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Vampirfilm, ohne das das Wort Vampire ausgesprochen wird!
Kathryn Bigelow inszeniert einen Genrefilm, ohne auf das Genre einzugehen. Hier klären sich weder Prozeß noch Herkunft der Vampire, noch werden sie strenger hinterfragt. Bigelow interessiert sich, so scheint es, gar nicht dazu, sondern ist vielmehr an dem Kontrast interessiert, den die Vampire mit dem ultraflachen, mittleren Westen der USA eingehen.

Im Mittelpunkt steht dabei das Schicksal des jungen Caleb, der kurz vor Sonnenaufgang von einem netten Mädchen angeknuspert, aber nicht ausgetrunken wird, weswegen er auf Sonnenlicht extrem allergisch, sozusagen brandheiß reagiert. Alsbald endet er in deren umherziehender Sippschaft, eine Pervertierung einer amerikanischen Familie mit zwei älteren Angehörigen, einem Rockertyp, einem Kind und dem Mädchen. Da seine Verwandlung erst abgeschlossen ist, wenn Caleb selbst tötet, soll das das nächste Ziel sein, doch der Junge kann sich schlichtweg nicht überwinden.

Bigelow scheint sich stark für den Zwiespalt der Personen zu interessieren, wenn man bedenkt, wie viel Zeit sie investiert, Caleb immer wieder aus dem Tötungszwang rauszuhalten. Mal erbarmt sich das Mädchen, mal entkommt ihm sein Opfer, mal entkommt er. Das bringt Rivalitäten und den Familienbund in Gefahr, letzteres sogar in doppelter Hinsicht, denn Caleb hat auch noch Vater und Schwester, die ihm nachforschen.

Leider verliert sich der Film immer wieder in seinen kontrastreichen Bildern von weiten Feldern und endloser Weite, unterbrochen von nachtschwarzen Kleinstädten, in denen man Opfer und Unterkünfte sucht. Das Tagszenen wirken dabei streng komponiert und wirken lange nach, wenn man die Vampire kokelnd, rauchend und brennend über eine Straße wanken sieht. Intensivstes Setpiece ist aber der Überfall einer abgelegenen Kneipe, die zur Todesfalle für alle Insassen wird.

Nur wenige Hinweise gibt der Film auf die Herkunft der Sippe oder wie sie entstanden ist, noch in Bezug auf die Auswahlkriterien. Offensichtlich wurde hier aber an einer neuen Form von Familie "gearbeitet". Daß es gerade an den Familienbanden scheitert, ist am Ende ein wenig unlogisch. Caleb fühlt sich schließlich seinen menschlichen Verwandten mehr zugehörig und in letzter Instanz, trotz rachsüchtiger Entführung der Schwester durch die Sippe, führen die Blutsauger ihren Tod durch ihr Verhalten selbst herbei.

Deutliche Minuspunkte gibt es dabei für die vollkommen abwesende Erklärung für die Heilung von Caleb und seiner Freundin. Anscheinend reicht dem jungen Mann aus heiterem Himmel ein Blutaustausch seines alten Herrn, um den Blutfluch zu überwinden. Und als sei das noch nicht genug, funktioniert das auch bei der Freundin, die allerdings ihre Komplettverwandlung schon hinter sich hatte. Alles Einstellungssache, oder was?

Trotzdem hat der Film seine optischen Reize, auch wenn der erzählerische Faden manchmal etwas gedehnt wirkt. Henriksen und Paxton reizen ihre Karten dabei voll aus, während Adrian Pasdar später zu fleischigeren Rollen kam. Für Effektfreunde ist aber, wenn auch spärlich, ein wenig dabei, sei es bei der Blutorgie in der Kneipe oder den Brandeffekten im Sonnenlicht.
Somit ein ganz ungewöhnlicher Beitrag zum Genre, der allerdings durch Logikschwächen und ein dem Rest leicht widersprechendem Ende Qualitäten einbüßt. (7/10)

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