Um Altmime Chuck Norris („Missing in Action”, „The Delta Force”) war es in den letzten Jahren relativ still, aber mit nunmehr 65 Jahren kann er es inzwischen ja auch etwas ruhiger angehen lassen, zumal er nach dem Ende von Cannon in den Neunzigern kaum noch erwähnenswerte Filme drehte.
Wohl nur des Geldes wegen heuerte er jetzt unter William Tannen („Flashpoint“), der ihn seinerzeit schon in „Hero and the Terror“ in Szene setzte, für Nu Image noch einmal an und beschert uns ein höchst durchschnittliches B-Movie.
„The Cutter“ ist keine völlige Zeitverschwendung, aber auch weit von dem weg, was sich aktuell zur Genrespitze zählt. Der müde Norris, hier als Privatdetektiv John Shepherd, macht auch in keiner Szene den Eindruck als wolle er Bäume ausreißen, schlägt sich einer Handvoll unspektakulärer Martial Arts – Szenen, die auch recht unübersichtlich geschnitten wurden, aber ganz passabel. Wenn man genau darauf achtet, entdeckt man die Doubles, aber es artet nicht in Seagalsche Operetten aus. Norris ist für sein Alter eben noch ganz rüstig und hat immerhin einen etwas längeren Kampf gegen Schakal Daniel Bernhardt („Bloodsport 2“, „Nature Unleashed: Tornado“), der ihm aber tüchtig den Hintern versohlt. Nun ja, der Altersunterschied...
Der Plot selbst ist eher notdürftig, nicht sonderlich interessant, um nicht langweilig zu schreiben, und will ganz offensichtlich Aufmerksamkeit erregen, indem er ein wenig provokanten Background um Altnazis, den Holocaust und KZ-Überlebende mit integriert, was dem Film allerdings nichts bis auf ein paar S/W-Flashbacks und deutsche Dialoge bringt, die der Schweizer Daniel Bernhardt auch brav aufsagt.
Der gibt hier auch in seiner wie üblich schwachen Performance (Ich kann dem Mann nun mal nichts abgewinnen...) den rückradlosen Gangster Dirk, der sich bei einer Ausgrabungsstätte in Israel ein mit Diamanten besetztes Artefakt bemächtigte, indem er ihn aus dem Torso einer Mumie schnippelte und alle anwesenden Archäologen ermordete. Im Auftrag eines Altnazis, der früher im KZ von Auschwitz wachte, sucht er nun nach dem jüdischen Diamantenschleifer Isaac Teller (Bernie Kopell), der die unmenschliche Institution einst überlebte, Diamanten allerdings einen ganz bestimmten Schliff verpassen kann.
Als man ihn und seine Tochter Elizabeth (Joanna Pacula, „Warlock: The Armageddon“, „Virus“) deswegen kidnappen will, schliddert Shepherd eher zufällig in seinen nächsten Fall.
Sonderlich motiviert scheint hier von Regisseur Tannen bis Hauptdarsteller Norris tatsächlich niemand, denn „The Cutter“ ist bis in die Framespitzen ein B-Movie von der langen Stange mit leider zu wenig Action, die sich aus einer solide umgesetzten Verfolgungsjagd und ein paar durchschnittlich inszenierten Martial Arts – Szenen zusammensetzt.
Auch wenn Tannen hier bisweilen im Tony Scott – Modus der Überinszenierung frönt, wird doch schnell klar, dass „The Cutter“ eher platte, wenn auch fachgerecht umgesetzte B-Unterhaltung bleibt, die von Nebenfiguren wie der ein paar Informationen an Shepherd herantragende FBI-Task-Force auch noch unnötig ausgebremst wird und bisweilen ein wenig lächerlich geschrieben wurde. Wenn beispielsweise gerade Elizabeth mit hyperwichtigen Beweisen Shepherds Wohnung betritt, kurz darauf das Licht kurz flackert und darauf prompt ein Elektriker vor der Tür steht, den Chuck hyperverdächtig findet und deswegen der gezogenen Waffe zuvorkommt, sieht das aus, wie aus dem ABC der Drehbuchschreiber für Hobbyautoren entnommen.
Während Nu Image – Fans nach schauspielendem Inventar wie Todd Jensen, Dean Cochran, Isaac Florentines Spezies Marshall R. Teague / Eli Danker oder Chucks Bruder Aaron als Interpol-Agent Ausschau halten, werden Nichtgenrefans nur mit den höchst uninteressanten Ermittlungsarbeiten John Shepherds konfrontiert, wo die Geschichte doch schon viel zu lange brauchte, um überhaupt anzulaufen. Denn bis Dirk den alten Mann endlich ausfindig gemacht, entführt hat und der total naive Isaac nebst ungewöhnlich sorgloser Tochter (Hat anfangs scheinbar keine großartige Bedenken wo ihr Onkel nun verblieben ist?!) eingeführt sind, vergeht bereits zu viel Zeit, in denen höchstens Norris lockere Sprüche noch ein Grinsen hervorrufen. Der spielt ohnehin nicht besonders und hat einiges an Charisma eingebüßt, darf den Film ab und an aber auf die leichte Schulter nehmen.
Hat man dann nach langwierigen Recherchen dank Eli Danker und Internet auch einen Plan davon, was für wertvoller Schmuck hier mit im Spiel ist, welche Rolle die Vergangenheit spielt und wer sich hinter allem verbirgt, kann John Shepherd in einem kurzen, wahrlich kein Highlight darstellenden Showdown alle versorgen, die es zum Schluss noch nötig haben.
Ein würdiger Abschluss ist die Klopperei sicherlich nicht, auch weil Shepherds intuitive Kombinationsgabe vorweg völlig unglaubwürdig ist und das holde Weiblein mal wieder entgegen des gesunden Menschenverstands sich doch auf eigene Faust in Gefahr begeben muss, anstatt auf Opa Chuck zu hören.
Fazit:
Nach nicht einmal 85 Minuten ist es dann auch bereits wieder vorbei. „The Cutter“ ist kein Comeback von Chuck Norris, sondern Altervorsorge. Vielleicht macht er ja bald das, was Charles Bronson ab Ende der Achtziger nur noch tat, nämlich sich für schwache Actionthriller hergeben. Im dicht besiedelten Durchschnitt stecken bleibend, ist „The Cutter“ deutlich von dem entfernt, was zurzeit in diesem Genre möglich ist.
Norris-Fans können ja einmal hineinschauen, verpassen tut man hier allerdings nichts. Dafür ist die Geschichte zu öde, die Beteiligten zu lustlos und die Action zu selten wie unattraktiv umgesetzt. Schorse, warum tust du dir das noch an?