Review

Hach ja, das waren noch Zeiten damals.
Samstag Abend.
20:15
Pro7
American Shaolin!!

Yiha xD
Heute wird solch ein Zeug wie etwa auch Karate Tiger ja nicht einmal mehr im Nachmittagsprogramm gezeigt. Bleibt da nur noch auf Kabel 1 zu hoffen, die im Rahmen ihres „Good Times“ – Programms Nostalgiker wie mich noch heute mit Filmen dieser Art erfreuen können, vorausgesetzt es spielen namenhafte Darsteller mit.
Bei American Shaolin ist dies aber leider nicht der Fall.
Doch das macht ihn keineswegs zu einem schlechten Genrebeitrag.

Erfreulich zu sehen, dass es sich bei diesem Martial Arts Klopper auch um keinen typischen Karate Kid Klon handelt, nein das Konzept ist hier relativ frisch und unverbraucht.

Einen amerikanischer Großstadt Teenie (Reese Madigan) verschlägt es nach einer demütigenden Niederlage im Ring nach China, wo er die Kunst der Shaolin Mönche erlernen möchte.
Jawohl, so muss sich eine gute Story anhören.
Kurz, knackig, und potentiell auch witzig.

Das geht schon in der ersten Szene los, wo dem Zuschauer der vermeintliche Badguy präsentiert wird. Der ist gut zu erkennen an seinem langen schwarzen Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden wurde. Der typische Martial Arts Bad Guy ;) Siehe auch Gary Daniels in City Hunter 
Jeder letzte Zweifel wird dann schließlich auch beseitigt, als er einen Möchtegern Bruce Lee Verschnitt aus dem Bild tritt, als diesem die Hose bis zur Veröffentlichung seiner blauen Unterhose entglitt.
Der Manager von Trevor, ein unglaublich mies gestylter Sonnenbrillenfreak, der wohl noch nie einen Kamm gesehen hat, gibt den Rat Gegner stets zu demütigen, denn erst dann werden sie dich ein leben lang fürchten!

Weise Worte, die Trevor auch für das bevorstehende Karateturnier nutzen wird.
So siegessicher wie sich Trevor ist, hat er sich auch schon einen zweiten Anzug fürs Finale herbeigeschleppt.
Unter all den Teilnehmern konzentriert sich die Kamera besonders auf einen Jungen, Drew, ebenfalls mit fürchterlich zerzauster Frisur, doch auch mit dem Willen etwas Ordentliches zustande zu bringen.
So wechselt die Kamera immer wieder zwischen einem Trevor und einem Drew Kampf, bis sich beide auch schließlich im Finale gegenüber stehen.
Jetzt schon wird Drew von dem überheblichen Blick Trevor’s verunsichert, und so endet schließlich auch der Kampf. Trevor zieht Drew den Gürtel aus, reißt ihm die Hose weg, und stellt ihn schließlich vor dem ganzen Publikum bloß.
Alle lachen, Drew guckt entsetzt in alle Richtungen und Trevor bekommt seinen Siegesgürtel.
Von Disqualifizierung kann natürlich nicht die Rede sein ;)

Nach einem Gespräch mit dessen Meister, stellt Drew fest, dass dieser ja gar nie die Kunst der Shaolin erlernte. So beschließt Drew also selbst ein Shaloin Mönch zu werden und fliegt bereits in der nächsten Szene auf nach Peking bzw Beijing.
Ja, das sind Leute die sonst keine Probleme haben ;)

Doch selbstverständlich erweist sich das Zurechtfinden in dieser fremden Welt als äußerst schwierig, denn Niemand scheint der Englischen Sprache mächtig zu sein. Bis dann…irgendwann…ein hübsches Chinesisches Vorstadt Girl mit zunächst gesenktem Kopf auftaucht, um im Anschluss mit ihren strahlenden Augen jedem noch so dämlichen Zuschauer ein imaginäres „LOVE INTEREST“ auf ihrer Stirn zu präsentieren.
So führt sie auch nun den zukünftigen Shaolin Mönch Richtung Kloster, wo jedoch unser aller Drew auf kompromisslose Abweisung stößt.
Gut dass sich Drew mit Ashima bereits so gut angefreundet hat und bei ihr Unterschlupf findet. Nicht lange jedoch, denn die Geschichte ihres Großvaters von einem Mönch der nicht reingelassen wurde, und daraufhin Nächte und Tage lang vor dem Shaolin Tempel verbrachte, woraufhin dieser schließlich doch reingelassen wurde, motivierte Drew nun dieselbe Aufopferungsaktion durchzuführen.

So pflanzt sich Drew vor dem Kloster hin und sitzt. Sitzt. Und sitzt. Bei Regen, Bei Schnee, bei Kälte und bei Sonnenschein. Den Hunger wird er wohl mit heimlich versteckten Snickers Riegeln gestillt haben. Mit dem vorbeilaufenden, vermeintlichen Hausmeister philosophiert er ein wenig über seine Gefühle und versucht wohl so auch ein wenig Mitleid zu erregen, auch wenn er es natürlich nie zugeben würde.
Ashima und ihr Großvater besuchen Drew auch mal und gucken ihm beim Warten zu.
Im selben Augenblick streifen Dutzende von Chinesen mit Rucksäcken an ihm vorbei.
Oho, die dürfen alle in den Tempel!!
Drew darf nun selbstverständlich auch zusammen mit dem Zustrom an Neuankömmlingen das Kloster betreten, und fühlt sich damit vor Freude nur noch einer Sache verpflichtet. Er gibt seiner chinesischen Chick einen Kuss auf die Wange, die selbstverständlich verlegen errötet, während die umherstehende Dorfbewohnerschaft dazu begeistert applaudiert.
Jetzt ist es offiziell!
Die Menschen in China haben alle kein Fernsehen zu Hause!

Nun denn, so geht die Begrüßungszeremonie im Tempel los, und die Shaolin Tradition wird prompt über Bord geworfen, als sämtliche Mönche anfangen auf Englisch zu reden; etwa nur weil unter den 100 Shaolin Studenten ein Amerikaner dabei ist?
Na das nenne ich mal zuvorkommende Gastfreundschaft ;)

Nur einem scheint die Präsenz des Amerikaners gar nicht zu schmecken, Gao (gespielt von Daniel Dae Kim, durfte in Spiderman 2 mal in die Kamera gucken), und so gehen auch die Schwierigkeiten im Shaolin Kloster mit haufenweise anderer Kulturkonflikte an…

Diese weiß der Film recht gut zu nutzen, reitet dabei zwar mal wieder auf einigen Klischees herum, kann aber voll und ganz unterhalten.
Drew ist von der Idee eine Glatze zu bekommen gar nicht begeistert (Kann ich nicht einfach ne Mütze tragen?), weiß mit den Essstäbchen nichts anzufangen, sortiert mit Kopfhören an den Ohren (Summertime Blues) seine Sachen, was vom Lehrer natürlich genauso wenig gern gesehen wird, wie dessen Pornoheft, welches er jedoch gerade noch vor ihm verstecken konnte.

Passend dazu haben sämtliche Mönche natürlich keine Erfahrung mit Frauen, und wissen nicht wie man tanzt, mit Frauen redet, oder sich amüsiert.
Da muss nun der Partyspezialist von einem Amerikaner Drew, als weiser Lehrer herhalten, und führt seine Shaolin Gefolgschaft, ganz Gegen die Regeln der Shaolin Tradition, in eine kleine Schulparty, wo getanzt und gegrabscht wird.

Selbstverständlich gibt es dort welche, denen der Aufenthalt der bemützten Neulinge gar nicht gefällt. Diese sind Klischee bedingt daran zu erkennen, dass sie sich von der Party zurückziehen, lediglich zu sehen, Zigaretten Rauchen und Sonnenbrillen tragen.
Und schon geht das Handgemenge los, mit jeder Menge Schlägen, Tritten, Sprüngen und dem Einbezug von umliegenden Gegenständen und Möbeln im Ansatz eines Jackie Chans.
Genauso gut war der Kampf des Sensei der Schüler, welcher selbstverständlich keinen Streit sucht, und Meinungsverschiedenheiten mit ruhigen Worten aus der Welt schaffen möchte. Er lässt sich bespucken, und schupsen, dennoch wendet er keine Gewalt an, um die Ehre der Shaolin zu erhalten, bis es jedoch nötig wird sich zu wehren, und da zeigt er auch was er draufhat.
Wie er dann schließlich sämtliche Angreifer mit seiner Halskette zusammenknotet ist auch ein Shot für sich ;)

Eine ordentliche Leistung des Schauspielers Cliff Lenderman; mit Sparmimik und unwahrscheinlich hohem Charisma bildet er einen stets authentischen Shaolin Mönch, der trotz strenger und gemeiner Trainingsmaßnahmen einen weichen Kern hat und Symphatiepunkte für sich gewinnen kann und zudem auch, wenn auch ganz ungewollt einige Lacher verbuchen kann, denn wie die Schüler mit dem Kerl teils gar nicht zurecht kommen wollen ist immer wieder amüsant. Die Chemie stimmt voll und ganz!
Und auch Reese Madigan macht recht Laune als amerikanischer Shaolin Mönch, man sieht ihm an, dass er die Kunst wirklich erlernen möchte, und auch als Kampfsportler kann er sich sehen lassen. Meiner Meinung nach etwas zu Unrecht wieder in der Versenkung verschwunden.

Das Drehbuch spendierte der Figur Drew sogar einige *hust* anspruchsvolle Dialoge, in denen er philosophische Andeutungen machen darf, und von einem weisen Mann die Antwort auf die Fragen aller Fragen bekommt: Was ist der Sinn des Lebens??

Was wird dieser alte, weise Mann im Lila Zauberer-Gewand der er tagtäglich auf dem Gipfel eines Berges vor antiken chinesischen Bauten vor sich hinsitzt, darauf wohl antworten?
„Was ist Leben, Was ist Wirklichkeit? Der Kopf einer toten Katze!“

Aha, na dann werde ich mich gleich mal zum Friedhof der Kuscheltiere begeben, und dort ein paar Leichen ausgraben und mit deren Köpfen meine Zimmerwände tapezieren ;)

Nun denn, das Ende des Trainings neigt sich zu, und die letzte Prüfung steht den Schülern bevor. Die Kammer der hölzernen Puppen X.x
Eine gewaltig aufwendige Zeremonie kennzeichnet die Prüfung und lässt die Schüler in die Kammer eintreten, wo sie auf herabfallende Säcke, sich schließenden Mauern und porösen Böden stoßen.
Wie es der Name schon verspricht tauchen am Ende auch auf die besagten Wooden Men auf, womit der Film nun comicartige Ausmaße annimmt.
Denn die Holzpuppen scheinen ein eigenes Bewusstsein zu haben, stürmen auf Drew zu, und boxen auf ihn ein. Ein paar ganz hinterlistige Holzpuppen schleichen sich von hinten an, und greifen Drew, damit die nächste ihn ungehindert von vorne in den Bauch schlagen kann.

Wunderbar, nur wer steuert die Puppen denn so intuitiv? Das bleibt wohl ein Geheimnis der Mönche, die entweder
A) wirklich geistige Kräfte besitzen, und per Gedanken die hölzernen Angreifer steuern, oder
B) die Holzpuppen mit Mikrochips und feinster moderner Technik ausgestattet haben, die genauso mit versteckten Kameras versehen sind, wie das komplette Areal ;)

Nichts desto trotz kommt Drew zur Freude aller Mönche aus dem Ausgang gehumpelt, und darf sich nun einen Shaolin Mönch nennen. Wie hat er sich aus der misslichen Lage befreit?
Der Backflash, welcher Drew noch mal durch den Kopf geht, offenbart dessen wahren Kräfte.
Dieser entwickelte eine ungeheure Kraft und konnte plötzlich sämtliche Angriffe gekonnt abwehren, und all die hölzernen Schädel und Körper mit Händen und Füßen bis zum Zersplittern kaputthauen.
Das alles sieht zwar gut aus, nur hört hier Shaolinkunst auch auf.
Mönchen traue ich ja Vieles zu, die können ja sogar eine Nähnadel durch Fensterscheiben werfen, aber dass sie Dezimeter dickes Holz mit den bloßen Händen durchtrennen möchte ich nun doch bezweifeln xD

Und so neigt sich der Film dann auch schon langsam dem Ende zu, denn ein internationales Kampfsportturnier lässt rufen, und Drew darf dort als Jurymitglied den Plastikstuhl neben dem höchsten aller Mönche Mr. Bowlingkugel vereinnahmen.
Und oh Überraschung, Trevor taucht auf, und erkennt den glatzköpfigen Drew gleich wieder.

Preisfrage: Wird der nun Shaolin geschulte Drew, welcher weiß, dass man nichts beweisen muss, und nicht aus Rache kämpfen darf, dennoch gegen den arroganten Trevor antreten?
Na aber hallo!!
Das braucht aber einen Vorwand!
Ach wie gut, dass Gao zum besten Freund von Drew wurde und nun gegen Trevor antreten darf. Natürlich loost er ganz schön ab. Schließlich provoziert Trevor Drew so heraus, dass keine andere Wahl als zu kämpfen übrig bleibt!
Showdown, und der kann sich auch sehen lassen, ein wirklich hübscher und spannender Kampf, mit gekonnten Kicks und netten akrobatischen Einlagen. Ein toller Kampf und sicherlich auch das Highlight auf das der Film seit 90min unterhaltsam hingearbeitet hat.

Dazu gehören neben den kleineren netten Keilereien und den stets witzigen Kulturkonflikten auch die typischen Far East Trainingsszenen dazu, die von den Schülern Wandern über Baustämme, und Wühlen in heißem Kies abverlangen.
Obendrein wummert auch noch ein sehr stimmiger Soundtrack durch die Boxen, welcher authentisches Shaolin-feeling vermittelt, aber in der Mitte des Filmes, auch mit dem zur Theme gewordenen Song „Summertime Blues“ verdammt viel Laune macht, womit im übrigen auch optimal der Westen mit den Osten zusammen gebracht wurdet.
Das ist fast schon Kult wie der Film den „Summertime Blues“ mit einer auf Shaolin angepassten Neuinterpretation würdigte.

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