Near Dark (1987)
Aufgrund der guten Bewertungen, (ofdb 7.20/Imdb 7.0/Schnittberichte 7.96), und in dem Wissen, dass der Film von Kathryn Bigelow ist, deren Film Tödliches Kommando - The Hurt Locker (2008) mir sehr gut gefällt, wurde der Film voller Vorfreude bestellt.
Als der Film dann einige Tage später im Briefkasten landete, hatten wir Besuch, (ein Pärchen mit Baby), und ich beschloss den Tag in einem Filmabend mit unseren Gästen ausklingen zu lassen.
(Dafür möchte ich mich hiermit noch mal nachträglich bei Ramona und Thorsten entschuldigen.)
Dazu sei gesagt, dass einige meiner Lieblingsfilme mit etwa 3.5 Durchschnittspunkten bewertet werden, was bedeutet, dass ich ein nicht sonderlich kritischer Filmfan bin.
Der Film wird beworben, mit dem Slogan:
Der härteste Film, der je von einer Frau gedreht wurde.
Um den Slogan fair bewerten zu können, war etwas Recherche nötig. Auf www.film-Zeit.de sind tatsächlich nur 50 weibliche Regisseure gelistet, und 1987 waren die Sehgewohnheiten was Horrorfilme betrifft, noch nicht so abgestumpft wie heute. Das bedeutet allerdings nicht, dass Kinogänger nicht wussten was Härte in Filmen ist. Schließlich waren zu diesem Zeitpunkt schon 3 Halloween-Filme und mindestens 2 Nightmare on Elm Street-Filme über die Leinwände geflackert, um nur die bekanntesten zu nennen. In Zeiten der festgelegten Frauenquote in Aufsichtsräten und allgemein anerkannter Emanzipation in allen anderen ursprünglich männerdominierten Jobs, sei gesagt:
Der Slogan verspricht tatsächlich nichts Falsches!
Googelt man nach weiblichen Horrorfilm-Regisseurinnen, trifft man nach angestrengter Suche auf Karyn Kusama, die 13 Jahre später Jennifer's Body inszeniert hat.
Das war's. Es gab also 1987 keine Konkurrenz. Um den Slogan also für den nicht informierten Leser so umzuformulieren, dass er sich ein Bild machen kann:
Der härteste Film, verglichen mit Dramen und Komödien, der je von einer Frau gedreht wurde.
Um dieses noch recht schwammige Bild zu verschärfen sei gesagt, dass der Unterschied zwischen 16er und 18er Fassung, 17 Sekunden in einer Szene ausmachen. In dieser Szene drückt der von Bill Paxton gespielte Vampir einem Mann den Kopf und es läuft, halten sie sich fest, ein bisschen Blut aus den Ohren. Ich kann ihnen sagen, da ist uns aber ganz schön der Atem gestockt, vor so viel Zurschaustellung roher Gewalt. … Nicht.
Aber fangen wir von Vorne an.
Der Film beginnt mit dem vergeblichen Versuch des Hauptdarstellers eine junge Frau flachzulegen. Die schlechten schauspielerischen Leistungen, werden hier nur von den völlig talentfreien Synchronsprechern unterboten wobei die ganze Szenerie einen fürchterlichen TV-Film-Look hat. Aber alles im Leben ist Gewöhnungssache, und so verdrängt das Gehirn diese Fakten, in der Hoffnung dass der Film sich noch bessert.
Tut er aber nicht.
Caleb, so der Name des Hauptdarstellers, versucht ermüdend lange bei der Frau zu landen. Diese erwidert ermüdend lange, dass sie nach hause muss. Schließlich, damit er sie endlich in Ruhe lässt, lässt sie sich Küssen. Dabei kann sie sich nicht beherrschen und beißt Caleb in den Hals, denn oh Wunder, sie ist ein Vampir.
Alleine in dieser Szene, musste ich schon so oft die Augen verdrehen, dass mir schwindelig wurde.
Der Junge Mann wird, nachdem er in der aufgehenden Sonne fast verbrannt ist, (leider ist er das nicht), von einer Gruppe Vampire gerettet. Bill Paxton schafft es mit seinem überdrehten Charakter von der ersten Sekunde an, den Zuschauer zu nerven und das Drehbuch ist von Anfang an herrlich unkonsequent, was die Wechselwirkung Sonnenstrahlen/Vampir betrifft. Denn diese sind nur schädlich, wenn das Script es gerade vorsieht. Vor allem brennt die Kleidung der Vampire!? Sind die alle mit Benzin getränkt oder was?
Ja, dann plätschert der Film weiter vor sich hin. Man denkt die ganze Zeit:
Jetzt, fängt der Film an! Ok, Jetzt fängt er an. Naja, aber jetzt! …
Tut er aber nicht.
Irgendwann, nachdem ich mir schon gewünscht hatte, dass wir besser den ersten Harry Potter geguckt hätten, gingen die Vampire in eine Bar. Leser, die schon From Dusk Till Dawn geguckt haben wissen, dass eine Bar eine vernünftige Grundlage, für einen geilen Vampirfilm bietet.
Diese Bar aber nicht.
Die Vampire killen die Bedienung und alle Menschen in der Bar sehen dies. Nun sieht das Drehbuch jedoch keine Panik vor, sondern statische Schauspieler, die gespannt auf ihren Tod warten. Ehrlich, beobachten sie die Szene, niemand bewegt sich! Dies ist ein Sinnbild für den Film, es gibt kommt niemals Dynamik auf.
Caleb, nun ein Vampir muss natürlich Blut trinken, um bei Kräften zu bleiben.
Tut er aber nicht. (Zumindest nicht aus Menschen.)
Alles in allem nervt der Kerl einfach gewaltig. Man fiebert halt auch nicht mit, sondern denkt nur: Jetzt beiß den Menschen einfach, damit wir dein Gejammer nicht mehr ertragen müssen.
Die einzige längere Szene, die man als Actionszene bezeichnen kann ist ein Shootout. Dieser ist jedoch so stümperhaft inszeniert, dass man daran keine Freude haben kann. Ist die Action handwerklich noch ganz gut geraten, wird die Atmosphäre von lächerlichen Zwischenrufen wie: Oh mein Gott, Sonnenlicht!, zerstört.
Der Showdown ist ebenfalls sehr lächerlich geraten. (Gott sei dank findet sich in Filmen immer ein Tanklastzug, den man in die Luft sprengen kann…) Es fängt damit an, dass Caleb einen Vampir überfährt. Dieser ist natürlich nicht tot, sondern hängt an der Motorhaube. Caleb also in dem Truck - Er bremst - Lenkt nach links - Springt aus dem LKW - Und dieser explodiert in einem großen Feuerball. (Nein. Er kippt nicht um, er fährt nur eine Linkskurve.)
Schließlich hat der Junge Mann die Vampire im Sonnenschein auf den Highway gelockt. Blöd für die Vampire, die explodieren nämlich wenn das Sonnenlicht sie trifft.
(Und dass obwohl augenscheinlich nur Bill Paxton so irre ist.)
Man sieht das Auto mit den Vampiren drin, und dann kommt die einzige Szene in der wir alle mitgefiebert haben! Alle sprachen im Chor: Nach links lenken. Nach links Lenken.
Dann passierte es. Das Auto fuhr im Schritttempo, lenkte nach links, rollte langsam in den Graben - Stoppte - und explodierte.
Jawoll, rief ich ausgelassen und meine Frau schreckte panisch hoch:
Hast du sie noch alle? Ich war gerade eingeschlafen.
Der Film ist in keiner Minute gruselig. Er ist niemals brutal, und Szenen mit potential, wie der Überfall auf die beiden ältesten Vampire werden erst gar nicht gezeigt. So ist er einfach nur uninteressant und in jeder Minute Zeitverschwendung.
Keine der OFDB-Kategorien finde ich zutreffend. (Action/Drama/Horror)
Die IMDB-Kategorien (Horror, Romantik, Suspense/Thriller) treffen da schon eher zu. Eigentlich nur Romantik und Suspense.
Ach ja. Die Vampire unterscheiden sich zu keinem Zeitpunkt irgendwie von normalen Menschen. (Nein, sie haben auch keine spitzen Zähne oder so.)
Einen Bonuspunkt gibt es nur weil ich gelernt habe, dass man mit einem LKW/PKW niemals gleichzeitig nach links lenken und bremsen darf, da er dann sehr wahrscheinlich explodiert und es vielleicht noch schlechtere Filme auf Erden gibt.
Wie unser Gast es nachher treffend formulierte: Was hätten wir alles in diesen anderthalb Stunden machen können?
Das Baby hingegen hatte alles richtig gemacht, und den kompletten Film verschlafen.
2/10 Punkte