Father Goddard (Richard Burton) ist der strenge Oberlehrer für Latein und Religion an einer katholischen Jungenschule in England. Er ist respektiert, geliebt und gefürchtet bei seinen Schülern. Sein Lieblingsschüler ist der strebsame Benjie (Dominic Guard), der stets die korrekten Antworten weiß und umgekehrt hündisch von dem humpelnden Arthur (David Bradley) bewundert wird. Father Goddard ist genervt von Arthus Unsicherheit und seinen penetranten Fragen im Unterricht. Nach der Bekanntschaft mit dem Rumtreiber Blakey und einer Unterrichtsstunde über das Beichtgeheimnis entschließt sich Benjie, Goddard einen Streich zu spielen, in dem er beichtet, er sei von Blakey zu homosexuellen Akten überredet worden und werde nun von Schuldgefühlen zerfressen. Von dem Erfolg seiner inszenierten Beichte berauscht, beichtet er Goddard einen Mord und lotst diesen sogar zum vermeintlichen Grab, wo sich aber nur ein Kürbis mit Halloween-Motiv befindet. Goddard ist empört, doch das Geschehen eskaliert schnell, zumal Arthur auch noch involviert wird…
Der britische Film „Absolution“ von 1978 kam weltweit nie in die Kinos, lediglich auf VHS erschien er hier 1989. Geschrieben hat das Drehbuch der namhafte britische Autor Anthony Shaffer („Mord mit kleinen Fehlern“, verfilmt u.a. mit Laurence Olivier und Michael Caine), verfilmt wurde es vom soliden Handwerker Anthony Page.
„Absolution“ ist eine deutliche Abrechnung mit dem Katholizismus. Father Goddard ist anfangs ein selbstsicherer, kalter, selbstgerechter und strenger Lehrer, der die Zimmerdekoration seiner Schüler inspiziert, der ungeduldig und empathiefrei ist. Umso verstörender ist das Geschehen um die Beichten (sie sind sie überhaupt echt oder nur gespielt?), in deren Verlauf er sich immer weiter in sein Dilemma begibt, denn als Priester darf er das Beichtgeheimnis nicht brechen und nichts der Polizei melden. So wird sein orthodoxer Glaube, seine Unfähigkeit, wirklich mit Boshaftigkeit und menschlichen Abgründen umzugehen (denn dies würde letztlich Mitgefühl und ein menschliches Grundverständnis voraussetzen), die Klippe, an der sein Glauben zerschellt.
Page hat den Film straff inszeniert und vor allem die beiden undurchsichtigen Schüler Benjie und Arthur sind hervorragend besetzt und gespielt. Richard Burton war, meiner Meinung nach, nie der beste Schauspieler, eher so ein Mensch mit magischer Präsenz, die auch in diesem Film durchkommt. Am Ende obsiegen die Fassungslosigkeit und Verstörung, dass hier sein geliebter, aber doch so kalter und weltfremder Glaube auch wohl nicht mehr viel ausrichten kann.
Der Film von 1978 ist auch, obwohl er auf einem Theaterstück basiert, sehr wenig bühnenhaft; verstärkt wird es durch die exzellente Kameraarbeit, der es gelingt, die Weite der Umgebung und gleichzeitig die Enge und Dunkelheit des Internats einzufangen. Nur zwei Schauplätze gibt es im Film, eben das Internat und der nahe Wald. Dies betont die menschlichen Konflikte und zwingt dadurch auch zusätzlich zu einer Auseinandersetzung mit dem Geschehen. Ein merkwürdiger, aber fesselnder Film. 7,5/10.