Ann Lake und ihr Bruder Steven sind frisch in London angekommen. Am Morgen bringt Ann ihre vierjährige, uneheliche Tochter Bunny in den Kindergarten. Als die Mutter Bunny mittags abholen will, ist das kleine Mädchen spurlos verschwunden. Es wird immer mysteriöser, als sich niemand daran erinnern kann, das Kind jemals gesehen zu haben. Auch die Polizei steht vor einem Rätsel, denn im Hause der Lakes gibt es keinen Hinweis darauf, daß Bunny wirklich existiert (Anmerkung: Der Zuschauer hat das Kind auch nie zu Gesicht bekommen!). Ist Bunny nun das Opfer einer raffinierten Entführung geworden, oder ist sie nur das Hirngespinst von Ann?
Otto Preminger ist einer der ganz wenigen Hollywood-Veteranen, die sich in jedem Genre wohl fühlen. So ist es also nicht verwunderlich, daß dieser Psychothriller zu einem der besseren seiner Art gehört. Anfangs wird ein feines Netz aus einer offensichtlich nur in den Kriminalbereich fallenden Handlung geknüpft, in dem sich ebenso die Protagonisten wie die Zuschauer verfangen. Mit fortlaufender Zeit verlagert sich das Ganze jedoch mehr und mehr auf die psychologische Ebene. Ist Bunny eventuell nur ein Kind der Phantasie? Weitere „red herrings“ werden gelegt. Auf der anderen Seite werden aber auch einige höchst skurrile, verdächtige Personen präsentiert, die etwas mit der (vermeintlichen?) Entführung zu tun haben könnten. Die Auflösung des Falles trifft einen dann aber doch wie ein Schock und sollte deshalb hier nicht verraten werden. Und somit schließt sich der Kreis zu einer grandiosen Unterhaltung in Sachen Psycho-Kost. Für Filmenthusiasten dürfte noch die perfekte Kameraarbeit mit der atmosphärisch dichten Schwarzweiß-Fotografie von Interesse sein. Mit Laurence Olivier, Keir Dullea, Carol Lynley, Martita Hunt u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin