Review

Die Sequels von „No Retreat, No Surrender“ griffen nie Plots der Vorgänger auf, zeichneten sich bloß durch personale Kontinuitäten aus, wobei diese von „King of the Kickboxers“ zu „American Shaolin“ wohl mit am Geringsten sind.
Loren Avedon, Hauptdarsteller in den Teilen 2 bis 4, ist im fünften Werk der Reihe nicht mehr mit dabei, stattdessen geht es um den US-Teenager Drew Carson (Reese Madigan), der bei einem Kampfsportturnier dem fieseligen Trevor Gottital (Trent Bushey) unterliegt und auch noch derbe gedemütigt wird. Trevor ist ein Schmierlappen mit Zopf und Schmierlappengesicht, der bereits im Training seine Sparringspartner zu Klump haut, damit auch wirklich jedes Klischee bedient ist.
Drews Reaktion darauf: Er will Shaolin werden. Schule, einen Job oder sonstige Verpflichtungen scheint er nicht zu haben, denn flugs steht er vorm Shaolintempel und bittet um Einlass, der ihm vorerst nicht gewährt wird. „American Shaolin“ kolportiert dann den Mythos vom westlichen Schüler, der so lange wartet bis man ihm Zutritt gewährt, was ja auch jüngere Produktionen wie „Chok Dee“ noch tun – und es ja wohl auch tatsächliche Events gibt auf denen diese Inszenierungen basieren.

Von da an darf auch Drew am Training teilnehmen, jedoch muss er sich anpassen: Zuerst muss die Haarpracht runter, danach muss er ganz unten mit niedrigen Aufgaben anfangen. Nicht ganz leicht für den rebellischen Teenager...
In den 80ern machte sich die Filmwelt ja daran Martial Arts für das US Jugendkino hinzubügeln, „Karate Kid“, „No Retreat, No Surrender“ und ähnliche Schoten boten da vergleichsweise jugendfreies Gekloppe mit der Inklusion von Elementen wie aktueller Musik oder School Dances. „American Shaolin“ versucht ähnliches, was leider etwas respektlos der Shaolinkultur gegenüber wirkt. Wenn Drew die anderen Shaolinschüler zu Dumme-Jungen-Streichen anstiftet, gemeinschaftlich Playboy-Hefte gelesen werden oder das US-Tanzen ins Kloster gebracht wird, dann kann Lucas Lowes Film schon einen mangelnden Respekt vorwerfen. „Karate Kid“ und Co. spielten dagegen in Amerika, wo ein derartiges Crossover mehr Sinn machte.
Darüber hinaus erzählt „American Shaolin“ vor allem die alte Mär, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will und Amerikaner ist. Mit Kohärenz hat das nicht viel zu tun, wenn sich Drew trotz drohenden Rausschmisses aus dem Kloster sich immer noch wenig regelkonform verhält, aber Pathos sei Dank gibt man ihm nicht nur eine zweite, sondern auch noch eine dritte Chance. Doch trotz aller Meckereien hat „American Shaolin“ etwas, nämlich Charme, genauer gesagt jenen naiven Charme, der auch „Karate Kid“ und Co. auszeichnete. Da gehört die an sich nicht für den Plot relevante Liebesgeschichte ebenso dazu wie die durchaus ehrbare Botschaft, dass man allen Rivalen vergeben soll und nur kämpfen, wenn nötig.

Zudem bietet „American Shaolin“ das, was der Genrefan von so einem Werk erwartet: Trainings- und Kampfszenen. Erstere in wesentlich größerer Menge, meist mit Rock’n’Roll-Musik untermalt (aus dem Summertime Blues wird der Shaolin Temple Blues). Gelegentliche Trash-Elemente wie mechanische Holzkrieger (was die antiken Shaolin so alles bauen konnten) gehören da zum erwähnten Naiv-Charme hinzu. Die Handkanten sprechen eher selten, doch die entsprechenden Fights sind stets gut choreographiert und teilweise furios inszeniert, gerade die Kameraarbeit im Finale kann sich wirklich sehen lassen.
Reese Madigan ist alles andere als ein Ausbund an Charisma, weshalb ihm auch keine großere Karriere beschieden war, aber immerhin spielt er die Rolle noch ganz solide und kann sich auf ordentlichen Support durch Leute wie Daniel Dae Kim oder Billy Chang verlassen. Trent Bushey hingegen spielt gegen sein wandelndes Rollenklischee gar nicht erst an, ist aber auch nur am Anfang und Ende des Films zu sehen.

Wer etwas mit den naiven, auf Jugendliche abzielenden US Martial Arts Filme der 80er und frühen 90er anfangen kann, der wird mit „American Shaolin“ solide bedient. Wenig originell und teilweise arg klischeehaft ist Lucas Lowes Film schon, doch immerhin ist er mit einigem Charme inszeniert und bietet genug Trainings- und Kampfszenen für die Genrefans.

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