Rocky hat Angst…
Nach dem großen Erfolg der ersten beiden Filme rund um den sympathischen Underdog und dessen gelebtem amerikanischem Traum war eines klar: diese Kuh kann noch länger gemolken werden. Der Zuschauer möchte einfach wissen, wie es rund um die Familie Balboa weitergeht, deren Innenleben schon immer eher im Vordergrund der Boxgeschichten stand. Also auf zum dritten Teil, und auch hier wird nichts falsch gemacht. Rocky ist Weltmeister und verdient massig Geld mit Werbung und Schaukämpfen. Doch sein Herz ist nicht mehr ganz bei der Sache, er hat den eisernen Willen verloren, der ihn einst ausgezeichnet hat. Dumm nur, daß ein aufstrebender schwarzer Boxer dies erkennt, Rocky zum Duell fordert und übel verprügelt. Diese Geschichte überlebt Rockys Trainer Mickey nicht, und so wäre es fast vorbei gewesen…würde nicht Apollo Creed auf den Plan treten, Rocky unter seine Fittiche nehmen und ihm zeigen, was es braucht, ein wirklicher Weltmeister zu sein. Doch der einst so furchtlose Rocky hat Angst…die ihm erst seine Frau Adrian nehmen kann. Und so kommt es, wie es immer kommt: es kann nur einen geben.
Alles richtig gemacht, kann man da nur sagen. Der Film beginnt mit dem sagenhaften Ende des zweiten Teils, setzt die Geschichte daher nahtlos fort. Und auch hier geht es nicht nur ums Boxen, wenngleich diesem doch mehr Raum gegeben wird als in den Vorläufern. Wir sehen die immer gleichen Szenen von Training, Qual und Kampf, sehen fliegende Fäuste und erleben Kopftreffer, die die Herren Schulz und Maske umgebracht hätten. Doch der eigentliche Fokus liegt nicht auf den Kämpfen, sondern eher auf dem Tagesablauf des Champions und seiner Entourage. Rocky hat nun einen Sohn, somit verschieben sich die Perspektiven seines Lebens gewaltig, er denkt sogar an Rücktritt. Gewohnt souverän verkörpert Stallone sich selbst, und auch sein eigener Sohn ist mittlerweile zum Teil des Ensembles geworden.
Es geht wieder um die Moral, um das Herz, das man einer Sache widmen muß…Rocky 3 ist auch die klassische Umsetzung der alten Weisheit, das etwas halbes nichts ganzes sein kann, daß man nie etwas erreichen wird, wenn man es nicht mit aller Kraft möchte und auch bereit ist, ein Scheitern hinzunehmen, solange man es nur versucht hat. Und daher kann man an dem Film auch kaum etwas Negatives finden…schade vielleicht, daß Adrian und Paulie eher in den Hintergrund gedrängt werden, denn gerade in den Gesprächen mit seiner Frau findet der Boxer seinen Glauben an sich zurück. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn wir hören die bekannte Musik, sehen Menschen, die fast zu guten Bekannten geworden sind und freuen uns mit Rocky, wenn dieser den großmäuligen Herausforderer in die Schranken weist. Geradliniges Kino mit schlummerndem Anspruch, ein Zeitzeugnis wie die anderen Filme rund um den Mann mit der harten Rechten – 9/10.