mit der ständig begleitenden Radioübertragung und dem kontinuierlichen Fokus-Wechsel gelingt Regisseur Larry Peerce auf diese Weise eine wirklich packende Thriller-Atmosphäre von hoher Glaubwürdigkeit.

Sind dann erstmal alle Zuschauer - sowie natürlich unser unberechenbarer Sniper - auf ihren Plätzen und das Spiel ist angepfiffen, geht "Zwei Minuten Warnung" im Mittelteil leider ein wenig die Puste aus und Peerce verweilt für meinen Geschmack zum einen doch recht lange bei im Grunde unwichtigen Nebencharakteren und zum anderen bei ausufernden Erörterungen, wie und wann man denn nun am besten den Sniper ausschalten könne ohne eine Massenpanik zu riskieren. Auch wenn das Tempo hier ein wenig hinkt, wirklich langweilig wirds trotzdem nicht - denn dafür ist das gesamte Szenario einfach zu packend, schließlich könnte ja jeden Augenblick der erste Schuss fallen!
Ist rechtzeitig zum Showdown S.W.A.T. aber erstmal in Stellung gegangen und setzt zum Zugriff an, brennt "Zwei Minuten Warnung" ein wirklich erstklassiges Actionfeuerwerk ab: Das Einsatz-Team wird vom Sniper beträchtlich dezimiert und schließlich bricht tatsächlich die gefürchtete große Panik aus und 100000 Menschen versuchen, sich gegenseitig niedertrampelnd, das Stadion zu verlassen - während die Schusswechsel anhalten und diverse blutige Einschüsse für den Zuschauer bereithalten. Technisch sieht das alles einfach klasse aus! Eine Meisterleistung ferner nicht zuletzt auch in der Koordination der unüberschaubaren Statistenmassen!
Schade, daß die Logik bei all dem bisher betriebenen Realismus nun doch etwas auf der Strecke bleibt. So ist auch unter Einbeziehung der extremen Umstände nicht nachvollziehbar, wie sich eine bestens ausgebildete Antiterror-Einheit so dermaßen leicht von einem einzigen, eigentlich auf dem Präsentierteller sitzenden Schützen in Schach halten lassen kann! Scheinbar darf nur der Amokschütze feuern und das Gegenüber muss in der Regel still halten bis er selbst getroffen wird. Wenig glaubwürdig zudem, daß es selbst aus einem Helikopter feuernd nicht möglich erscheint, den von oben quasi ungedeckt operierenden Schützen auszuschalten. Alles andere als professionell...
Naja, bei einem Actionfilm muss man anscheinend mit sowas leben. Dennoch ziehts die Wertung letztenendes etwas nach unten, da eben diese Patzer hier doch ziemlich ins Auge stechen.

Das ansonsten konstant hohe Niveau von technischer Umsetzung und packender Story wird schließlich durch die guten Darstellerleistungen bestätigt. Charlton Heston betritt zwar erst nach einiger Zeit die Bühne, dann jedoch liefert er all die trockene Routine, die man von ihm gewohnt ist. Ebenso überzeugend agiert John Cassavetes im Part des abgebrühten Teamleaders. Über den Sinn diverser Nebenrollen kann man sich wie gesagt streiten aber insgesamt kann man auch hier von durchweg soliden Leistungen (u.a. Jack "Quincy" Klugman) sprechen.

Fazit: Einer der besten Actionthriller der 70er Jahre. Harte Action und ein fesselndes Szenario sorgen hier für hochwertige Unterhaltung, die einzig durch den etwas behäbigen Mittelteil und einige offensichtliche Logikschwächen etwas getrübt wird. Wird höchste Zeit für eine deutsche DVD-Auswertung!

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