Review

Rocky gegen Rußland…

Ehernes Gesetz einer erfolgreichen Filmreihe ist es seit jeher, diese zu melken, zu melken, zu melken…irgendwann werden die Filme schlechter, aber bis der zahlende Kunde das Merkt, ist schon genug für den nächsten Streifen verdient. Und so verhält es sich leider auch mit den Geschichten rund um den mittelmäßig talentierten, aber mit großem Kämpferherzen ausgestatteten Boxer Balboa, dessen vierter Streich ihn gegen einen schier übermächtigen Russen führt. Und wie wir es gewöhnt sind – und das ist bei Rocky auch gut so – setzt der Film mit dem letzten Kampf Rockys ein. Danach ist unser aller Boxer zurückgetreten, er sieht ein, daß auch ein Mann älter wird, Geld ist genug da, also was soll es…doch Apollo Creed mag noch nicht aufs Altenteil, tritt in einem Schaukampf gegen den Russenriesen Drago an und wird von diesem im Ring totgeschlagen. Boxen ist halt ein Männersport…und liefert hier den für die Achtziger Jahre nötigen Racheanlaß. Also nimmt Rocky das Training wieder auf, stellt sich dem Russen in Moskau im Ring und liefert so ganz nebenbei noch den wirklichen Grund für Glasnost und Perestrojka. Jaja, wenn Fäuste sprechen…

Es geht sanft bergab mit den Boxerfilmen rund um die Familie Balboa. Waren Pauly und Adrian im dritten Teil schon eher wenig auf der Leinwand zu sehen, sind sie im aktuellen Teil kaum mehr vorhanden…Stichwortgeber für Rockys Monologe. Schade, denn einen großen Reiz der Serie verkörperte in meinen Augen das Geschehen abseits des Boxrings. Doch die Leute wollen Action sehen, und davon gibt es hier noch mehr als im dritten Teil. Der Rest des Films ist im Grunde ein Aufguß der bisherigen Stories…Rocky mag nicht mehr, trainiert dann doch, Adrian ist besorgt, Pauly maulig, man boxt, bekommt auf die Zwölf, hat aber mehr Nehmerqualitäten als der Gegner und gewinnt. Aber was soll es, der Film ist auch kürzer als seine Vorläufer, läßt nicht viel Zeit zum Nachdenken und könnte eher als „Rambo im Ring“ durchgehen.

Doch er hat wahrlich Schwächen, die deutlich dem Entstehungsjahr geschuldet sind. Der völlig unnötige Roboter gehört da genau so dazu wie der schräge Soundtrack, man vermißt sofort die bekannte und beliebte Hymne. Richtig schlimm aber wird es, wenn die Russen vor dem Kampf und Rocky nach dem Kampf den Mund auftun, das ist kalter Krieg in seiner Hochphase und widerwärtiger amerikanischer Allmachtstraum. Diese Sequenzen sind vor allem mit reichlich zeitlichem Abstand erfreulich anzusehen, wäre heute nicht mehr denkbar, dieser Appell and das Publikum, da schüttelt man sich. Schauspielerisch ist alles im grünen Bereich, die Nielsen ist blond, der Dolph redet nicht, Adrian kuckt wie immer betreten aus der Wäsche und Rocky trainiert sich einen Wolf – und die Trainingsszenen sind in der Kombination mit dem Training des Russen prima geschnitten und montiert – es siegt die Natur über die Technik. Nicht schlecht also, die Action immer im Vordergrund, und die Kasse klingelt - 7/10.

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