Review

iHaveCNit: Rocky V (1990)
20.01.2019

Auf einer Erfolgswelle zu schwimmen ist gut, aber die hält auch nicht ewig an und dann ist man vielleicht etwas zu gierig. Im Falle von Gordon Gecko heißt es ja „Gier ist Gut“, aber das muss nicht zwangsläufig für Alles gelten. Und „Rocky V“ ist von der Kritik scheinbar noch mehr gescholten worden als es bei seinem Vorgänger gewesen ist. Aber ich bin der Meinung, dass man gerade in einem Boxer-Epos über 4 Filme nach dem Prinzip „Höher, Schneller, Weiter“ es auch mal auf den Boden der Tatsachen zurückgehen kann. Nach jedem Aufstieg kommt auch mal der Fall und das porträtiert „Rocky V“ mit einigen anderen interessanten Ideen in einem guten Boxerdrama, das sehr bodenständig rüberkommt, auch wenn es für den ein oder anderen sehr unzufrieden stellend war.

Der Kampf gegen Ivan Drago hat bei Rocky Balboa solche Schäden hinterlassen, dass er aufgrund eines Hirnschadens keine Ringfreigabe mehr erhält und damit seine Boxhandschuhe an den Nagel hängen muss. Während des Russlandaufenthalts hat Rocky durch eine unachtsame Entscheidung von Rockys Schwager Paulie sein ganzes Vermögen verloren, womit die Familie gezwungen ist, wieder in die Slums von Philadelphia zu ziehen. Am Boden angekommen wird Rocky immer öfter vom jungen Boxtalent Tommy Gunn aufgesucht und schließlich entscheidet er sich, ihn zu trainieren. Auf der Welle des Erfolgs von Tommy Gunn erlebt Rocky seinen zweiten Frühling, der ihn jedoch von seiner Familie entfremdet. Und auch der skrupellose Promoter George Washington Duke hat ein Auge auf Tommy geworfen. So wird ein Duell zwischen Lehrer und Schüler scheinbar unausweichlich.

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe ist es in einem Epos auch mal wichtig, neben dem Aufstieg auch mal den Fall zu zeigen und da leistet „Rocky V“ auch sehr gute Arbeit. Gerade dass John G. Avildsen, Regisseur des ersten Teils hier wieder inszeniert und sich Stallone nur noch auf Story und Hauptrolle konzentriert halte ich für eine gute Idee, war der erste Teil selbst noch ein bodenständiges Drama. Mir gefällt die Idee, dass man neben dem Abstieg auch noch eine doppelte Vater-Sohn-Beziehung zwischen Rocky Balboa und Tommy Gunn, sowie dem vom bereits verstorbenen Sohn von Stallone, Sage Stallone gespielten Sohn Robert. Gerade diese entstehenden Konflikte finde ich sehr gut erzählt. Genau wie diesen kurzen zweiten Frühling, den der gute Rocky mit dem Aufstieg von Tommy erlebt. Deswegen finde ich es sehr stark, dass man ganze 25 Jahre nach diesem Film eine noch weitaus interessantere Schüler-/Lehrer-Beziehung spendiert bekommt.
Aber anders als in „Creed“ entwickelt sich diese Beziehung auf der Zielgraden in eine Rivalität. Hier wird gerade durch den skrupellosen Box-Promoter George Washington Duke, von Richard Gant gespielt und ganz klar von Don King inspiriert die dunkle Seite des Box-Sports aufgezeigt und etwas kritisch dargestellt. Und genau das ist am Ende auch das Streichholz, dass die Rivalität entzündet. Leider bekommt man durch die fehlende Ringfreigabe Rockys dieses Mal keine Ring-Action geboten, was uns am Ende nicht davon abhält, einen Street Fight zu bekommen. Der vom bereits verstorbenen Boxer Tommy Morrison gespielte Tommy „The Machine“ Gunn hat zwar einen extrem coolen Namen, bleibt aber sowohl von der Präsenz, der Gefahr und des Charismas weit hinter solch legendären Gegnern wie Apollo Creed, Thunderlips, Clubber Lang und Ivan Drago zurück. Das ist eines der guten Beispiele, in denen es besser ist, einen boxenden Schauspieler zu nutzen als einen schauspielernden Boxer. Insgesamt bleibt „Rocky V“ ein bodenständiges Boxerdrama, das zumindest in Ansätzen einen zufriedenstellenden Abstieg eines Boxers und seinem zweiten Frühling erzählt.

„Rocky V“ - Multiple Look – 6/10 Punkte.

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