Review

In verschiedenen Horrorlexika wird "The Attic" - oder schön reißerisch-deutsch "13 Stufen zum Terror"- immer noch als Thriller mit Horrorelementen verkauft, was den Schluß zuläßt, daß gewisse Fachleute den Film wohl offensichtlich nicht ganz gesehen haben oder angesichts des tatsächlichen Inhalts irgendwann ein Nickerchen gemacht haben.
Gut möglich, denn Genrefans dürften ob der Mischung aus belastendem Familiendrama, breitgetretener Mäuschenhaftigkeit und einigen satirisch gefärbten Rachephantasien vermutlich nach gut der Hälfte sanft entschlafen sein - sämtliche Gruselelemente bewahrt sich Regisseur Edwards für die letzten 5 Minuten auf, die dann auch nicht die Hammerpointe bringen, die die Lexika-Veteranen Hahn und Janssen so vorsorglich schon vor 25 Jahren verraten haben.

Die Story dreht sich im Wesentlichen um die verschrobene Jungfer Louise, die nicht nur in einer Bücherei arbeitet (ein spannender Job fürwahr), sondern auch ihren rollstuhlgebundenen und nicht sonderlich sozial kompatiblen Dad pflegen muß, der dank ihrer Unachtsamkeit die Funktion seiner Beine eingebüßt hat. Louise schmachtet immer noch ihrem angeblichen Verlobten hinterher, der vor 19 Jahren vor der Hochzeit plötzlich verschwand (ein von ihr seither engagierter Privatdetektiv ist nicht eben erfreut, alljährlich von ihr zu hören), ist mit ihrem Job unzufrieden und hat durchaus ein Gerechtigkeitsbewußtsein bezüglich der Behandlungsmethoden ihres Erzeugers, der irgendwo zwischen altem Gneiskopp und totalem Arschloch hin und her schwankt.
Im Städtchen hat sie einen gewissen Ruf weg, aber da ihr Geschmack und ihre eigenen "social skills" irgendwo vor 20 Jahren stehen geblieben sind, wirkt sie mehr wie das Dorfkuriosum und hat aufgrund ihrer latenten Macke keine große Lobby, abgesehen mal von der netten jungen Kollegin Emily.

Die Schilderung dieser Situation füllt denn auch die erste Hälfte des Films nicht sonderlich gut auf, erschöpft sich der Plot doch in endlosen Gesprächen über unerfüllte Wunschträume und vergeudete Leben, wenn Daddy nicht mal wieder auf Louise rumtrampelt oder sie ihn phantasievoll in ihren Wachträumen in die nächste Welt befördert.
Erträglich wird das alles nur durch die Leistung Carrie Snodgrass, die das vertrocknete Blümchen mit dem leichten Emotionsknick wirklich mit Leben erfüllt, aber schlußendlich passiert einfach zu wenig, das zarte Pflänzchen Handlung immer wieder totgetreten durch maßlos schlechte Songs, die endlos durch dialoglose Szenen brettern.

Zur Halbzeit nimmt der Plot dann die Abkürzung ins Theaterhaft-Absurde, denn Louise kauft sich im Laden an der Ecke einen Babyschimpansen (weil es den ja da auch öfter mal gibt) und nervt Dad damit noch eine Runde mehr.
Das führt dann zu noch mehr Kalamitäten, die man wiederum nur erträgt, weil Ray Milland eine mehr als brauchbare Darstellung als Rollstuhltyrann abgibt, dem man zwischendurch immer mal wieder Mitleid schenkt, wenn die Hauptfigur zu sehr nervt, der aber gegen Ende immer widerwärtiger gerät.

Ja, und dann ist da nach wenig flotten 90 Minuten noch die große Pointe, auf die man natürlich auch selbst kommen könnte, wenn man den Film nicht komplott verschläft, bis es dann auf dem titelgebenden Dachboden ans Eingemachte geht, was aber nicht mehr viel retten kann - der Horror erschöpft sich in ein paar Gruselelementen.
Wer also auf Personendrama steht oder glaubt, sein Leben aktuell zu vergeuden, kann hiermit ein paar Punkte machen, die Darstellerleistungen sind über jeden Zweifel erhaben (wenn auch nicht eben sympathisch), die Kamera ist gut, die Inszenierung brauchbar, aber das Drehbuch ist ein gestreckter Käse, dem etwas mehr Thrillerwürze ganz gut getan hätte, anstatt die Backstory von einer schwatzhaften Bibliotheksbesucherin nach fünf Minuten ausplaudern zu lassen, um dann den Restfilm auf diesem Stand herumzureiten.
Und noch mal für alle: wenig Terror, kein Horror und ob das genau 13 Stufen waren, weiß nur der Schimpanse. (4/10)

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