Zurück zu den Wurzeln, lieber Herr Balboa!
Rocky, das war immer sehr unernstes Boxen ohne jeglichen Anspruch auf Realitätsnähe. Wer schon einmal eine harte Rechte ins Gesicht bekommen hat, der weiß, wovon ich hier spreche. Und so ist es angesichts des exorbitanten Kampfanteils des vierten Parts der Serie nicht schlecht gedacht, mit dem fünften Teil sich wieder mehr um die Familie des Boxers mit dem großen Herzen zu kümmern. Der darf nach den harten Hieben des Herrn Lundgren nun nicht mehr in den Ring, da sonst die Gefahr einer dauerhaften Schädigung droht. Zudem hat ein betrügerischer Steuerberater das gesamte Vermögen Rockys verspielt, also muß man raus aus dem Haus, raus aus dem Luxus und zurück in die Arbeiterviertel von einst, in denen alles begann. Jaja, wie gewonnen, so zerronnen, die Serie ist schon immer dafür bekannt gewesen, uns Zusehern etwas beizubringen.
Hochmut kommt also vor dem Fall… aber ganz so tief geht es nicht nach unten, den Rocky hat die Boyhalle seines Mentors Mickey geerbt und dadurch sein Auskommen. Zwar will er aus dem Elend wieder raus, aber sind wir doch mal realistisch…das Dasein als Selbständiger ist nun mal kein Zuckerschlecken. Der Mann hat doch, was er braucht, einen Job, eine Familie, einen wohlgeratenen Sohn. Aber wer einmal die hoch hängenden Früchte kosten durfte…der will dort auch wieder hin, ind die Gärten des Paradieses. Ein Weg schient sich durch den jungen Boxer Gunn aufzutun, der als Rockys jüngeres Alter Ego fungiert und doch von den finsteren Machenschaften seines Promoters korrumpiert wird. Und da Herr Balboa nicht mehr in den Ring darf, muß die finale Keilerei halt auf die Straße verlegt werden…das ist schon seltsam, denn ohne Handschuhe sind die Hiebe noch viel härter. Oh Logik, wo bist Du hin?
Es ist fast wieder so wie ganz zu Anfang, sogar seine alte Mütze darf Rocky wieder aufsetzen, und auch seinen wiegenden Gang durchs Viertel sehen wir wieder gern. Auch gern gesehen sind die familiären Zwistigkeiten, obwohl hier manchmal zu dick aufgetragen wird, der gute Holzhammer halt – aber das macht ja nichts, denn die Rocky-Reihe richtet sich an jedermann, und dem einen oder anderen da draußen sind die Grundbegriffe des menschlichen Lebens möglicherweise fremd, da kann man doch was lernen, zumindest ein Minimum an Anstand. Leider fehlen hier die Kämpfe, die bisher immer das Salz in der Suppe waren, aber meine Güte, im ersten Teil gab es auch nur wenig Boxerisches zu sehen. Es ist also mehr ein Familiendrama, an sich als Abschluß der Reihe gedacht und auch gut gemacht, mit all den Kleinigkeiten, die man über die Jahre schätzen gelernt hat. Sicher der schwächste Film der Saga, aber dennoch als Zeitvertreib höchst amüsant – 7/10.