Bei dem spanischen Sick-Drama H6 - Tagebuch eines Serienkillers scheiden sich ganz offensichtlich die Zuschauer-Geister.
Den einen ist er nicht "krank" und "splattrig" genug, und den anderen ist er auch noch zu langatmig und langweilig.
Nun ja, ich will mich zu den negativen Vorreden nicht äußern, da Geschmack ja (glücklicherweise) sehr unterschiedlich sein kann.
Subjektive Wahrnehmungen von Filmen können erst recht sehr subjektiv sein.
Das es von H6 - Tagebuch eines Serienkillers zwei unterschiedlich lange DVD-Versionen gibt, dürfte nun auch dem Low-Seher bekannt sein.
Und dass man natürlich die längere Fassung bevorzugen sollte, ist einschlägigen Filmfans ja von vorne herein klar.
Kommen wir zu den Fakten:
Der spanische Erstlingsfilm ist eine sauber inszenierte, technisch und schauspielerisch voll und ganz überzeugende Angelegenheit.
Hut ab vor dem 21jährigen Regisseur, der viel Fingerspitzengefühl und Raffinesse bei der Umsetzung dieser kranken, zynischen und manchmal schon satirischen Geschichte bewiesen hat.
Die Grausamkeiten (auch wenn die Kamera nicht eben in Close ups draufhält) bohren sich tief und schmerzhaft in die Erinnerung des Zuschauers.
Vergewaltigen, seelische Folterungen, Erniedrigungen mit Urin schlagen einem tief in die Magengrube.
Der oft erwähnte Einsatz der Kettensäge gehört zu den grausamsten Szenen des Films. Das Leid und das Blut, das durch dieses Mordinstrument gezeigt wird, übersteigt die überzeichneten Metzeleien in den TCM-Filmen m. E. um ein Vielfaches an Schonungslosigkeit.
Doch die Gewalt ist hier nur Mittel zum Zweck, um die Härte des Themas zu untermauern
Die zynische Message des spanischen Sick-Dramas funktioniert auch in der um 10 Minuten geschnittenen Version (ich habe diese zuerst gesehen und kann dies deswegen kommentarlos behaupten).
Die Darsteller spielen ihre Rollen sehr überzeugend.
Manche Dialoge und Szenen gehen unvermittelt unter die Haut und treffen auf Herz und Knochenmark.
Fazit:
"Serienkiller"-Filme sind niemals ein Mainstream-Thema.
Auch H6 - Tagebuch eines Serienkillers gehört eindeutig zu der Gruppe von Filmen, die niemals eine Auszeichnung bekommen werden.
Doch wer diese harte Erwachsenen-Thematik verkraftet und auch noch am Ende des Films eine tiefe Betroffenheit feststellen kann, der ist noch nicht abgestumpft ... und kann sehr wohl von einem Metzelfilm (den ich auch mag) und einen ernstzunehmenden Sick-Drama unterscheiden.
HOSTEL-Fans (bin ich auch) sollten wissen, dass hier ein anderes und sehr ernstes Thema vorliegt.
Spain, 8 Points ...