Review

„[...] H6 ist so verstörend und radikal, wie es ein amerikanischer Horrorfilm im Verleih eines Studios niemals sein könnte, egal wie hoch sein Splatterfaktor sein mag.", „[...] H6, DIARY OF A SERIAL KILLER, das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden, ist sehr brutal. Der Film tut körperlich weh, weil er weiter geht, als man als Zuschauer eigentlich geführt werden möchte. Aber gerade das macht die Auseinandersetzung mit ihm unerlässlich." Quelle: FFF Review

Der Erwartungshorizont auf die zu sehenden Grausamkeiten wurde dermaßen stark in den Schraubstock festgespannt, dass das Warten auf die Spätvorstellung um 23.45h des diesjährigen Fantasy Filmfests schon fast unerträglich schmerzhaft wurde. Schmerzhafter sogar als es der eigentliche Film verdient...

Zur Story: Der nette entlassene Gewaltverbrecher und Mozartfan Antonio Frau tötet aus religiöser Motivation, die auf seiner Straße gastierenden Prostituierten, nachdem er sie zunächst mit Geld in seine heruntergekommene Absteige lockt, um sie im weiteren Verlauf in einem nett mit Plastikplanen drapierten und verdunkelten Zimmer (eben jenem ominösen Raum 6), auf einen Tisch zu schnallen und seine Grausamkeiten, an den armen Mädchen auszuleben. Dazu gehören neben den obligatorischen Vergewaltigungen auch religiöse Belehrungen sowie einige andere Torturen. Nach endlosen Martyrien greift Frau dann zur handelsüblichen Kettensäge, um den Damen den Weg ins Paradies zu verkürzen. Die Grausamkeiten und Details hält er für seine Nachwelt in seinen Memoiren fest, denen er auch das eine oder andere Polaroidfoto beilegt.

Was sich im ersten Moment, nach einem einfachen Exploitation Schnellschuss von der Stange anhört, entpuppt sich vielmehr als ein zynisches Drama, eines geistig degenerierten Mannes, der ein Doppelleben als liebendender Ehemann führt mit einem gewissen Hang zur Profilneurose. Die blutigen Grausamkeiten, die sich auf die Zerstückelung der Prostituierten beschränken, geschehen dabei meist im Off und dienen somit nicht dem Selbstzweck - zwar bleibt die Kamera vor allem bei den Vergewaltigungen statisch auf das Geschehen verharren, behält aber dennoch ausreichend Abstand. Die Stärken des Films liegen vor allem in seinem zynischen Unterton, den man vor allem bei Antonios Tagebuchsanfertigung beiwohnen darf. Doch bleibt der Film über seine gesamte Spielzeit einfach zu distanziert um wirkliche Emotionen beim Publikum auszulösen.

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