Night on Earth (1991)

5 Taxifahrer, 5 Städte, 5 Geschichten, eine Nacht. Jim Jarmuschs Night on Earth hat keine zusammenhängende Handlung, nur fünf Taxifahrten, auf denen diverse Charaktere aufeinander treffen. Eine angehende Mechanikerin und eine Hollywoodagentin. Ein Deutscher in New York und ein Heissblut aus der Bronx. Eine Blinde mit besonderem Scharfsinn und ein verschlossener Ivorer. Ein Priester und ein regelbrechender Tu-Nicht-Gut. Ein leidgebeutelter Mann und drei Betrunkene.

Meinung:

Jim Jarmusch gilt nicht umsonst als Ikone des Indyfilms. Entgegen aller Mainstreamklischees inszeniert er hier fünf sehr unterschiedliche und jede auf ihre eigene Art faszinierende Geschichten.

Seine Charaktere treffen zufällig aufeinander, alle mit ihrem eigenen Leben, eigenem Background, eigenen Ansichten. Statt ausgefeilter Rahmenhandlung liegt Jarmusch' Fokus auf diesen Charakteren und aus jeder Geschichte kann man gewisse Lehren ziehen.

Ohne zu viel zu verraten, gehören dazu so grundlegende, aber häufig vergessene Dinge wie:

- verfolge deine eigenen Träume, nicht die der Masse

- beurteile nie ein Buch nach seinem Äußeren

- auch wenn du dich schlecht fühlst, auch andere haben viel (oder bedeutend mehr) Leid hinter sich

Wie gesagt, eigentlich Selbstverständlichkeiten, aber heute wie damals sind das Dinge, die wir uns immer mal wieder vor Augen halten sollten, anstatt zu jammern oder der Masse hinterher zu eifern.

Dabei zwängt Jarmusch einem das nicht auf und bietet neben den "Lebensweisheiten" vor allem interessante, gut gespielte und oft einfach sehr menschliche Charaktere, die in dichter Atmosphäre für einige Erkenntnisse, einiges an guter Laune, aber auch für einige traurige und melancholische Momente sorgen. Ach ja, und auch mal für einiges, was einfach nur sehr abstrus daher kommt. Ich sage nur Rom und Roberto Benigni. 

Dass das alles sorgsam und einfach schön inszeniert ist, ohne Effekthascherei auf der einen oder Prätentiösität auf der anderen Seite, rundet das Filmerlebnis ab.

Kurzum:

Mal absurd, mal melancholisch, mal tragisch, mal komisch - aber stets unterhaltsam und charmant, ohne unnötiges Brimborium. Klasse!